Claudia Abele, All for One Steeb AG "BewerberInnen sollten die Cloud nicht für ein Wetterphänomen halten"

Die All for One Steeb AG berät zu SAP-und IT-Fragen. Interessierte BewerberInnen sollten sich bereits mit dem IT-Business beschäftigt haben und die Herausforderung, an komplexen SAP und Microsoft Projekten zu arbeiten, nicht scheuen. Zehn Fragen an Claudia Abele, Leiterin Personalmanagement bei All for One Steeb.

Claudia Abele (Bild: All for One Steeb AG)

Claudia Abele (Bild: All for One Steeb AG)

CONSULTING.de: Frau Abele, oft heißt es, gerade im technischen Bereich ist das Recruiting talentierter MitarbeiterInnen schwierig. Wie und wo erreichen Sie dennoch geeignete KandidatInnen?

Abele: Wir setzen auf einen bunten Mix, um Kandidaten auf uns aufmerksam zu machen. Letztlich sind wir überall dort anzutreffen, wo sich auch SAP und Microsoft Consultants bewegen. Die großen Karriereportale sind nach wie vor ein Thema. Das Gleiche gilt für die Welt der Social Media Plattformen und Suchmaschinen.
Die virtuelle Welt ist aber nur ein Aspekt. Beratungsgeschäft im SAP Umfeld ist und bleibt People Business. Deshalb geht auch beim Recruiting viel über das direkte persönliche Gespräch. Das kann eine Websession mit unseren Experten sein, zu der wir gezielt junge Consultants einladen oder das lockere Gespräch auf Fach- und Karrieremessen.
Ein weiterer wichtiger Faktor für das Recruiting sind Empfehlungen unserer Mitarbeiter. Sie sind für uns gleich aus zwei Gründen erfreulich. Zum einen ist ein empfohlener Kandidat überdurchschnittlich oft die passende Besetzung. Zum anderen ist jede Empfehlung eine Bestätigung dafür, dass wir als Arbeitgeber eine Menge richtig machen. Der Teamspirit stimmt bei uns. Wir leben unsere Werte und kommunizieren das glaubwürdig nach außen. Das merken auch die Kandidaten sehr schnell und belohnen es mit ihrem Interesse an uns.

CONSULTING.de: Angenommen, Sie sollen eine Anzeige schalten und darin drei Gründe nennen, warum es großartig ist, bei Ihnen in der Firma zu arbeiten. Welche wären das?

Abele: Grund eins: ganz klar das Miteinander. Wir unterstützen uns gegenseitig, wo immer es geht. Kurze Wege zu den Führungskräften, direkte Feedbacks und ein insgesamt sehr lockerer und menschlicher Umgang sind Teil unserer DNA. Neue Kollegen wundern sich manchmal über das „Du“ bis hoch in die Chefetage. Für uns ist das selbstverständlich.
Der zweite Grund ist unsere Rolle als Vorreiter. Wer zu uns kommt, gestaltet die Trends von morgen und ist in einer boomenden Branche unterwegs. Egal ob es um IoT, Digitalisierung oder cloudbasierte Lösungen geht. Wir mischen in unserem Umfeld ganz vorne mit.
Auch sehr spannend für neue KollegInnen ist sicherlich die Tatsache, dass ihre Meinung, ihre Expertise und ihre Impulse zählen. Die Aufgaben sind von Anfang an sehr vielschichtig und anspruchsvoll. Wir legen großen Wert auf Eigenverantwortung und darauf, keine reinen „Fachidioten“ auszubilden. Deshalb werden zum Beispiel bei den Trainees, dualen StudentInnen und Auszubildenden viele Fachbereiche durchlaufen. Welche Arbeitsschwerpunkte gesetzt werden, wird am Ende auch nicht allein von oben entschieden. Die MitarbeiterInnen können entsprechend ihrer Stärken und Vorlieben Einfluss nehmen. 

Trainees bei einem DesignThinking Workshop. (Bild: All for One Steeb AG)
Trainees bei einem DesignThinking Workshop. (Bild: All for One Steeb AG)

 

CONSULTING.de: Es heißt immer, die Consulting-Branche sei offen für AbsolventInnen aus allen Studienbereichen. Bei welchen Studiengängen schauen sie dennoch zwei Mal hin?

