Nachbericht zum BDU-Beratertag 2020 "Die Consultingbranche wird 2021 wieder wachsen" – Eindrücke vom BDU-Beratertag

Mutig die Möglichkeiten von Zoom ausgenutzt
Kein schlechtes Omen war Freitag, der 13. November, für den diesjährigen Beratertag. Dem BDU gelang live aus dem Hauptquartier in Bonn eine interessante und kurzweilige Online-Konferenz, bei der viel und offen diskutiert wurde. Einen großen Anteil daran hatte die Moderation von Daniel Rettig, Redaktionsleiter der digitalen Bildungsplattform des Handelsblatt, der die interaktiven Möglichkeiten der Zoom-Konferenz mit Umfragen und der Live-Schaltung von Diskutanten gut auszunutzen wusste. Jeder der über 230 Teilnehmer konnte sich eigenständig "ent-muten", was nicht nur während des Beitrags von Harald Deprosse, Geschäftsführer von Miles & More, kurzzeitig für Verwirrung sorgte, als ungeplant eine Teilnehmerin im Bild erschien, die mit ihren Bürokollegen redete und vergessen hatte, ihr Mikro stummzuschalten. Das blieb die einzige Frau auf dem Podium.
Frauenanteil auf dem Podium: Fehlanzeige
Der BDU demonstrierte, dass er mittlerweile auch Online-Konferenzen gut kann. Was dieses Jahr nicht gelang, war dagegen Expertinnen als Referenten für den Beratertag zu gewinnen. Deshalb fehlte nicht nur bei der Podiumsdiskussion zum Thema "Veränderte Erwartungen der Beratungskunden" eine weibliche Vertreterin auf dem Podium.
An der Einstellung mangele es nicht, so BDU-Präsident Ralf Strehlau, der die männliche Dominanz im Programm selbstkritisch reflektierte: "Wir haben versucht eine Frau zu finden fürs Programm. Aber die wenigen Frauen, die über die volkswirtschaftliche Entwicklung referieren, haben wir nicht bekommen. Die sind ausgebucht."
Dass das Thema Diversity und die Erhöhung des Frauenanteils Chefsache im BDU sei, machte der Präsident wie schon im Interview mit CONSULTING.de erneut deutlich. Deshalb starte der BDU auch einen Prozess, die Verbandskommunikation bei Richtlinien und Standards in geschlechterneutraler Sprache zu überarbeiten:
"Es ist ein langer Prozess, aber wir müssen dran arbeiten."
Für den diesjährigen Beratertag kam die Diversity-Initiative des BDU aber noch zu spät, weswegen Professor Dr. Sebastian Dullien, wissenschaftlicher Direktor des Instituts für Makroökonomie IMK, über die voraussichtliche Wirtschaftsentwicklung 2021 referieren durfte. Sein Vortrag war zwar nicht weiblich, aber stimmte immerhin vorsichtig optimistisch.
Woher soll das Neugeschäft in der Beratung kommen?

Diesen Eindruck vermittelte auch das anschließende Interview, dass Daniel Rettig mit Ralf Strehlau über die zukünftigen Herausforderungen für die Beratungsbranche führte. Zentrale Herausforderung: Mit dem Krisenmodus klarkommen. Viele junge Berater, so Ralf Strehlau, hätten noch gar keine richtige Krise erlebt. Es ging der Branche schon recht gut in den letzten Jahre, so der BDU-Präsident weiter, und wenn es einem über einen so langen Zeitraum gut gehe, verlöre man das Gespür fürs Risiko. Passender Kommentar von Dirk Linn von p-manent consulting dazu im Chat:
"Wir haben dieses Jahr die Vuca-Welt das erste Mal so richtig erlebt."
Die Ted-Umfrage unter den Teilnehmern des Beratertags zur Geschäftsentwicklung in den kommenden sechs Monaten passte in dieses Bild: 41 Prozent der Kongressgäste gehen davon aus, dass die nächsten Monate günstiger werden. Nur 15 Prozent schauen pessimistisch in die Zukunft. Die meisten Zuschauer aber - 44 Prozent - gehen davon aus, dass es unverändert bleibt. Das würde bedeuten, dass es den Beratern zwar insgesamt ganz gut gehen würde, aber nicht in allen Bereichen: Das Geschäft für Trainer und Coaches sei deutlich eingebrochen, so der Verbandspräsident, wogegen Strategie- und Sanierungsberater gut zu tun gehabt hätten. Aber auch noch nicht so gut, wie die Sanierer vor einigen Monaten erwarteten, so Ralf Strehlau weiter. Durch die Finanzhilfen der Bundesregierung sei vielen Unternehmen die eigene Überschuldung noch gar nicht richtig bewusst. Ein Nachfrage-Boom für die Sanierungsberater wäre erst ab April 2021 zu erwarten.
"Die Sorge war nie bzgl. der laufenden Geschäfte, aber woher soll das Neugeschäft kommen?"
Diese Frage stellte der Präsident in den Raum, ohne selbst darauf eine Antwort zu haben. Da Berater aber von Natur aus optimistisch seien, wagte Strehlau einen positiven Ausblick auf die Gesamtentwicklung der Beratungsbranche fürs nächste Jahr:
"Die Consultingbranche wird 2021 wieder wachsen".
Kommentare (0)
Noch keine Kommentare zu diesem Artikel. Machen Sie gerne den Anfang!
Um unsere Kommentarfunktion nutzen zu können müssen Sie sich anmelden.
Anmelden