BearingPoint-Studie zum Post-Corona-Dresscode Die Krawatte hat ausgedient, es lebe das T-Shirt? Ohne ein New Formal im Rahmen des New Normal wird es nicht gehen

Nach Auslaufen der Homeoffice-Pflicht kehren viele Mitarbeitende zumindest tageweise wieder ins Büro zurück. Der verbreitete Wunsch nach Lockerheit beim Dresscode trifft dabei auf die Erkenntnis, dass im Business-Kontext Kleider eben doch noch immer Leute machen. Das zeigt eine Studie von BearingPoint, die gleichzeitig Hinweise für den Umgang mit diesem kleidungstechnischen Dilemma gibt.

Googlen am Laptop (Bild: picture alliance / dpa-tmn | Zacharie Scheurer)

Im Homeoffice angemessen, im Büro ein Zeichen für Kontrollverlust: Die Jogging-Hose. (Bild: picture alliance / dpa-tmn | Zacharie Scheurer)

Rein in die Pantoffeln, raus aus den Pantoffeln – der Wechsel vom Homeoffice ins Büro und zurück wird für Millionen Mitarbeitende allmählich Teil eines New Normal. Was die Kleidung betrifft, wollen es die meisten in beiden Sphären weiterhin am liebsten zwanglos: 62 Prozent der Büromenschen beabsichtigen, auch nach der Rückkehr an den Arbeitsplatz am Firmen- oder Behördensitz T-Shirts und Sweater zu tragen. Nur noch zwei Prozent können sich vorstellen, täglich Krawatte oder Halstuch anzulegen. Das geht aus der Studie „Bürokleidung der Zukunft – was trage ich morgen im Büro?“ der Unternehmensberatung BearingPoint hervor, für die insgesamt 1.000 Menschen in der DACH-Region befragt wurden.

Ganz ohne Dresscode geht es nicht: Kleider machen eben doch Leute

Dass ein Mindestmaß an Formalität dennoch sinnvoll ist und Kleider eben doch Leute machen, scheinen die meisten Befragten selbst zu wissen. Mit der Aussage konfrontiert „Mein Gegenüber verbindet eine formale Bekleidung im Geschäftsverkehr sowie im Dienstleistungssektor auch mit seiner Akzeptanz gegenüber der Arbeitsleistung“, bestätigen 51 Prozent einen starken bis sehr starken Zusammenhang, 25 Prozent immerhin noch einen mittleren. Die Kombinationen Anzug & Krawatte und Kostüm & Halstuch scheinen also längst nicht ausgedient zu haben, da sie weiterhin für Professionalität und Fachkompetenz stehen. Eng verbunden mit dem einem solchen Dresscode sind Unternehmensberater, wie ein weiteres Ergebnis der Studie zeigt:

Vier von fünf Befragten halten einen höheren Tagessatz für externe Berater allein dadurch für gerechtfertigt, dass diese formal korrekt gekleidet sind.

zwei verschiedene Outfits im Aufzug

Elevator Pitch der anderen Art mit Studienleiter Alexander Schmid. Was meinen Sie: Welches seiner beiden Alter Egos wird wohl die höherwertigere Beratungsleistung abliefern?  (Bild: Alexander Schmid/BearingPoint)

Das Nebeneinander von gelebter textiler Informalität und der weiter bestehenden Erwartungshaltung bezogen auf das Business Outfit ist nicht unproblematisch. Warum das so ist, fasst Studienleiter Alexander Schmid, Executive Advisor bei BearingPoint, folgendermaßen zusammen:

„Rund 30 Millionen Menschen in Deutschland, der Schweiz und Österreich arbeiten im Büro. Das Dresscode-Dilemma drückt sich vor allem in Arbeitssituationen mit externen Geschäftspartnerinnen und -partnern aus. Der Büro-Dresscode muss dann mit dem post-pandemischen Kleidungs- und Arbeitsverständnis im Grunde Unvereinbares irgendwie zusammenbringen. Das ist eine Führungsaufgabe, auf die viele Unternehmen bislang nicht vorbereitet sind.“

