Leon Block, Junior Comtec Beraterleben nach Corona – Back to normal?

Nachdem die COVID-19-Pandemie Anfang 2020 unerwartet unseren Alltag auf den Kopf gestellt hat, stellt sich nun die Frage nach der Zeit danach. Die Geschäftswelt und vor allem die Beraterbranche sah sich mit gänzlich neuen und noch nie da gewesenen Herausforderungen konfrontiert. Wie wird die neue Normalität nach dem Überwinden der Krise, vor allem aus der Sicht der Studentischen Unternehmensberatung, aussehen?
In einem Jahr mit Kontaktbeschränkungen, Kurzarbeit und gekürzten Budgets war es für Unternehmen nicht leicht, Investitionsentscheidungen zu treffen. Es war zu erkennen, dass die Nachfrage nach langfristigen Strategiekonzepten rasch durch zügig umsetzbare Maßnahmen und Unterstützungen zur Implementierung ersetzt wurde. Im Fokus stand vielmals der Wunsch zur Aufrechterhaltung der Handlungsfähigkeit während der Pandemie. Die Chancen stehen daher nicht schlecht, dass sich der Einsatz der Beratungsunternehmen, die sich bei den Kunden als Krisenmanager bewährt haben, auch darüber hinaus bezahlt macht.
Welche Faktoren haben sich 2020 im Beratungsgeschäft als erfolgreich erwiesen?
Mit Blick auf sehr spezifische kundenseitige Herausforderungen und gleichzeitig begrenzte personelle sowie finanzielle Ressourcen war eine ausgeprägte Expertise in einem Nischenbereich von hoher Bedeutung. Besonders im Bereich der Studentischen Unternehmensberatung war festzustellen, dass - selbstverständlich auch aufgrund der wachsenden Akzeptanz für Online-Meetings sowie der veränderten Akquise-Kanäle - die vormals regionale Stärke von Studentischen Beratungen zunehmend verschwamm und der Fokus auf bestimmte Kernkompetenzen gerichtet wurde. Der Kundenstamm der Studentischen Beratung begrenzte sich nicht mehr auf ein Ballungsgebiet rund um den eigenen Standort herum, sondern weitete sich deutschlandweit aus. Das Herausbilden eines klaren Beratungsprofils im Gegensatz zum "Gemischtwarenladen" wird voraussichtlich auch in Zukunft immer mehr an Bedeutung gewinnen.
Der Wunsch nach konzeptioneller Unterstützung wurde regelmäßig durch Implementierungstätigkeiten ergänzt, um als Unternehmen in Krisenzeiten die Ressourcen auf das Kerngeschäft richten zu können. Gleichermaßen konnte aber festgestellt werden, dass eine frühe Einbindung der Mitarbeiter in die inhaltliche Ausgestaltung des Projektergebnisses geschätzt wurde. Eine Abwechslung im Homeoffice-Alltag und der Austausch auf Augenhöhe nahm die Belegschaft meist dankend an und erwies sich als Erfolgsfaktor für die Projekte. In der Pandemie begonnene Partnerschaften können auch noch in einer Post-COVID-Zeit ihre Früchte tragen und langfristige Zusammenarbeiten einen anderen Stellenwert gewinnen als noch zuvor.
Wodurch könnte sich der inhaltliche Fokus der Projektarbeit auszeichnen?
Der - teilweise größer und teilweise weniger groß ausgefallene - Digitalisierungsschub in 2020 konnte oftmals dazu beitragen, dass die Bereitschaft dazu stieg, "eingefahrene Strukturen" zu hinterfragen. Angefangen mit einer zuvor unvorstellbaren Homeoffice-Quote war es plötzlich möglich, etablierte Prozesse und Automatismen zu überdenken und aufzubrechen. Im Rahmen von Beratungsprojekten konnten Fragestellungen bearbeitet werden, die ehemals als unveränderbar galten, wie beispielsweise die Neuausrichtung des Vertriebs auf digitale Kanäle. Der entfachte Tatendrang zur Veränderung könnte die Branche, befeuert durch die Megatrends der Industrie 4.0, noch länger begleiten.
Die Phase der Kurzarbeit und des Homeoffices in der Industrie konnte vielfach auch für persönliche Weiterentwicklung der Mitarbeiter von Unternehmen genutzt werden. Neben Weiterbildungen sowie der Teilnahme an nationalen Hackathons, war die Konzeption neuer Geschäftsmodelle und Strategien ebenfalls Teil des Zeitvertreibs. Vor allem Studentische Beratungen könnten nun für diese Ideen zu Umsetzungsgehilfen werden.
Wie könnte sich der Berateralltag langfristig verändern?
Selbstverständlich änderte sich durch die Pandemie auch der Alltag in der Beratung. Reisetätigkeiten mussten eingeschränkt werden, digitale Workshops und der Blick aus dem Homeoffice durch die Notebook-Kamera wurden zur Normalität.
Stimmen werden laut, die sagen, dass es "so doch auch funktioniert" habe und dass die Reisetätigkeiten in der heutigen Zeit obsolet geworden seien, weil "man als Berater doch von überall arbeiten kann". Richtig ist, dass durch die Krise die kundenseitige Akzeptanz für digitale Zusammentreffen im Rahmen der Projektarbeit deutlich gestiegen ist. Zur Wahrheit gehört aber auch, dass der zwischenmenschliche Austausch in Online-Sitzungen fast komplett abhandenkommt und sich die Projektergebnisse nicht nur aus den Terminen speisen, sondern eben auch aus der Zeit davor und danach "auf dem Flur". Online-Meetings wirken auf den ersten Blick effizienzsteigernd, weil beispielsweise Wegstrecken nicht mehr physisch zurückgelegt werden müssen. Doch trotz verschiedener Tools, mithilfe derer Online-Workshops effizient und strukturiert gestalten werden können, hindern digitale Austauschtermine häufig den fließenden Austausch, wirken motivationshemmend und können durch fehlende Elemente, wie der Körpersprache, zu Missverständnissen führen.
Somit ist davon auszugehen, dass auch in Zukunft Geschäftsreisen stärker hinterfragt und auf das Nötigste beschränkt werden, aber eine vollständige Abschaffung scheint unrealistisch. In den meisten Fällen ist ein fließender Übergang auf dem Projekt festzustellen. Für einige ist die neu gewonnene Flexibilität ein Segen, andere sehnen sich in den "klassischen" Beratungsalltag zurück.
Über den Autor:

/jr
Weitere Informationen zum Unternehmen auf CONSULTING.de:

Kommentare (0)
Noch keine Kommentare zu diesem Artikel. Machen Sie gerne den Anfang!
Um unsere Kommentarfunktion nutzen zu können müssen Sie sich anmelden.
Anmelden