Förderung unternehmerischen Know-Hows in der Corona-Krise Die BAFA-Förderung in der Corona-Krise: Ein Geschenk für Klienten und Berater

Worum geht es bei der BAFA-Förderung?
BAFA steht für das Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle mit Sitz im hessichen Eschborn. Bis zu 4.000 € Beratungsguthaben spendiert das BAFA allen corona-betroffenen kleinen und mittleren Unternehmen (KMU) einschließlich Freiberuflern, die einen Antrag stellen. Die Besonderheit: Seit Beginn der Corona-Krise müssen die Antragssteller keinen Eigenanteil mehr leisten, d. h. die Förderung ist eine Vollfinanzierung. Und noch besser: Der Zuschuss wird bei Bewilligung direkt vom BAFA auf das Konto des Beraters überwiesen. So entfällt – liquiditätsschonend - die Vorfinanzierung der Beratungskosten für den Antragssteller. In der Summe ist die BAFA-Förderung ein Geschenk für die Antragsteller; für viele Berater wie Weihnachten und Geburtstag zusammen. Zumindest für diejenigen, die die Zertifizierung zum BAFA-Berater bereits durchlaufen haben.
Wie läuft die BAFA-Antrags- und Rechnungsstellung konkret ab?
In der Regel läuft die Vermittlung der Förderung über die Berater, d.h. der Consultant selbst hat sich als BAFA-Berater zertifizieren zu lassen und weist seinen Klienten auf die Fördermöglichkeit hin. Bei Sabrina Rieger, die im Rahmen der Gründung ihres Unternehmens Rieger Management Support in den Genuss einer BAFA-Förderung gekommen ist, war es der Unternehmer-Coach: „Er hat mich bei unserem ersten Kennlerngespräch auf die Möglichkeit der Förderung durch die BAFA aufmerksam gemacht. Da er dort als Berater eingetragen ist, konnte ich diese Förderung für das Coaching beantragen.“
Auch Beraterin Sabine Hahn bestätigt das: „Bislang hatte ich genau einmal einen Kunden, der erst das Förderprogramm kannte und mich dann kontaktiert hat. Normalerweise ist es immer eher so, dass ich mit meinen Klienten mögliche Förderungen bespreche und sie auch bei der Beantragung unterstütze. Dies ist auch im Hinblick auf das aktuelle Corona Förderprogramm der Fall.“

Einige Berater haben das Akquisepotenzial der BAFA-Förderung entdeckt und werben damit aktiv auf ihrer Website, wie z. B. Business-Coach Kerstin Gernig oder die Hamburger Marketingberatung Umsatzschmiede.
Für David Wiedemann, Geschäftsführer der KMU-Beratungsagentur young energy, liegt das nahe: „Die Förderung bietet sich perfekt an, um damit zu werben und dem Kunden die „Sorge“ zu nehmen, er müsse viel Geld in die Hand nehmen, um Beratung zu bekommen. Hat sich dann mal rumgesprochen, dass man die BAFA-Förderung anbietet, kommen Kunden auch aktiv an und fragen, was es für Möglichkeiten gibt, die Förderung in Anspruch zu nehmen.“ Kerstin Gernig führt die Fördermöglichkeit in ihrem kostenfreien „Erfolgsstrategie-Check“, den sie mit Interessenten durchführt, bewusst an.
Der administrative Aufwand ist für beide Seiten überschaubar. Über das Online-Antragsformular auf der Seite der BAFA kann die Förderung direkt beantragt werden. Wichtig ist, dass zunächst die Förderung beantragt wird, bevor mit der Arbeit begonnen wird. Die Abrechnung ist seit der Corona-Anpassung ebenfalls denkbar einfach: Es müssen lediglich ein Beratungsbericht und die De-minimis Erklärung eingereicht werden. Die De-minimis-Erklärung bestätigt lediglich, dass die Fördersumme so gering ausfällt, dass der Handel und Wettbewerb zwischen Staaten in der EU dadurch nicht beeinträchtigt wird.
