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Interview mit Dr. Patricia Heufers, EY "Dass die Consultingbranche sich damit schwerer tut als andere Branchen, würde ich infrage stellen."

Sie sind bei EY für Diversity & Inclusiveness zuständig: Wie kann man sich Ihre Aufgaben konkret vorstellen?
Dr. Patricia Heufers: Bei EY verstehen wir D&I nicht als Programm, sondern als Prozess. Meine Aufgabe ist es, die Anerkennung von Vielfalt in alle Prozesse und Strukturen des Unternehmens zu integrieren. Daher ist es eine Querschnittsfunktion und bedeutet, gutes Stakeholdermanagement zu betreiben.
Ich sorge dafür, dass D&I in den gesamten Mitarbeitenden-Lebenszyklus integriert ist, vom Recruiting und Employer Branding über Learning und Development bis zu Inclusive Leadership und Reporting und Monitoring. Darüber hinaus braucht es viel Kommunikation, es ist wichtig, Aufmerksamkeit zu schaffen, Sensibilisierung und Schulung. Das heißt bspw. Durchführung von Workshops und Trainings, Beratung von Kolleginnen und Kollegen und des Leaderships, Entwicklung von Role Model-Kampagnen.
Was ist schwieriger in der Consultingbranche zu realisieren: Inklusion oder Diversität?
Dr. Patricia Heufers: Diversität und Inklusion sind nicht voneinander zu trennen. Es ist in der Regel in jeder Branche schwieriger, Inklusion und vor allem Chancengerechtigkeit zu realisieren. Diversität meint die Verschiedenheiten, während Inklusion bedeutet, ein Arbeitsumfeld zu fördern, in dem sich alle Beschäftigten respektiert und wertgeschätzt fühlen. Das betrifft das Gefühl, dazu zu gehören, man selbst sein zu können und gerechte Chancen zu haben.
Welche Erfolge können Sie bislang vorweisen? Woran lässt sich der Effekt Ihrer Arbeit bei EY belegen?
Dr. Patricia Heufers: Wir wurden für unsere D&I-Initiativen bereits mehrfach ausgezeichnet – sei es für unsere Gender Diversity Maßnahmen, LGBT+ Inclusion, Inklusion von Menschen mit Behinderung und schließlich für unseren ganzheitlichen Ansatz – und messen natürlich auch intern, wie zufrieden unsere Mitarbeitenden sind. Dabei zeigt sich, dass die Zustimmung zu der Frage, wie inclusive unser Arbeitsumfeld bei EY ist, seit Jahren stetig zunimmt. Nicht zuletzt zeigen unsere jährlichen Equal Pay Reviews, dass unsere Gender Pay Gap bei unter zwei Prozent liegt.
Was sind die größten Hindernisse für Ihre Arbeit?
Dr. Patricia Heufers: Zum einen sind es natürlich die unbewussten Vorurteile, die Einfluss auf unser Verhalten und unsere Entscheidungen nehmen. Zum anderen ist es eine anspruchsvolle Aufgabe, die gesamte Organisation und alle Einzelnen zu erreichen. Das Committment des Leadership, Governance und Policies sind die wichtigste Basis, und da sind wir sehr gut aufgestellt. Die Herausforderung ist, dass alle Teams und Kolleginnen und Kollegen Inclusiveness jeden Tag leben – das ist ein Prozess.
Fast jedes große Beratungshaus hat Studien dazu aufgelegt, die zeigen, dass gemischte und diverse Teams erfolgreicher sind. Warum tut sich die Consultingbranche in Deutschland selbst so schwer damit die Voraussetzungen dafür zu schaffen, obgleich die Erkenntnis ja offenbar vorhanden ist?
Dr. Patricia Heufers: Dass die Consultingbranche sich damit schwerer tut als andere Branchen, würde ich infrage stellen. Es ist ja grundsätzlich so, dass Erkenntnisse nicht automatisch zu Veränderungen führen. Und jeder Wandel braucht Zeit. Da haben Beratungen den Vorteil, dass sie schnell (re-)agieren.
Über die Autorin
Dr. Patricia Heufers ist Diversity Verantwortliche bei EY, Lehrbeauftragte für Diversity Management und Autorin diverser Fachartikel. Zuvor war sie u.a. in der Personal- und Führungskräfteentwicklung in verschiedenen Unternehmen und Organisationen tätig. In ihren Publikationen und Vorträgen fokussiert sie neben Diversity & Inclusiveness die Themen Lifelong Learning und New Work.
cb
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