zeb-Studie zum Verhältnis zwischen Versicherern und neuen Start-ups Deutsche Versicherungen reagieren zu abwartend auf InsurTechs

Dabei haben die Versicherer das von den InsurTechs ausgehende Veränderungspotenzial, das unter Umständen auch ihre eigenen Geschäftsmodelle gefährden oder bereichern könnte, erkannt. So bewerten knapp drei Viertel (74 Prozent) der von zeb befragten Unternehmen den InsurTech-Trend als relevant oder sehr relevant. Eine beinahe ebenso große Gruppe (73 Prozent) prognostiziert zudem, dass sich durch die Start-ups auch für die etablierte Branche neue Möglichkeiten ergeben werden.
Nur die Hälfte der Versicherer beobachtet den InsurTech-Markt
Trotz dieses großen Interesses an den neuen Wettbewerbern verfügen die Unternehmen der Assekuranz allerdings über kein allzu großes Detailwissen über den InsurTech-Markt. Zwar kennen fast alle Versicherer relevante Vergleichsportale und digitale Makler. Im Hinblick auf andere innovative Geschäftsmodelle wie White-Label-Apps für Vermittler oder Prozessunterstützungstools weisen die Unternehmen allerdings noch großen Nachholbedarf auf. So sind den meisten Versicherern von den rund 50 InsurTechs in Deutschland nur eine Handvoll bekannt. Allerdings unternehmen längst nicht alle Firmen echte Anstrengungen, an dieser Tatsache etwas zu ändern. Lediglich die Hälfte der Versicherungsunternehmen (52 Prozent) gab innerhalb der zeb-Umfrage zu Protokoll, den InsurTech-Markt genauer zu beobachten.
Stattdessen scheinen sich viele Versicherungsunternehmen in Sicherheit zu wiegen. So sagen 56 Prozent der Befragten voraus, dass die Entwicklung der InsurTechs vor allem die Vermittler treffen werde. "Versicherer gehen offenbar davon aus, dass klassische Vermittler gegenüber Aggregatoren und digitalen Maklern Kunden verlieren werden", erklärt zeb-Manager Jakob Baron und spricht zugleich eine Warnung aus: "Aus unserer Sicht sollten die Versicherer jedoch nicht zu sehr darauf vertrauen, dass das Geschäft künftig im selben Umfang über andere Kanäle kommt. Es gilt vielmehr, vor allem den eigenen Vertrieb zukunftsfest aufzustellen."
Neun von zehn Firmen vertrauen auf ihr bisheriges Geschäftsmodell
Allerdings reagieren die Versicherer bislang eher verhalten: So hat noch nicht einmal jedes fünfte Unternehmen (19 Prozent) bereits InsurTech-Ideen adaptiert. Eine ähnlich große Gruppe (17 Prozent) hat bereits mit den Start-ups kooperiert. Abwehrmaßnahmen hat dagegen nur ein Bruchteil der Firmen (3 Prozent) bislang eingeleitet. Das Vertrauen in das bestehende Geschäftsmodell ist jedenfalls groß: Die überwiegende Mehrheit (91 Prozent) erklärt, auf die bisherigen Strategien bauen zu wollen und Innovationen nur dann zu übernehmen, wenn sich diese am Markt durchgesetzt haben. Lediglich die restlichen 9 Prozent positionieren sich als Innovationsführer.
"Die Versicherer sind zu stark mit ihren internen Themen beschäftigt. Die Verbesserung des Kundenerlebnisses wird dabei fast kampflos den InsurTechs überlassen", kommentiert Baron die Ergebnisse der zeb-Befragung. Eine ebenso ernüchternde Bilanz zieht auch zeb-Partner Dr. Matthias Uebing: "Es wird aktuell oft geschrieben, dass Versicherer sich neu erfinden und innovative Lösungen erarbeiten. Die Studie beweist jetzt das Gegenteil. Bis auf sehr wenige, große Versicherungskonzerne ist die Branche passiv und abwartend."
Zur Studie:
Für die Studie befragte zeb über 120 Vorstände, Führungskräfte und Experten aus der Versicherungsbranche.
tt
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