Die #BeraterBeraterin Alpha-Schach für Frauen im Consulting: Sieben Tipps für höhere Sichtbarkeit

Frauen erhalten weniger Medien-Coverage und sind seltener auf Podien vertreten. Doch wer ist daran schuld? Und welchen Anteil können Frauen selbst beeinflussen? Beraterberaterin Susan Mathony analysiert die Hintergründe und zeigt auf, wie Frauen im Consulting – ähnlich wie einem Schachspiel – strategische Züge im voraus planen sollten, um mehr Sichtbarkeit zu erzielen.

Auch beim Schach geht es darum mehrere Züge vorauszudenken. Hier eine Szene aus der Netflix-Serie “Das Damen-Gambit”. (Bild: picture alliance / Everett Collection | ©Netflix/Courtesy Everett Collection)

Kürzlich beklagte sich Holger Geißler, er finde nicht ausreichend weibliche Expertinnen für die Besetzung seiner Podiumsdiskussionen. Er lehne aus innerer Überzeugung „Manels“ – also rein männlich besetzte Panels – ab.

Wie schrieb er? „Dazu kommt im Durchschnitt die geringere Bereitschaft von Frauen, sich auf die Bühne zu wagen. Das erlebe ich so seit Jahren, nicht nur in der Consultingbranche.
Da muss das Thema schon genau passen, damit eine Frau zusagt
.“

Erst bin ich zusammengezuckt. Fragte mich, ob er nicht ausreichend oder an den richtigen Stellen nach Top-Speakerinnen suche. Dann ließ ich meine mehr als 25 Jahre im Professional Services-Marketing Revue passieren.
Und ich musste Holger Geißler Recht geben.

Das berühmt-berüchtigte „white/pale/male”-Argument ist nicht an allem „schuld“.

Manels entstehen nicht nur deshalb, weil Männer allein unter sich über Expertenrunden entscheiden. Oder es noch immer deutlich mehr Männer in Führungspositionen gibt.
Es liegt zum Teil – und mit dieser Aussage schaffe ich mir keine Freunde/Freundinnen – auch an den Frauen selbst. Doch warum ist das so?

Viele Gründe, warum Frauen noch zu häufig vor der Sichtbarkeit zurückschrecken

In meiner #BeraterBeraterin-Kolumne „Wer Sichtbarkeit fordert, sollte ins Rampenlicht: Ein Appell an Beraterinnen“ hatte ich die Aspekte

  • ... zu perfektionistisch inkl. dem Selbstanspruch, in allem 120% sattelfest zu sein
  • … Overthinking
  • Impostor-Syndrom samt unnötiger Bescheidenheit
  • ... Doppel- und Dreifachbelastung inklusive Care-Arbeit
  • ... das „Women don't ask“-Phänomen [Hinweis: Damit ist gemeint, dass Männer eher nachfragen als Frauen]
    sowie
  • ... die Sorge, auf das Äußere reduziert zu werden

beschrieben.
Diese inneren Barrieren erlebe ich weiterhin in unseren Female Empowerment-Workshops oder den Positionierungen von Female #SocialCEOs.

Wie formuliert es Sascha Lobo auf Instagram:

Mir ist völlig klar, dass es für dieses Verhalten eine Reihe von patriarchal gelagerte Gründen gibt, allem voran, wie Frauen in der Öffentlichkeit etwa auf Bühnen wahrgenommen werden, und dass ihnen Fehler und schon Ungenauigkeiten oder die bloße öffentliche Existenz samt einer gewissen Reichweite mit einer Radikalität und einer persönlichen Giftigkeit um die Ohren gehauen werden, die bei Fehlern von Männern selten zu finden sind.

Die Konsequenz dieser überkommenen Denkmuster?

Bei Keynotes oder Panels mangelt es weiter an Frauen!

Dies liegt zum Teil auch am Vorschlagsprozess – und zwar von beiden Geschlechtern. Sprich: Es fehlt an Männern, sich pro-aktiv für Frauen einzusetzen, wenn Events, Beiräte oder andere Gremien nicht ausreichend divers besetzt sind.
Aber es sind auch die Frauen selbst gefragt, sich gegenseitig ins Boot zu holen. Je mehr Vorbilder es gibt, um so besser. Nur gemeinsam lässt sich dieser Teufelskreis der weiblichen „weniger-Sichtbarkeit“ durchbrechen.

Einen entscheidenden Beitrag dazu können die Leitmedien leisten. Denn noch erhalten Top-Managerinnen in Deutschland nur ein Viertel der gesamten Mediencoverage; Männer dagegen drei Viertel.

Warum ist Sichtbarkeit für Frauenkarrieren entscheidend

In meinem Interview mit dem ‚Business Insider‘ „Was eine Karriere in der Beratung mit Schach zu tun hat, und wie Frauen es ganz nach oben schaffen“ nannte ich das Beispiel der Schachspielerin Beth Harmon aus „Das Damengambit“. Die kannte die Züge aller Großmeister und wurde so erfolgreich.

Warum diese Schach-Analogie?

