PR und Marketing Das hab‘ ich nie gesagt! - Was man bei Interviews vermeiden sollte

Ein redaktionelles Interview kann für beide Seiten schnell zu einem Desaster werden. Manuela Nikui gibt Tipps, wie man sich am besten vorbereitet, um angstfrei, schnell und für beide Seiten zufriedenstellend durch ein Interview zu kommen.

Mann-Hand-Stop (Bild: picture alliance / Zoonar | Toni Rantala)

So verhindert man Fiaskos bei Interviews (Bild: picture alliance / Zoonar | Toni Rantala)

Warum es keine gute Idee ist, Interview-Aussagen beim Abgleich mit der Redaktion komplett auf den Kopf zu stellen

Es gibt diesen einen Interviewtermin, an den ich nur ungern zurückdenke. Dabei hatte alles so gut angefangen: Einer meiner Berater-Kunden freute sich sehr über das Interesse einer Redaktion an seinem Spezialthema „Restrukturierung“. Wir vereinbarten ein Telefongespräch, dass dann in meinem Beisein stattfand. 

Zunächst lief alles gut. Der Journalist hatte viele Fragen, die der Berater fundiert und umfassend beantwortete. Der Artikel, in dem sich viele seiner Aussagen wiederfanden, kam, wie vereinbart, zur Abstimmung zurück – das war der Anfang vom Ende. Der Berater nämlich wollte, die schriftliche Version des Interviews vor Augen, nichts mehr von seinen Aussagen wissen und drehte jeden Buchstaben dreimal um. Schließlich war so gut wie nichts mehr vom ursprünglich Gesagten übrig.

Image-Schaden und verärgerte Journalisten

Aus der Stellungnahme des Beraters wird auf diese Weise ein Einheitsbrei mit glatt gebügelten Äußerungen, die direkt von der Goldwaage zu kommen scheinen. Eine klare Haltung zum Thema? Ist meist nicht mehr auszumachen. Die Chance, sich mit Spezialwissen zu positionieren? Vertan! Stattdessen ungeordneter Rückzug und die Botschaft: „Ich fühle mich unsicher, habe Angst davor, etwas Falsches zu sagen und mir/meinem Unternehmen zu schaden“. Dabei ist es viel eher eine solche Reaktion, die dem Image des Beraters einen ordentlichen Dämpfer verpasst.

Die Begeisterung des Journalisten und seine Bereitschaft, diesen Interview-Partner noch einmal anzusprechen, wird sich zudem in Grenzen halten. Schließlich hat er schon eine Menge Arbeit in den Text gesteckt und fragt sich zu Recht, warum man einem Interview überhaupt zugestimmt hat.

Was können Sie dieses Szenario vermeiden?

  1. Machen Sie sich bewusst, dass der Journalist nicht grundsätzlich verpflichtet ist, den Inhalt des Artikels mit Ihnen abzustimmen – es sei denn, es wurde vorher fest vereinbart.
  2. Bieten Sie an, den geplanten Beitrag vor einer Veröffentlichung ausschließlich auf sachliche Richtigkeit zu überprüfen. Eine Redaktion hat kein Interesse daran, sich wegen falscher Tatsachen Ärger einzuhandeln.
  3. Bitten Sie, dass man Ihnen vorab die Fragen schickt und machen Sie sich in Ruhe Gedanken über Ihre Antworten.
  4. Versuchen Sie, weitestgehend bei Ihren Aussagen zu bleiben.
  5. Wenn Sie sich mit dem Inhalt des Artikels nicht wohlfühlen und Ihre Änderungen doch einmal das Maß überschreiten, kommunizieren Sie das ehrlich.
  6. Zeigen Sie Offenheit und machen Sie der Redaktion einen Lösungsvorschlag. Signalisieren Sie Verständnis, wenn man von einer Veröffentlichung absieht. Damit vermeiden Sie Ärger und halten den wichtigen Kontakt. 

Fazit: Keine Angst vor einem Interview! Gute Vorbereitung und Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten verhindern einen unangenehmen Korrektur-Marathon beim Abgleich mit der Redaktion. Ein peinlicher Image-Schaden für das Beratungsunternehmen lässt sich so vermeiden.

Zu Manuela Nikui

Manuela Nikui, Inhaberin - Nikui Kommunikation 2021
Manuela Nikui ist Inhaberin von Nikui Kommunikation. Sie ist spezialisiert auf Kommunikationsstrategien und deren Umsetzung für Unternehmensberatungen, die messbar mehr Reichweite und Sichtbarkeit wollen. Sie hat über 25 Jahre Erfahrung in der PR und unter anderem für Bain & Company und goetzpartners gearbeitet.

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