BDU-Konjunkturbefragung Die Stimmung in der Branche wird verhaltener – KI als Chance für Neupositionierung

Nach zuletzt drei Anstiegen in Folge ergibt die Konjunkturbefragung des Bundesverbandes Deutscher Unternehmensberatungen für das zweite Quartal des Jahres 2023 einen deutlichen Rückgang. In einer parallelen Befragung des BDU zeigt sich, dass die Branche dem Thema KI positiv gegenübersteht.

Wie wird sich das Verhältnis Mensch-Maschine zukünftig entwickeln? Die an der BDU-Konjunkturbefragung teilnehmenden Consultingunternehmen zumindest gehen überwiegend nicht davon aus, dass Künstliche Intelligenz in ihrer Branche einen Stellenabbau zur Folge haben wird. (Bild: picture alliance / CHROMORANGE | Michael Bihlmayer)

In der vierteljährlich durchgeführten Geschäftsklimabefragung Juni 2023 des BDU liegt der Indexwert für die Unternehmensberatungsbranche aktuell bei 96,7 Punkten (Vergleich: Q1/2023: 105,3, Q2/2022: 100,2). Dies entspricht einem Rückgang um -8,6 Punkte. Der Consulting-Branchenindikator entwickelt sich damit im Vergleich mit dem ifo-Geschäftsklimaindex für die Gesamtwirtschaft (ifo-Geschäftsklimaindex 06/2023: 88,5), der nach der gleichen Systematik wie der des BDU erhoben wird, zwar dynamischer, aber in dieselbe Richtung. Auch der ifo-Geschäftsklimaindex fällt um -4,8 Punkte.

Den höchsten Indexwert haben weiterhin Sanierungsberatungen, jedoch verzeichnen sie auch einen deutlichen Rückgang mit -11,3 Punkten. Consultingunternehmen mit dem Schwerpunkt Strategieberatung schauen auch verhalten in die Zukunft, mit 29 Prozent ist der Anteil der Pessimisten hier am höchsten. Der allgemeine Stimmungsabfall ist bei großen Consultingunternehmen am stärksten. -12,4 Punkte beträgt der Rückgang bei den Consultingunternehmen mit über 50 Millionen Euro Jahresumsatz. Ähnlich wie bei den Sanierungsberatern ist die auf sehr hohem Niveau gewesene Euphorie abgeebbt, die Geschäftslage hat sich im Vergleich zum letzten Quartal nicht verbessert.

Consultingbranche schaut positiv auf KI

Im Rahmen dieser Befragung wurden auch Einschätzungen der Consultants zum aktuellen Thema Künstliche Intelligenz (KI) abgefragt. Grundsätzlich zeigt sich über alle Fragen und Thesen hinweg, dass die Consultingwirtschaft positiv und hoffnungsfroh dem Thema begegnet. So sagen 71 Prozent der Befragten, dass KI auch für kleinere und mittelgroße Consultingunternehmen eine gute Möglichkeit sei, sich neu zu positionieren. Lediglich drei Prozent der Befragten befürchten, dass KI eine Bedrohung für das eigene Beratungssegment oder die Beratungsbranche darstellt und 58 Prozent geben an, dass sie kaum Einfluss auf die Zahl der benötigten Beraterinnen und Berater, also keinen Stellenabbau, sehen.

BDU-Präsident Ralf Strehlau kommentiert:

„Seit vielen Jahren ist der limitierende Faktor für das Wachstum der Consultingbranche die verfügbaren Mitarbeitenden. Hier kann KI ansetzen und Möglichkeiten schaffen, zum Beispiel fehlende Ressourcen zu kompensieren. Dies würde zu einer Entkopplung der Entwicklung der Beratungsbranche von solchen Themenstellungen führen, was begrüßenswert wäre. Klar ist: Für Unternehmensberatungen liegt in der neuen Technologie enormes Potenzial – und das gilt sowohl für die Arbeit im Kundenauftrag als auch für die Neuordnung der eigenen Prozesse.“

Wo Beratungen KI bereits einsetzen

Die BDU-Geschäftsklimaumfrage zeigt, dass die Hälfte der Beratungen Fachwissen im KI-Bereich aufbauen, große Firmen sogar zu fast 80 Prozent. Ein Viertel der Befragten arbeitet mit Tech-Firmen und Spezialisten zusammen. Doch nicht nur künftig, bereits jetzt ist KI in der Consultingbranche angekommen: 46 Prozent der Befragten setzen KI-Lösungen in ihrem Beratungsangebot für Kunden sehr häufig ein, nur 33 Prozent noch selten.

Bei den Anwendungsbereichen sticht die Analyse großer Datenmengen deutlich hervor, hier sehen 91 Prozent der Beratungen den größten Nutzen, Markt- und Trendforschung folgt mit 57 Prozent. Gefragt nach dem Nutzen wird klar, dass KI vor allem zur Effizienzsteigerung (90 Prozent) und zur Kostenreduzierung (65 Prozent) gesehen wird. 28 Prozent der kleineren Consultingunternehmen vermuten Potenzial in KI, wenn es um die Steigerung der Kundenbindung geht. Bei großen (sieben Prozent) und mittelgroßen Beratungen (16 Prozent) wird die Entwicklungsmöglichkeit in diesem Bereich geringer eingeschätzt. Und noch etwas steht auf der Agenda: Weiterbildung. 93 Prozent der Beratungen halten Mitarbeiterqualifikation für den entscheidenden Erfolgsfaktor beim internen Einsatz von KI.

Methodik

Befragungsmethode Online-Befragung
Befragte Zielgruppe Beratungsgesellschaften aller Größenordnungen
Stichprobengröße n=232
Befragungszeitraum 20. bis 23. Juni 2023
Land Deutschland
 

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