Abele: Es gibt nichts, was man nicht lernen könnte, wenn man dafür brennt. SAP und Microsoft Projekte sind komplex und setzen spezielles Fach- und Prozesswissen voraus. Ein Lebenslauf muss mir glaubhaft vermitteln, dass die Person dahinter sich ernsthaft und intensiv mit dem IT Business beschäftigt hat und weiß, was sie als Berater erwartet. Wer das erfüllt, hat meine ungeteilte Aufmerksamkeit.

CONSULTING.de: Wie sehen bei Ihnen die Auswahlverfahren aus?

Abele: Generell werden bei uns sämtliche eingehende Bewerbungen digital über eine Cloudsoftware erfasst, kanalisiert und ausgewertet. Wie es dann weitergeht, hängt vom Karrierelevel ab. Ein Trainee hat nach der schriftlichen Bewerbung per Lebenslauf zusätzlich die Möglichkeit, per Videobewerbung nachzulegen. Im Anschluss veranstalten wir einen Bewerbertag mit Speed Dating mit den vielversprechendsten KandidatInnen. Hier durchlaufen sie mehrere kurze Gespräche mit unseren Recruitern und Fachbereichsleitern aus den einzelnen Business Units. Außerdem haben die BewerberInnen die Möglichkeit, mit unseren Trainees locker ins Gespräch zu kommen. Wir finden, das ist ein schöner Gegenentwurf zum eher stressigen Assessment Center. Erfahrene MitarbeiterInnen stellen wir in der Regel auf dem klassischen Weg ein. Auf eine schriftliche Bewerbung folgt ein Telefoninterview. Im Anschluss finden persönliche Einzelgespräche statt.

CONSULTING.de: Unabhängig von Ihrem Studien-Background: Bei welchen Themen sollten BewerberInnen unbedingt fit sein?

Abele: Nun ja, BewerberInnen sollten die Cloud nicht für ein Wetterphänomen halten. Sie sollten generell eine hohe Affinität zu IT Themen haben und idealerweise das eine oder andere Buzzword aus dem SAP und Microsoft Umfeld kennen. S/4HANA, IoT, Maschine Learning, O365, Digitale Transformation. Wenn´s bei diesen Begriffen klingelt, ist das sicherlich von Vorteil. Auch ein gutes Allgemeinwissen und eine gewisse Sprachgewandtheit sind für den Beraterjob und den Auftritt beim Kunden immer hilfreich. Wer dann noch unsere Kunden kennt und verstanden hat, wie der Mittelstand tickt, hat sehr gute Chancen bei uns anzufangen.

Unsere Trainees nach der internen Vorstellung Ihrer ersten eigenen Projekte vor der Geschäftsleitung. (Bild: All for One Steeb AG)
Unsere Trainees nach der internen Vorstellung Ihrer ersten eigenen Projekte vor der Geschäftsleitung. (Bild: All for One Steeb AG)

 

CONSULTING.de: Was mögen Sie überhaupt nicht im Bewerbungsgespräch? 

Abele: Desinteresse mag ich überhaupt nicht. Ich erinnere mich noch an eine Bewerberin aus dem letzten Speed Dating. Während des Bewerbertages war sie die meiste Zeit mit ihrem Smartphone beschäftigt. Sie hätte die Zeit besser nutzen sollen, sich mit unseren Trainees zu unterhalten, die extra für ihre Fragen da waren. Auch auf mangelhafte Vorbereitung reagiere ich im Bewerbungsgespräch allergisch. Es sollte möglich sein, zu wissen, mit was wir unser Geld verdienen.
Manchen BewerberInnen vermitteln zudem den Eindruck, nur das nächstbeste Angebot im Blick zu haben, anstatt sich mit uns als Arbeitgeber zu beschäftigen. Sie wissen, dass sie als Fachkräfte sehr gefragt sind und gehen deshalb mit einer gewissen Überheblichkeit und teils völlig überzogenen Vorstellungen in das Gespräch. Wer frisch von der Uni kommt, kaum Erfahrung im Beraterbusiness vorzuweisen hat und direkt als Professional einsteigen will, ist bei uns falsch. Das schließt natürlich nicht aus, dass man bei uns schnell Karriere machen kann, wenn man exzellente Leistungen zeigt.   

