Ricardo Biron, Buch-Experte und Ghostwriter Wie aufwendig ist es als Beratender ein Buch zu schreiben?

Auch wenn die Veröffentlichung des Buchs für Annalena Baerbock eher unglücklich war, kann ein Buch für Beratende viel Gutes bewirken, so Buch-Experte Ricardo Biron. (Bild: picture alliance/dpa | Christoph Soeder)
Warum kann es Sinn machen als Berater ein Buch zu veröffentlichen?
Ricardo Biron: Ein Buch hat für einen Berater mehrere Vorteile: Zum einen werden Autoren als Experten ihres Bereiches angesehen. Dementsprechend erhält der Berater durch das Schreiben und Veröffentlichen eines eigenen Buches einen Expertenstatus. Außerdem steigt das Vertrauen in den Experten, wodurch es ihm leichter fällt, Folgeangebote zu erzielen und mehr Angebote an Land zu ziehen.
Das Buch stellt für Interessenten auch einen ersten Einstiegspunkt für einen Kontakt mit einem Berater dar: Jemand kauft sich also zuerst ein Buch, ohne gleich ein Seminar oder eine Veranstaltung des Beraters zu besuchen oder sogar einen Beratungstermin in Anspruch nehmen zu wollen. So ist ein sanfter Einstieg in die Thematik rund um den Experten möglich. Im Übrigen erzielt man mit einem Buch Einnahmen – selbst wenn das Buch als Marketingtool eingesetzt wird.
Und es hilft, sich von anderen Dienstleistern auf dem Markt abzuheben, die kein Buch veröffentlicht haben.
Wie findet man das richtige Thema?
Ricardo Biron: Das richtige Thema sollte man eigentlich nicht suchen müssen. Es sollte im besten Fall schon von Anfang an klar sein. Man sollte das Thema wählen, das den Autor auch im Alltag beschäftigt. Daher sollte man sich eher Gedanken darüber machen, wie man das Ganze verpackt. Denn viel mehr Menschen kämpfen damit, zu viel Wissen und Informationen in ein Buch packen zu wollen, als damit das richtige Thema zu wählen.
Hermann Simon hat knapp 40 Bücher in seiner Karriere geschrieben. Eine unvorstellbare Anzahl. Wie aufwendig ist es überhaupt ein Buch zu schreiben?
Ricardo Biron: Der Aufwand hängt immer davon ab, wie man an das ganze Projekt herangeht. Will man den kleinstmöglichen Aufwand, dann wählt man den Weg über einen Ghostwriter. Das eigene Zeitinvestment beträgt hierbei etwa sechs bis 12 Stunden, die in Form von Interviews und Feedbacks verbracht werden. Dabei führt man zu Beginn ein Interview mit dem Ghostwriter und dieser fertigt anschließend den Text an. Dieser Text geht dann an den Autor zurück, der wiederum Feedback für den Ghostwriter zusammenstellt. Auf diesem Weg wäre es demnach kein Problem, 40 Bücher zu veröffentlichen.
Der aufwendigere Weg ist es, das Buch selbst zu schreiben. Dabei nimmt man sich selbst beim Sprechen der Inhalte auf und lässt das transkribieren. Aus dieser Niederschrift schreibt man wiederum sein Buch. Mithilfe der richtigen Tools kann das Buch auf diesem Weg innerhalb von vier bis acht Wochen geschrieben werden.
Welche Unterstützung braucht man, um ein Buch zu schreiben?
Ricardo Biron: Das hängt tatsächlich von vielen verschiedenen Themen ab. Zunächst muss man entscheiden, mit welchem Ziel das Buch geschrieben werden soll. Möchte man beispielsweise ein Fachbuch schreiben, mit dem Hintergrund, neue Kunden zu gewinnen? Oder ist das Ziel, mit dem Buch eine Aussage zu untermauern und sich somit am Markt zu platzieren. Ist die Entscheidung über ein Buch getroffen, braucht man anschließend die passende Beratung, um sicherzustellen, dass das gewählte Ziel erreicht wird.
Neben diesem Berater wird auch Unterstützung in anderen Bereichen benötigt.
Denn um ein Buch zu veröffentlichen, muss man es zunächst positionieren, passende Inhalte finden und es schreiben.
Nachdem es geschrieben wurde, wird es lektoriert und geht anschließend in die Grafik. Daraufhin erhält man eine fertige Druckdatei und es geht in den Druck. Das alles sind Bereiche, in denen man sich Unterstützung suchen sollte.
Welchen Aufwand beim Buchschreiben unterschätzt man in der Regel?
Ricardo Biron: In der Regel wird die Planung sehr unterschätzt – viele nehmen sich hierfür zu wenig Zeit und haben dann im Laufe des Projekts große Schwierigkeiten. Denn je besser die Planung am Anfang, je klarer die Struktur und je genauer die Inhalte ausgearbeitet sind, desto leichter wird es, das Buch zu schreiben. Natürlich ist die Hauptarbeit des gesamten Projekts, das Schreiben des Buches selbst, aber unterschätzt wird meist die Zeit, die für die Planung am Anfang benötigt wird.
Wie findet man heraus, ob man der Typ ist, um selbst ein Buch schreiben zu können? Oder doch besser ein Podcast?
Ricardo Biron: Meiner Meinung nach schließt das eine das andere nicht aus. Denn ist man kein Schreiberling, kann man sich, wie bereits erwähnt, die Unterstützung eines Ghostwriters holen. Ist man hingegen gut im Sprechen, holt man sich jemanden dazu, der einen interviewt. Daraus kann dann wieder das Buch entstehen und ein Podcast ebenfalls.
