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Mark Sethe, 3e Unternehmensberatung Analytisches Denkvermögen, Kommunikationsfähigkeit und Resilienz – Diese drei Eigenschaften sollte ein Berater mitbringen

Was haben Sie ursprünglich studiert?
Mark Sethe: Ich habe mich für ein ausbildungsbegleitendes Studium entschieden, um schon in dieser Zeit möglichst viel Praxiserfahrung zu sammeln. Ich durfte in einem mittelständischen Familienunternehmen arbeiten und konnte dort sehr schnell die Inhalte aus der Ausbildung zum Großhandelskaufmann bzw. aus dem BWL-Studium mit Schwerpunkt Controlling anwenden. Meine Motivation bestand schon damals darin, mir theoretisches und praktisches Wissen anzueignen, um später ein eigenes Unternehmen führen zu können.
Was waren Ihre ersten Berührungspunkte mit der Consultingbranche?
Im Studium ging es schon früh um die Portfolio-Analyse von BCG und McKinsey. Das hat mich ziemlich neugierig auf das Thema Unternehmensberatung gemacht. Die Analyse von Geschäftsmodellen und Identifikation von Erfolgs- und Risikofaktoren lässt mich seither nicht mehr los.
Wie sind Sie zum Consultant geworden?
Mark Sethe: Um ehrlich zu sein, war das nach dem Studium gar nicht geplant. Ich hätte meine Karriere gerne in einem multi- und internationalen Unternehmen fortgesetzt, bekam dann aber im Bewerbungsprozess von einer auf KMU-Beratung spezialisierten Beratungsgesellschaft ein tolles Angebot. Durch meine bisherige Tätigkeit in einem KMU konnte ich die Learnings dort direkt an andere Mittelständler weitergeben. Dort konnte ich zahlreiche Unternehmensanalysen, Planungsrechnungen und Bankgespräche / Finanzierungsrunden begleiten. Nach der Grundausbildung beim BDU durfte ich diese eigenverantwortlich durchführen und konnte auch früh Führungsaufgaben innerhalb des eigenen Unternehmens wahrnehmen.
Wenn Sie nicht Consultant geworden wären, was wäre die Alternative gewesen?
Mark Sethe: Entweder eine Tätigkeit im Bereich Business Development mit Fokus auf die Erschließung internationaler Märkte oder im Bereich Finanz- / Rechnungswesen / Controlling für ein entsprechend ausgerichtetes Unternehmen.
Welche 3 Eigenschaften muss eine Person bereits zu Beginn für diesen Beruf mitbringen?
Mark Sethe: An erster Stelle sehe ich das analytische Denkvermögen. Es geht darum in jedem Projekt neue Sachverhalte möglichst schnell zu erfassen und passende Lösungsansätze zu finden. Ich habe hier Frau Prof. Dr. Niedereichholz in Erinnerung, die mich mit folgender Aussage geprägt hat: "Du musst nicht jede Branche im Detail kennen, aber als Berater musst Du Dir innerhalb von 24 Stunden die wichtigsten Fakten aneignen können." Damit die Klienten in diesen Prozess eingebunden werden, ist Kommunikationsfähigkeit die zweitwichtigste Eigenschaft. Das gilt für die Problemanalyse, Konzeptentwicklung und Umsetzung. Als dritte Eigenschaft denke ich an Resilienz, da psychische Belastbarkeit erforderlich ist, um mit Widerständen von Klientenseite umzugehen, z. B. die Erwartung eines möglichst hohen und schnellen return-on-consulting, aber auch die teilweise ungeregelten Arbeitszeiten und mögliche Reisetätigkeit.
Was machen Sie konkret in Ihrer Tätigkeit als Consultant?
Mark Sethe: Seit ca. 10 Jahren habe ich mich auf die Sanierung und Restrukturierung von Unternehmen spezialisiert. Ich werde dazu häufig von Banken angesprochen, ob ich alleine oder zusammen mit spezialisierten Kollegen aus meinem Netzwerk Sanierungsgutachten für Unternehmen in Krisensituationen erstellen kann. In der Regel wird dann zunächst ein Finanzstatus und eine Liquiditätsplanung erstellt, um zu prüfen, ob das Unternehmen nicht schon verpflichtet ist einen Insolvenzantrag zu stellen. Ggf. ist eine Überbrückungsfinanzierung mit den begleitenden Banken zu vereinbaren, um das geforderte Gutachten innerhalb von ca. 6 Wochen überhaupt erstellen zu können. Werden das Unternehmen und das Geschäftsmodell auf Basis einer integrierten Planungsrechnung dann als fortführungsfähig beurteilt, beauftragt mich der Klient in der Regel auch mit der Umsetzung der Sanierungsmaßnahmen als Interim-CRO oder -CFO.
