Steffen Roos, Detecon International Digital in die Klimaneutralität

Im Kampf gegen den weltweiten Klimawandel ist die Senkung des CO2-Ausstoßes ein wichtiger Hebel. Digitale Lösungen können entsprechende Nachhaltigkeitsstrategien effizienter machen. (Bild: picture alliance / CHROMORANGE | Christian Ohde)
262 Millionen Tonnen CO2 muss die deutsche Industrie bis 2030 einsparen, um die Klimaziele der Europäischen Union zu erreichen. Diese Zahl kommt einem überwältigend hoch vor. Doch wenn jedes Unternehmen, sei es das produzierende Gewerbe oder Dienstleister ohne Produktion, sich an dieser Aufgabe beteiligt, dann ist es durchaus zu schaffen. Nun haben wir parallel eine weitere Entwicklung, die auf den ersten Blick konträr zu den Einsparbemühungen läuft: die digitale Transformation. Ein Bereich, der Unmengen an Energie benötigt und damit den Klimawandel teilweise noch verstärkt.
Wir können jedoch auch digitale Lösungen fördern, die zur Erreichung von Klimaneutralität beitragen. So kommt eine Studie des Digitalverbandes Bitkom zu dem Schluss, dass digitale Technologien einen Großteil dazu beitragen können, dass Deutschland seine Klimaziele erfüllt.
Trotz unkalkulierbarer Ungewissheiten, wie der Stärke eines Rebound-Effekts, ist das Potenzial, das digitale Technologien bergen, nicht zu bestreiten.
Use-Cases schaffen
Nicht jede Lösung eignet sich für jedes Unternehmen, aber es gibt durchaus Technologien, deren Anwendungsfälle sich auf weitere Branchen und Industrien ausweiten lassen. Ein Beispiel ist die Augmented Reality (AR)-Brille HoloLens von Microsoft. Mithilfe der Brille werden virtuelle 3D-Projektionen in die reale Umgebung projiziert, und damit beide Welten miteinander verbunden. Ein Use-Case in der Industrie ist die Anwendung in der Wartung und Reparatur komplexer Maschinen und Anlagen aus der Ferne. Fachkräfte können so von ihrem Stammsitz aus Techniker auf der ganzen Welt remote bei Arbeiten an den Anlagen begleiten und schulen.
Der Einsatz der AR-Brille spart Wege, mitunter Flugreisen um den halben Globus.
Gehen wir etwa von einem 6.000 km langen Flug von Deutschland zu einer Einsatzstelle an der US-amerikanischen Ostküste aus, dann spart allein der Wegfall der An- und Abreise rund drei Tonnen CO2 ein. Unter Berücksichtigung der Energie, die eine solche Brille in ihrer Produktion verursacht, sowie der Implementierung der Infrastruktur, das Aufsetzen des Service und die Nutzung der Brille selbst, rechnet sich ein Einsatz der Brille bereits nach dem vierten Einsatz. Und das nicht nur klimatechnisch: Auch was die zeitliche Verfügbarkeit der Experten sowie Reisekosten betrifft, bringt die AR-Lösung Vorteile mit sich.
Neben der industriellen Wartung ist es auch in der Beratung möglich, mit AR entsprechende Cases zu gestalten. So lassen sich beispielsweise Planungsmeetings hervorragend in der virtuellen Realität abbilden: Ganze Welten von allen denkbaren Szenarien innerhalb der Virtual Reality können entstehen. Und das ist nur eine von vielen Technologien, die zum Einsatz kommen können, um einen Teil zum Klimaschutz beizutragen.
Step by step zur Nachhaltigkeitsstrategie
Die größte Herausforderung für Unternehmen besteht erfahrungsgemäß darin, eine effektive Nachhaltigkeitsstrategie zu entwickeln, die zum eigenen Unternehmen passt. Galt es dabei bislang vor allem ökonomische Hürden zu meistern, rücken inzwischen soziale und ökologische Aspekte verstärkt in den Fokus. Um langfristige Zukunftsfähigkeit zu ermöglichen, muss eine effektive Nachhaltigkeitsstrategie daher nicht nur den Strategien und Zielen eines Unternehmens Rechnung tragen, sondern mehr denn je auch den ökonomischen, sozialen und ökologischen Rahmenbedingungen.
Um diesen Anforderungen gerecht zu werden, hat Detecon International einen eigenen Sustainability Ansatz entwickelt. Er unterstützt Unternehmen dabei, Erwartungen in Ziele zu übersetzen sowie dahingehende Maßnahmen zu entwickeln, und begleitet deren Umsetzung hin zum angestrebten nachhaltigen Wandel.
Detecons Sustainability-Ansatz gliedert sich in folgende sechs Schritte:
- Scope definieren: Schaffung eines gemeinsamen Verständnisses hinsichtlich der Anforderungen, der notwendigen Handlungsfelder im Unternehmen, des Umfangs der Zusammenarbeit und der Nachhaltigkeitsziele.
- Baseline & Reifegrad bewerten: Bewertung des Status quo in der Organisation hinsichtlich der genutzten Methoden, Standards und des Toolings sowie der Strategien zur jetzigen wie zukünftigen Erreichung von Nachhaltigkeitszielen. Darüber hinaus die Definition der relevanten Datensätze, Datensammlung und -harmonisierung sowie Datenaggregation und Berechnung der Baseline.
