Benchmark-Studie von Oliver Wyman Automobilzulieferer: Mittelständler am Scheideweg

Die wirtschaftliche Performance der Automobilzulieferer hierzulande ist sehr unterschiedlich und hängt vorwiegend von der Größe ab. Vor allem die Mittelständler müssen an Wachstum und Profitabilität zulegen. Dies geht aus der Global Automotive Supplier Benchmark-Studie von Oliver Wyman hervor. Demzufolge kommen die Unternehmen mit mehr als fünf Milliarden Euro Umsatz in dem von den Beratern beobachteten Zeitraum auf ein Wachstum von durchschnittlich knapp 16 Prozent pro Jahr und einer EBIT-Marge von 7 Prozent. Zulieferer, kleiner als eine Milliarde Umsatz, weisen ihrerseits ein solides Wachstum von durchschnittlich fast 10 Prozent und einer EBIT-Marge von ebenfalls knapp 7 Prozent auf. Allerdings: Mittelständische Unternehmen mit einem Umsatz zwischen einer und fünf Milliarden Euro kommen nur auf ein Wachstum und eine EBIT-Marge von durchschnittlich etwa 5 Prozent jährlich.
Transformation zum "Global Player"?
Laut Oliver Wyman stehen gerade deutsche Unternehmen immer wieder an diesem Scheideweg. Hierzulande seien Zulieferer mit ihren Produkten oftmals so erfolgreich, dass sie gezwungen werden, für ihre weltweiten Kunden neue Fabriken aufzubauen und ihr Angebotsspektrum zu erweitern. Überschreiten sie dabei die Umsatzgröße von rund einer Milliarde Euro, erfordere dies neue Organisationsstrukturen und Prozesse, um eine globale Supply Chain und ein Portfolio aus verschiedenen Geschäftsbereichen zu führen. Nicht selten würden dabei Verlustbringer nicht rechtzeitig identifiziert, Investitionen falsch gesteuert und die Liquidität des Unternehmens nicht abgesichert. "Viele ehemals blühende Firmen sind so schon an ihrem eigenen Wachstum erstickt", erläutert Dr. Lutz Jäde, Partner bei Oliver Wyman und Leiter Restrukturierung.
Gelingt hingegen die Transformation zu einem globalen Player, können sich die Zulieferer oft als bevorzugte Lieferanten für die großen Plattformen der Automobilhersteller etablieren und entsprechende Synergien in ihrem Werksverbund realisieren: Der Studie zufolge ist mit einer Umsatzgröße ab rund fünf Milliarden Euro stärkeres Wachstum oft auch mit höherer Profitabilität verbunden. "Gerade stark wachsende Unternehmen müssen sich ständig fragen, ob sie reif für die nächste Stufe der Firmenentwicklung sind. Ansonsten droht ein schnelles Ende der Erfolgsgeschichte", so Jäde.
Dies sei umso wichtiger, da das Marktumfeld der Automobilzulieferer trotz mancher globaler Unsicherheit eine Vielzahl an Chancen verspricht. Gerade große Supplier haben hier dank ihrer Finanzkraft die Möglichkeit, auch über Akquisitionen zu wachsen und sich über Innovationen in neuen Technologiefeldern weiter zu entwickeln. So gehen die Oliver Wyman-Experten davon aus, dass der Wertschöpfungsanteil der Zulieferer am weltweiten Automobilbau bis 2025 etwa 67 Prozent (832 Milliarden Euro) betragen wird. Treiber dieser Entwicklung werden eine weiterhin positive Entwicklung des globalen Automarktes, eine Verschiebung der Wertschöpfung in Richtung Zulieferer, die wachsende Bedeutung von Software im Auto sowie eine stärkere Regulierung, die zu neuen Antriebs- und Materialtechnologien führt, sein.
Deutsche Zulieferer: Spitzenreiter im internationalen Vergleich
Insgesamt erzielten die zehn größten Autozulieferer 2015 weltweit 294 Milliarden Euro Umsatz. Deutsche Unternehmen stehen hier besonders gut da. So finden sich unter den internationalen Umsatz-Spitzenreitern allein drei deutsche Zulieferer unter den Top 5: Bosch Automotive, Continental und ZF Friedrichshafen. Auf den beiden verbleibenden Plätzen liegen der japanische Zulieferer Denso und der kanadisch- österreichische Automobilzulieferer Magna International. Somit stehen die drei größten deutschen Automobilzulieferer alleine für knapp zwei Drittel (rund 110 Milliarden Euro) des Umsatzes der weltweiten Top 5. Innerhalb der weltweiten Top 10 machen sie knapp 38 Prozent des Umsatzes aus.
cl
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