Auf welchen beruflichen Erfolg sind Sie besonders stolz?
Mark Sethe: Jede erfolgreiche Sanierung und der Erhalt von Arbeitsplätzen treiben mich an, auch im nächsten Projekt erfolgreich zu sein.
Was macht Ihnen besonders Spaß an der Tätigkeit als Consultant?
Mark Sethe: Der Einsatz als Consultant ist sehr abwechslungsreich. Man kann sein Wissen und seine Erfahrungen aus den bisherigen Projekten immer wieder einbringen, lernt aber auch durch neue Situation immer etwas dazu.
Was vermissen Sie manchmal an Ihrem Job?
Mark Sethe: Wenn überhaupt, dann die Tatsache, dass man als Consultant zwar wesentliche Eingriffe in die strategische Ausrichtung, Prozesse und Strukturen vornimmt, aber daraus resultierende, wirtschaftliche Erfolg sich erst nach Monaten oder Jahren einstellt und häufig nicht mehr begleitet wird. In der Sanierungsberatung ist das aber etwas anders, man geht in der Regel erst dann, wenn die Veränderung nachhaltig bewiesen werden kann.
Die Arbeit als Consultant gilt gemeinhin als wenig familienfreundlich: Viele Überstunden, viele Reisen. Wie ist das bei Ihnen? Wie vereinbar ist Ihr Job mit der Familie?
Mark Sethe: Eine Tätigkeit im Consulting ist definitiv kein nine-to-five Job. Ich denke aber, dass jede verantwortliche Tätigkeit eine hohe Flexibilität voraussetzt. Von besonderer Bedeutung sind daher eine gute Kommunikation und Organisation innerhalb der Familie.
Haben Sie ein Zertifikat, dass Sie selbst als Consultant auszeichnet?
Mark Sethe: Durch die frühe Ausbildung beim BDU war es mir wichtig, mit meiner eigenen Beratungsgesellschaft auch Mitglied im BDU zu werden. Für den Aufnahmeprozess musste ich meine Expertise und Erfahrung nachweisen. Des Weiteren habe ich mich beim BDU als Unternehmensberater CMC/BDU (Certified Management Consultant) zertifizieren lassen, um meinen Klienten auch meinen Qualitätsanspruch dokumentieren zu können. Für die Tätigkeit im Bereich Sanierung und Restrukturierung ist der Zertifikatslehrgang von Prof. Werner am IfUS-Institut in Heidelberg von herausragender Bedeutung. Der Lehrgang vermittelt nicht nur die wichtigsten Inhalte, sondern öffnet mir seither einen Zugang zum Netzwerk der ausgezeichneten Dozenten und auch vielen Alumni.
Wie bilden Sie sich selbst weiter?
Mark Sethe: Ich besuche regelmäßig die wichtigsten Kongresse und Fachkonferenzen beim BDU und an der SRH / IfUS-Institut, um mit der aktuellen Gesetzgebung, Rechtsprechung und Consulting-Trends auf dem Laufenden zu bleiben. Diese Themen werden auch in den einschlägigen Fachzeitschriften behandelt, deren Lektüre ich dringend empfehle. Ein bis zwei Fach- oder soft skill-Seminare pro Jahr runden das Weiterbildungs-Programm ab. Ergänzend kann ich auch Anwendertreffen bei Softwareanbietern empfehlen, mit deren Tools man arbeitet. In meinem Fall ist LucaNet für die integrierte Planung, Konsolidierung und Reporting das einschlägige Tool.
Wenn Sie zehn Jahre in die Zukunft schauen: Werden Sie dann immer noch als Consultant arbeiten?
Mark Sethe: Das kann ich mir sehr gut vorstellen. Allerdings würde ich auch nicht ausschließen, dass ich dann Gesellschafter- oder Fremd-Geschäftsführer eines Unternehmens sein könnte und mich auf diesen einen Job konzentriere. Vielleicht mit wenigen Beratungs- oder Beiratsmandaten gepaart oder gar einer Dozententätigkeit.
Würden Sie den Beruf des Consultants weiterempfehlen?
Mark Sethe: Unbedingt! Wenn der Wille zum ständigen Lernen und Weiterbilden vorhanden ist, eine hohe Flexibilität und Anpassungsfähigkeit gegeben sind, ist das Consulting eine sehr gute Vorbereitung für spätere Führungsaufgaben.
Ihre Präferenz: Selbstständigkeit oder Angestelltenverhältnis?
Mark Sethe: Nach 15 Jahren Selbständigkeit ist meine Präferenz eindeutig: Ich möchte selbst entscheiden, mit wem und für wen ich arbeite!
Kurzvita

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