- Erwartungen und Ambitionen festlegen: Screening, Evaluierung und Priorisierung der vorhandenen Erwartungen und Ambitionen unter Berücksichtigung verschiedener Einflussfaktoren (u. a. globale Frameworks, Stakeholder, Wettbewerber und rechtliche Rahmenbedingungen).
- Strategie & Maßnahmen implementieren: Entwicklung eines strategischen Ansatzes zur Erreichung der definierten Nachhaltigkeitsziele mit kurz- und langfristig festgelegten Maßnahmen zur Erreichung des definierten Ambitionsniveaus, erläutert in einer Roadmap mit Leistungsindikatoren.
- Governance verankern: Erstellung eines umfassenden Governance-Plans zur langfristigen Verankerung der festgelegten Nachhaltigkeitsziele im Unternehmen unter Berücksichtigung aller relevanten Stakeholder, Ansprechpartner und strategischen Abteilungen (z.B. Compliance). Empfehlung für potenziell geeignete Messinstrumente zur Zielerreichung sowie für den in- sowie externen Rollout der neuen Strategie, um sicherzustellen, dass Nachhaltigkeit fest in der Unternehmenskultur verankert wird.
- Change Management: Konzepterstellung um relevante Stakeholder von der Neuausrichtung der Unternehmensvision zu überzeugen. Damit alle Stakeholder das gleiche Ziel der Klimaneutralität verfolgen, bedarf es einer konsistenten Kommunikation und einer aktiven Lernkultur. Führungskräfte müssen ihre Vorbildfunktion ausbauen und die Belegschaft in allen Bereichen motivieren. Nachhaltigkeitsbotschafter*innen skalieren die neue Kultur in alle Unternehmensbereiche.
Erfolgversprechende Handlungsfelder
In Unternehmen gibt es eine Vielzahl möglicher Ansatzpunkte, um Nachhaltigkeit in der Unternehmensführung zu verankern. Vielversprechende Handlungsfelder konzentrieren sich dabei auf Maßnahmen zur Reduktion von Umweltbelastungen und den Umgang mit dem Klimawandel.
- Sustainability Strategy: Die Entwicklung einer individuell zugeschnittenen und abgestimmten Nachhaltigkeitsstrategie unter Berücksichtigung aller relevanten Einflussfaktoren.
- Energy Efficiency & Green IT: Die Entwicklung einer Green-IT-Strategie bzw. von Maßnahmen, die die gesamte Wertschöpfungskette tangieren. Von der Auswahl von Hardware und Anbietern über „Make-or-Buy“-Entscheidungen und die Wahl nachhaltiger Energiequellen bis hin zu (Cyber-) Sicherheitsaspekten oder dem Vorgehen gegen Ende des Lebenszyklus.
- Client Enablement: Die Integration eines Client Enablement-Konzepts, welches darauf abzielt, die positiven Umweltauswirkungen aufzuzeigen, die sich aus der Nutzung von Informations- und Kommunikationstechnologien (IKT) ergeben. Entweder durch die Optimierung der IKT selbst, um sie nachhaltiger zu machen, oder durch langfristige Veränderungen auf systemischer Ebene.
- Sustainable Supply Chain: Der Umgang mit Umwelt- und Sozialauswirkungen entlang der eigenen Wertschöpfungskette hat mit dem deutschen Lieferkettengesetz (LkSG) neue Relevanz gewonnen. Unternehmen müssen Datentransparenz schaffen, Risikomanagementsysteme, Governance-Modelle und Beschwerdemechanismen implementieren, um harte Strafen zu vermeiden. Dies kann jedoch ebenfalls als Chance aufgegriffen werden, um das Unternehmen für die Zukunft zu transformieren.
- Environmental, Social & Governance Management: Die Priorisierung von ESG-Kriterien innerhalb des Unternehmens und die Umsetzung von strategischen Maßnahmen zur Verbesserung der Unternehmenspositionierung in Zusammenspiel mit der effektiven Nutzung digitaler Tools und Berichtsstrukturen.
- Berichterstattung: Der Aus- und Aufbau einer klaren Berichterstattung geht einher mit einem Verständnis der rechtlichen Voraussetzungen sowie der Kapazität, essenzielle Datenströme zu schaffen bzw. zu konsolidieren und entsprechend auszuwerten, um die bestehenden Ziele und Maßnahmen anpassen zu können.
- Corporate Carbon Footprint: Die Analyse und Berechnung des CO2-Fußabdrucks entlang der drei Scopes des Greenhouse Gas Protocols (GHG), direkte Emissionen, indirekte Emissionen und Emissionen, sowie die Ableitung von entsprechenden Nachhaltigkeitsmaßnahmen.
- (Digital) Product Carbon Footprint: Die Analyse des CO2-Fußabdrucks von u.a. (digitalen) Produkten und der dazu gehörenden Infrastruktur sowie der durch das eingesetzte Humankapital entlang des Produktlebenszyklus‘ verursachten Emissionen.
Zeit zu handeln ist jetzt!
Die Digitalisierung und ihre Gestaltungsmöglichkeiten bergen also immenses Potenzial, schädliche Emissionen für unser Klima deutlich zu reduzieren. Wenn wir es schaffen, den Sturm wieder etwas abflauen zu lassen, profitieren wir alle davon.
Es geht nicht um einzelne Unternehmen, es geht um uns alle und um nachfolgende Generationen.
Über Steffen Roos
Weitere Informationen zum Unternehmen auf CONSULTING.de:

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