Ähnlich einem Schachspiel sollten Frauen ab Tag 1 drei, vier Karriereschritte vorausplanen. Dazu gehören u.a. umsatzstarke, prestigeträchtige Projekte und innen- wie außenpolitisch starke Mentoren.

Konsequente Sichtbarkeitsstrategien inklusive der beschriebenen Panelauftritte sind ein weiterer, relevanter Schachzug.

Ein anderer Karrierebooster für das jährliche Appraisal sind Studien und White Paper.

Was ich bei Thought Leadership-Projekten noch zu häufig erlebe:

Zwar schreiben viele Beraterinnen an Studien mit. Aber am Ende fehlt ihr Name obendrauf. Sie landen im Klappentext, statt sich die Erwähnung auf der Titelseite zu erkämpfen. Das aber ist fatal. Der Preis für die Sondermeile an Abenden und Wochenenden ist Sichtbarkeit für die eigene Arbeit. Das lautlose Analysieren von Datensätzen hinter den Kulissen bringt nichts.

Das gleiche gilt für die Pressearbeit und die digitale Sichtbarkeit auf LinkedIn!

In unseren Corporate-Influencer-Programmen oder der Beratung zur LinkedIn- und PR-Positionierung erlebe ich noch zu oft:

  • Männer gehen sehr viel tiefenentspannter ans Werk – eben „Better done, than perfect“.
  • Besonders im Consulting oder den Big 4 neigen Frauen dagegen eher zum Overthinking. Sie treibt die Sorge um, in ihrer Außenkommunikation als „too salesy“, zu persönlich, zu aufdringlich oder zu langweilig zu erscheinen.

Mehr zum Thema finden Sie als PDF zum Download hier:
How to be visible: Vier Erfolgsprofile auf LinkedIn mit Lernkurve für den eigenen Account“.

Meine sieben Tipps zum Mindset-Shift für erfolgreiches Alpha-Schach

1. Statt "Meine Projektarbeit spricht ausreichend für sich selbst“

lieber denken:
"Ich bin dafür verantwortlich, den Menschen zu zeigen, welchen Added Value ich schaffe. So steigen Teamerfolg und Gesamtumsatz."

2. Statt „Sichtbarkeit und Netzwerke aufbauen ist eine On-Top-Belastung"

lieber denken:
„Sichtbarkeit und Netzwerke sind ein mächtiger Multiplikator für meinen Einfluss und meine Karriere."

3. Statt "Das wirkt zu aufdringlich, laut und damit unauthentisch"

lieber denken:
"Gehalt und Bonus erhalte ich auch dafür, eine klare Meinung nach außen zu vertreten."

4. Statt "Ich lehne es ab, mit harten Bandagen zu kämpfen. Männer finden das zickig"

lieber denken:
"Ich passe meine Taktiken und Strategien individuell an die Situation an."

CONSULTING.aktuell: der Newsletter der Consultingbranche

News +++ Jobs +++ Whitepaper +++ Webinare
Wir beliefern täglich mehr als 4.000 Abonnenten

5. Statt der Angst vor dem Vorwurf „Frauen sind so emotional“

lieber denken:
„Ich weiß um die Kraft des Empathie-Trumpfs.“
Schließlich hat das Konzept der emotionalen Intelligenz längst revolutioniert, wie wir über Führung denken, und hat das Gros von uns die HBM-Ausgabe "Können Sie CEO? – Weniger BWL, mehr Empathie" gelesen.

6. Statt „Ich verkneife mir eine klare Haltung, um nicht hausintern anzuecken“

lieber denken:
„Ich lebe den #daretolead-Appell von Rene Brown “Clear is kind, unclear is unkind.”
Keine Flagge zu zeigen, verhilft nicht zum Partnerstatus oder zur C-Level-Karriere außerhalb des Consulting-Kosmos. Das gelingt erst mit Mut zu Klarheit und Wahrheit – auch gegen Widerstände.

sowie last but not least

7. Statt der Angst "Meine gezielte Sichtbarkeit könnte Nachteile mit sich bringen"

lieber denken:
"Ich priorisiere mein professionelles und persönliches Wachstum, weil ich es mir wert bin."

Jetzt ist Ihre Dame am Zug – für geschäftlichen wie persönlichen Erfolg. Lernen und spielen Sie „Alpha-Schach“!

 

Über die Person

Susanne Mathony, Geschäftsführerin von Mathony Brand Strategists. Die internationale Marketing- und Kommunikationsberaterin blickt auf mehr als zwei Jahrzehnte Führungserfahrung im Bereich Professional Services zurück. Auf EMEA- und globaler Ebene arbeitete sie u.a. für Accenture, AlixPartners, Strategy& sowie Russell Reynolds Associates. Die ausgebildete Journalistin und Politologin begann ihre Karriere in einem Think Tank in Washington.

Diskutieren Sie mit!     

Noch keine Kommentare zu diesem Artikel. Machen Sie gerne den Anfang!

Um unsere Kommentarfunktion nutzen zu können müssen Sie sich anmelden.

Anmelden

Mehr zum Dossier: Frauen im Consulting

Artikel dieser Ausgabe:

alle anzeigen

Weitere Highlights auf CONSULTING.de