Sie bieten Unterstützung und Coaching beim Bücherschreiben an: Sind Sie eine Art Ghostwriter? Wo fängt Ihr Coaching an, wo hört es auf?
Ricardo Biron: Ja, teilweise übernehmen wir das Ghostwriting einiger Kunden. Unsere Hauptaufgabe liegt jedoch darin, unsere Kunden darin zu beraten, wie sie ihre eigenen Bücher schreiben können. Es gibt viele Menschen mit jahrzehntelangem Wissen, denen jedoch nicht klar ist, wie sie dieses Wissen am besten verpacken. Ihnen fällt es sehr schwer, dieses Wissen so aufzubereiten, dass es später einem bestimmten Zweck dient, wie zum Beispiel der Neukundengewinnung oder der Interessentengewinnung.
Wir helfen also bereits bei Schritt eins: Der Planung, der Zielgruppenanalyse und der Marktrecherche. Anschließend unterstützen wir natürlich den Schreibprozess, das Grafische und die Vermarktung. In all diesen Bereichen sind wir in beratender Form vertreten – bis zu dem Punkt, wo das Buch gekauft wird und die Interessenten mit unseren Autoren in Kontakt treten können – wir bieten also eine allumfassende Rundumbetreuung.
Bei Annalena Baerbock ist die Veröffentlichung eines Buchs mal so richtig nach hinten losgegangen. Welche Fehler sollte man tunlichst vermeiden?
Ricardo Biron: Einer der häufigsten ersten Fehler, den viele machen, ist, dass sie sich zu wenig Gedanken darüber machen, was das Buch einbringen soll. Hat es beispielsweise den Zweck, mehr Kunden zu einem gewissen Thema zu bringen? Dann sollte es auch auf genau dieses Thema ausgelegt sein.
Viele legen den Zweck nicht fest, schreiben dann über etwas anderes und verfehlen natürlich komplett das Ziel des Ganzen.
Ein weiterer Fehler, den ich häufig beobachten konnte, ist, dass viele Menschen einfach losschreiben, ganz ohne Plan und klare Strukturen – dabei kann ein Plan so hilfreich sein. Man kann sich im Laufe des Projekts daran entlanghangeln und damit steigt die Wahrscheinlichkeit, dass man sein Ziel erreicht, signifikant an. Außerdem handelt man somit nicht mehr aus dem Affekt, um irgendwann zu merken, dass man zu wenig Wissen, zu viel Wissen oder das falsche Wissen eingebaut hat.
Ein weiterer großer Gedankenfehler, den viele machen ist, dass sie keinen Gedanken an die Vermarktung des Buches verwenden. Dabei schreibt man ein Buch in der Regel nicht nur um des Schreibens willen, sondern auch um es zu verkaufen. Daher sollte man sich unbedingt Gedanken darüber machen, auf welchem Weg das eigene Buch gefunden werden kann und wie man das noch unterstützen kann.
Weitere häufige Fehler sind ein schlecht gewählter Titel oder ein unklares Cover: Hierbei wählt der Autor die Dinge aus, die ihm persönlich gefallen, lässt die Zielgruppe jedoch völlig außer Acht. Dabei muss er die Zielgruppe überzeugen. Ist der Titel also unklar oder das Cover unpassend, wirkt das auf potenzielle Käufer rasch abschreckend und führt dazu, dass das Buch nicht gekauft wird.
Wie wichtig ist ein Verlag? Wie findet man einen Verlag, der das Buch veröffentlicht?
Ricardo Biron: Ein Verlag war früher ausschlaggebend, weil es keine anderen Möglichkeiten gab, ein Buch zu veröffentlichen. Das Ganze hat sich schließlich durch Amazon verändert, sodass Autoren auf einmal selbst auf sich aufmerksam machen konnten. Amazon hat einen Marktplatz zur Verfügung gestellt. Mittlerweile ist auch Amazon nicht mehr der primäre Weg, um ein Buch zu veröffentlichen. Schließlich kann man mit vielen verschiedenen Methoden auf sich und sein Thema aufmerksam machen und Interessenten anwerben.
Aufgrund der vielen Möglichkeiten braucht man heutzutage also auch keinen Verlag mehr. Außerdem kann man die primären Aufgaben eines Verlages auch selbst erledigen und daraus viele Vorteile ziehen: Man kann die komplette Marge behalten und hat die Möglichkeit, mit den Käufern des Buchs in Kontakt zu treten.
Wie ist Ihre Sicht auf Self-Publishing? Macht ein Buch auch Sinn, wenn man keinen Verlag gewinnen konnte?
Ricardo Biron: Ein Buch im Selbst-Verlag ist vor allen Dingen dann sinnvoll, wenn man zwei Ziele verfolgt: Geld verdienen und die Kontaktdaten der Käufer sammeln. Denn wenn das Buch mit einem Verlag veröffentlicht wird, dann verdient vor allem der Verlag viel Geld. Abgesehen davon hat man keinen Zugriff auf die wertvollen Kontaktdaten der Buchkäufer. Ihnen kann man nämlich nach dem Kauf ein Nachfolgeangebot für eine weitere Zusammenarbeit unterbreiten.
Dementsprechend ist das Self-Publishing der sinnvollere Weg, wenn man Folgeangebote in Form von Trainings, Coachings, Dienstleistungen, Seminaren, Kursen und höherpreisigen Produkten im Allgemeinen hat und mit seinem Buch Geld verdienen möchte.
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