Der Aufwand für den Beratungsbericht sollte aber nicht unterschätzt werden. Dazu Steffen R. Wienberg, Inhaber der Beratung WNBRG: „Insgesamt ist für den Berater die Erstellung des Beratungsberichtes nicht zu unterschätzen. Es gibt keine Vorlage, sondern lediglich die Information, dass die Situation fundiert analysiert und konkrete, auf den Mandanten zugeschnittene Maßnahmen, präsentiert werden müssen. Generische Aussagen und allgemeingültige Modelle werden nicht berücksichtigt.“
Auch Andrea David und Susanne Kleider vom Beratungsunternehmen coduco warnen davor, den Berichtsaufwand zu unterschätzen, sehen aber auch einen Nutzen darin für den Kunden: „Beratende sollten unbedingt einplanen, dass ein Beratungsbericht notwendig ist, der, genau wie die Beratung selbst, formal und inhaltlich gewisse Anforderungen erfüllen muss. Es ist nicht schwer diese einzuhalten, jedoch müssen wir uns selbst hin- und wieder einlesen, um da auf dem aktuellen Stand zu bleiben. Bei coduco ist es uns zusätzlich wichtig, dass der Beratungsbericht unseren Kunden einen Nutzen bietet. Wir möchten, dass er als Nachschlagewerk für erarbeitete Inhalte oder als Anleitung für die Zukunft dient. Aus diesem Grund investieren wir auch gerne etwas mehr Zeit in den Bericht.“
Nach der Prüfung des Beratungsprozess bekommt der Berater das Geld von der BAFA direkt überwiesen. „Das Beraterhonorar zahlt das BAFA direkt an mich als Beraterin. Lediglich die Umsatzsteuer ist vom Unternehmen zu tragen bzw. als Durchlaufposten vorzustrecken. Das bedeutet, dass beratene Unternehmen muss nicht in Vorleistung gehen. Das ist gerade in Zeiten wie dieser, wo viele Unternehmen Liquiditätsschwierigkeiten haben, sehr gut“, so Verena Voges, Inhaberin der Voges Marketingberatung.
Wie läuft die Zertifizierung zum BAFA-Berater ab?
Die Zertifizierung als Berater ist relativ einfach, aber mit Fleißarbeit für den Berater verbunden. Der Berater muss die notwendigen Qualifikationen nachweisen (z. B. Schulabschlüsse und Berufserfahrung), bestätigen, dass er mindestens die Hälfte seines Einkommens als Berater erzielt und ein umfassendes Qualitätssicherungsverfahren einsetzt. „Die Unterlagen für das Listing als BAFA-Beraterin zusammenzustellen war ein echtes „Eat-the-frog“-Projekt, da ein umfangreiches Qualitätsmanagement-Handbuch erstellt werden muss“, so Sonja Theile-Ochel, seit kurzem zertifizierte Kommunikationsberaterin aus Köln. Eine Abkürzung gibt es für alle BDU-Mitglieder: die Verbandsmitgliedschaft gilt bereits als Nachweis für das Qualitätsmanagementsystem. „Dadurch entfallen bei der Beantragung der Förderprogramme hier sonst fällig werdende umfangreiche Nachweise“, so Kai Haake, Geschäftsführer und Justitiar des Bundesverband Deutscher Unternehmensberater.
Was kann man mit den 4.000 € BAFA-Förderung eigentlich machen?
Auch wenn 4.000 € gerade für kleinere Unternehmen und Startups bereits ein relevanter Betrag ist, so sind damit keine allzu großen Sprünge drin. Rechnet man einen Berater-Tagessatz von 1.000 €, so kann der Berater nur vier Tage für den Klienten tätig werden. Das können im Fall eines Einzel-Coachings aber bereits eine ganze Menge Beratungsstunden sein. „Natürlich wird durch ein subventioniertes Mandat kein umfassender Sanierungs- oder Konsolidierungsprozess ermöglicht“, so Steffen Rainer Wienberg. „Dennoch gelingt oftmals eines: eine gründliche Planung und Orientierung für UnternehmerInnen und EntscheiderInnen in komplexen und vielschichtigen Situationen mitsamt der Priorisierung der in der Situation wichtigen Schritte. Also eher eine Art Planung und Orientierung sowie konkretes Sparring zu anstehenden Entscheidungen“, so der Berater weiter.