Der Kleiderschrank ist leer, Vorbilder fehlen

Tatsächlich stellt sich die Frage: Welche Erwartungen können Führungskräfte hinsichtlich eines Dresscodes überhaupt noch formulieren, ohne Unzufriedenheit zu produzieren? Neben der Gewöhnung der Mitarbeitenden an die legere Kleidung im Homeoffice sollten sie der Studie zufolge an dieser Stelle auch die Tatsache im Blick haben, dass oftmals gar keine adäquate Bürokleidung mehr im Schrank hängt. Lagen die Ausgaben für spezifische Bürokleidung vor der Pandemie im Jahr 2019 noch jährlich bei durchschnittlich 1.176 Euro, fielen die Ausgaben in 2020/ 2021 auf durchschnittlich 480 Euro (siehe Grafik). Dabei sanken die Ausgaben im Schnitt bei Frauen um 64 Prozent, Männer reduzierten sie um 56 Prozent.

Ausgaben für Bürokleidung (Grafik: BearingPoint)

In Zeiten vor Corona gaben die Menschen noch deutlich mehr Geld für spezifische Bürobekleidung aus. (Grafik: BearingPoint)

Die Bereitschaft, weiterhin in Bürokleidung zu investieren, nahm der Studie zufolge im Vergleich mehrerer Branchen nicht im gleichen Ausmaß ab:  Im Bereich Chemicals & Life Science lag der Rückgang bei 72 Prozent, im Bereich Banking & Capital Markets bei 65 Prozent und im Bereich Utilities, Postal & Transportation wurden 64 Prozent weniger für Berufskleidung ausgegeben. Der geringste anteilige Rückgang war in der Branche Insurance zu beobachten (39 Prozent). Bei der Auswahl angemessener Business-Bekleidung komme bei jüngeren Mitarbeitenden hemmend hinzu, dass es ihnen inzwischen an Vorbildern mangele, heißt es in der Studie. Dieses Aufeinandertreffen fehlender Orientierung und reduzierter Ausgaben betrifft demnach 83 Prozent der Befragten mit weniger als zwei Jahren Berufserfahrung. Sie kennen häufig nur den Homeoffice-Betrieb.

Smart Dresscodes: Anlassbezogen und ausgehandelt

Weder Laissez-faire noch der rigide Ansatz scheinen an dieser Stelle zielführend zu sein. Allerdings führen für Alexander Schmid durchaus Wege aus dem kleidungstechnischen Dilemma. Hier einige Hinweise, wie Unternehmen aus seiner Sicht vorgehen sollten:

  • Anlassbezogene Dresscodes – Smart Dresscode Contracts: Den EINEN Dresscode wird es nicht mehr geben. Vielmehr müssen xDresscodes anlassbezogen (= smart) bestimmt und gemeinsam mit der Belegschaft ausgehandelt (= contract) werden.
  • Diese xDresscodes werden sich nicht von selbst entwickeln oder etablieren. In den Unternehmen und Behörden wird die Diskussion gemeinsam mit den wertgeschätzten Mitarbeitenden zu führen sein.
  • Dresscodes für die hybride Arbeitswelt im New Normal: Die Schreibtische im Büro werden zukünftig absehbar „neben“ den Schreibtischen im Homeoffice stehen. Die Bürokleidung muss die kulturell in der Organisation angestrebte Wertigkeit auch ausdrücken, wenn Mitarbeitende im Büro und im Homeoffice zusammenarbeiten und sich ggf. nur über Videokonferenzen gegenseitig sehen können. Die technische Ausstattung (Licht, Kamera) muss die Mitarbeitenden im Homeoffice zudem unterstützen, selbst und in der passenden Arbeitskleidung sichtbar teilzunehmen.
Studienergebnisse_Dresscode_Büro (Grafik: BearingPoint)

Auf einen Blick. Zentrale Ergebnisse der Studie „Bürokleidung der Zukunft – was trage ich morgen im Büro?“ (Grafik: BearingPoint)

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Methodik

Erhebungsmethode Online-Fragebogen + fragebogenbasierte Expertengespräche
Befragte Zielgruppe Büroarbeiter aus Unternehmen, Behörden
Stichprobengröße n = 1.000
Feldzeit August 2021 bis Februar 2022
Land DACH-Region
 

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