CONSULTING.de: Wie arbeiten Sie einen neuen Mitarbeiter ein, der bislang nur wenig Berührung mit Wirtschaftsthemen hatte? 

Abele: Dafür haben wir mehrere Lösungen. Zum einen bekommt jeder Neuling im Team einen Mentor zur Seite gestellt, der auch für alle Fachfragen seines Schützlings zuständig ist. Es gibt auch spezielle Trainings, die je nach Arbeitsbereich durchlaufen werden müssen. Und natürlich zählt auch bei uns noch der gute alte Spruch „Learning by doing“. Die neuen KollegInnen werden direkt in die laufenden Projekte eingebunden. Alles zusammen sorgt dafür, dass wir Wissenslücken rund um das Thema betriebswirtschaftliche Prozesse in der Regel sehr schnell schließen.

CONSULTING.de: Was macht den Reiz des Consultings im IT Umfeld aus?

Abele: Mich reizt die Abwechslung. Die Dynamik und der Wandel im gesamten IT-Umfeld sind enorm. Wir schauen da nicht einfach zu, sondern haben das Glück den digitalen Wandel als Vorreiter aktiv mitzugestalten. Entsprechend abwechslungsreich und spannend sind die Projekte. Die Branche ist aber nur ein Grund, der andere ist das Zusammenspiel der Akteure.
Ein geschätzter Kollege von mir, der ein alter Hase im Beratergeschäft ist, würde jetzt sagen: "Consulting ist Nasengeschäft". Er meint damit, dass es bei allen Zahlen, Fakten und bei aller Fachkompetenz letztlich auch um Intuition geht. Ein Consultant muss den richtigen Riecher haben. Was will der Kunde? Was braucht er wirklich? Wie kann ich ihn davon überzeugen? Wie setze ich das Projekt am besten um? Dazu braucht es Bauchgefühl und Sachverstand. Und die Lösung liegt selten griffbereit in der Schublade. Mit dem Kunden und dem eigenen Team gemeinsam eine Lösung zu entwickeln. Das macht einfach Spaß.

Annika nutzt die Möglichkeit von zu Hause aus zu arbeiten. (Bild: All for One Steeb AG)
Annika nutzt die Möglichkeit von zu Hause aus zu arbeiten. (Bild: All for One Steeb AG)

 

CONSULTING.de: Wie sieht der erste Tag eines Junior-Consultants bei Ihnen aus?

Abele: Der erste Tag eines Junior-Consultant beginnt in der Hauptgeschäftsstelle in Filderstadt. Dort nimmt er mit allen anderen Kollegen, die ganz neu bei uns anfangen, am insgesamt viertägigen Starttraining teil. Wenn er nicht gerade selbst Fragen stellt, hört er an diesem Tag sehr viel zu. Er lernt grundlege Abläufe im Unternehmen und knüpft erste Kontakte zu Kollegen. Außerdem lernt jeder neue Mitarbeiter seinen Mentor kennen. Am Ende des Tages hat jeder Junior-Consultant eine bessere Vorstellung davon, wie die All for One Steeb AG tickt. Erst nach diesem Warm Up geht es in das eigene Team.

CONSULTING.de: Nach einer Woche fragt ein Neuling nach Work-Life-Balance – frech oder erlaubt?

Abele: Die Frage ist ganz klar erlaubt. Wir versuchen alles, um die Vereinbarung von Beruf und Freizeit hinzubekommen. Aber natürlich machen wir gerade den Consultants schon im Bewerbungsprozess klar, was ihr Job bedeutet. Reisebereitschaft muss einfach vorhanden sein. Und natürlich ist den Consultants auch klar, dass es in den heißen Phasen der Projekte auch mal richtig anstrengend werden kann. Die überwältigende Mehrheit der Neulinge ist sich darüber im Klaren. Unseren Mitarbeiterinnen ist wichtig, den hektischen Tagen etwas entgegensetzen zu können. Darin unterstützen wir sie. Home Office und flexible Arbeitszeiten sind nur zwei Aspekte, die das möglich machen. 

CONSULTING.de: Vielen Dank, Frau Abele, für das interessante Gespräch!

 

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