Die Einsatzfelder sind breit und je nach Berater-Schwerpunkt unterschiedlich: Coaching, Marketing- und Vertriebsberatung, Strukturberatung, Prozess-Analysen, Mitarbeitermotivation, Teamentwicklung oder auch die Digitalisierung von Geschäftsmodellen tauchten häufiger in unserer Umfrage auf. Letztlich, dass, was im Rahmen der Corona-Krise gerade am dringendsten benötigt wird. Beraterin Sonja Theile-Ochel dazu: „Die mangelnde Digitalisierung und geringe digitale Sichtbarkeit fällt gerade jetzt in der Corona-Krise vielen KMUs vor die Füße. Hier zu den Möglichkeiten zu beraten, wie das bisherige Geschäftsfeld digitalisiert werden kann und konkrete Handlungsstrategien mit den Kunden zu entwickeln, das ist meine Aufgabe. Einfachstes Beispiel wäre einen bislang nur stationär agierenden und hauptsächlich analog kommunizierenden Betrieb dabei zu begleiten, seine Prozesse zu digitalisieren und die eigene Online-Sichtbarkeit zu erhöhen.“
Wie findet man einen BAFA-Berater?
Noch gibt es kein zentrales Suchverzeichnis aller zertifizierten Berater. Aber immerhin gibt das Bundesamt einige Tipps zur Beraterauswahl. Dabei dürfte der Hinweis „Halten Sie es mit gidf (Google ist dein Freund)“ nicht ganz ernst gemeint sein. Einfacher ist die Suche in Anbieterverzeichnissen wie dem von CONSULTING.de, in dem das Beratungsfeld „BAFA-Beratung“ im Suchformular ausgewählt werden kann. Auch Plattformen wie expertpowerhouse können hierbei hilfreich sein und BAFA-zertifizierte Berater vermitteln. Da für alle BDU-Mitglieder die Zertifizierung nahe liegt, empfiehlt sich auch ein Blick in die Mitgliederliste des Verbands.
Wo ist der Haken an der BAFA-Förderung?
Insgesamt gibt es wenig zu mäkeln an der BAFA-Förderung. Vor allem die Coaches zeigen sich begeistert: „Aus unserer Sicht ist die BAFA-Förderung eine großartige Gelegenheit für KMUs, sich den Rat von Expertinnen und Experten ins Haus zu holen. Wir schätzen, dass die Mitarbeitenden der Förderstellen, zu denen wir bisher Kontakt hatten, freundlich und hilfsbereit sind“, so Andrea David und Susanne Kleider von coduco. Die Maßnahme sei ein wichtiges Signal für Unternehmer, so David Wiedemann: „Der Staat zeigt, dass ihm die Lösung der Probleme und Herausforderungen von Unternehmen wichtig ist und trägt seinen Teil in dieser Form dazu bei.“
Die größten Profiteure sind die geförderten Unternehmen, so Verena Voges: „Die 100%-Förderung für krisengeplagte Unternehmen ist natürlich ein tolles Angebot. Einfach weil es Unternehmer unterstützt, proaktiv das Ruder in die Hand zu nehmen und das Unternehmen gut durch die Krise zu bringen.“
Nachbesserungsdarf sieht auch der BDU wenig, so Geschäftsführer Kai Haake: „Aus unserer Sicht wäre eine Definition hilfreich, was wirklich betrieblich corona-betroffen ist – und was nicht. So können zum Beispiel Dienstleistungen wie die bloße Zusammenstellung von denkbaren Förderprogrammen oder gar Maßnahmen, die schon vor Corona aufgesetzt worden sind, ausgeschlossen werden. Auf der anderen Seite sollte der Kreis förderfähiger Unternehmer ausgeweitet werden. So dürfen beispielsweise Anwälte oder Headhunter bislang keine Beratung in Anspruch nehmen.“
Verbesserungsmöglichkeiten sieht Sabrina Rieger lediglich im Prozess selbst: „Der Prozess der BAFA könnte komplett digitalisiert werden. Dadurch, dass die Bescheide per Post kommen, ist der Prozess nicht konsequent digitalisiert“. Marketingberaterin Verena Voges schlägt in die gleiche Kerbe: „Im Moment ist die Bearbeitungszeit beim BAFA recht lang, oder vielleicht sollte ich eher sagen, sie wirkt zurzeit besonders lang. Denn den Unternehmern brennen natürlich die offenen Themen unter den Nägeln. Sie wollen wieder Umsatz machen und aktiv der Krise entgegensteuern, da kommt einem jeder Tag ohne Handlung lang vor. Aber verständlicherweise können die MitarbeiterInnen beim BAFA auch nicht zaubern, sondern sind natürlich von der Krisensituation genauso betroffen."
Lesen Sie hier auch das Interview mit Kai Haake, Geschäftsführer des BDU zur Sichtweise des BDU auf die BAFA-Förderung.

/hg
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