etventure Studie Digitalisierung: Umsetzung in Deutschland langsamer als in den USA

Die Führung deutscher Unternehmen erkennt die Bedeutung des digitalen Wandels. Doch die Umsetzung geht insgesamt zu langsam voran. Das zeigt sich besonders im direkten Vergleich zu den USA, wie etventure in einer Studie ermittelte.

Mittlerweile ist die Bedeutung des digitalen Wandels in mehr Führungsebenen deutscher Unternehmen angekommen. In 34 Prozent der befragten Firmen wird dieser mittlerweile durch die Geschäftsleitung verantwortet. Zum Vergleich: Im Vorjahr waren es erst 24 Prozent. Zudem haben mehr Unternehmen der Umsetzung eine höhere Priorität eingeräumt: Bei der Hälfte der Befragten steht dieser Punkt unter den Top-3-Firmenzielen. 2016 waren es nur 41 Prozent.

Im Vergleich zu den USA ist Deutschland jedoch im Hintertreffen. Dort wird die Digitalisierung grundsätzlich wichtiger eingestuft, 66 Prozent der Großunternehmen haben sie auf ihrer Top-3-Agenda; und die dortigen Unternehmen schätzen sich mehrheitlich als sehr gut oder gut vorbereitet ein (85 Prozent). In Deutschland sagen das nur 35 Prozent.

Selbsteinschätzung: zu langsam und unflexibel

Auch wenn die Bedeutung des Themas gestiegen ist: Einige deutsche Unternehmen sind dann dennoch der Meinung, dass sie zu langsam und zu unflexibel im Rahmen der digitalen Transformation agieren (31 Prozent). In den USA denken das nur sieben Prozent der befragten Unternehmen. Die größte Hürde ist für deutsche Unternehmen die "fehlende Erfahrung bei nutzerorientiertem Vorgehen". Das gaben 63 Prozent an, im Jahr 2016 waren es noch 52 Prozent. Auf Platz zwei der größten Hemmnisse nennt jedes zweite Unternehmen außerdem die "Verteidigung bestehender Strukturen".

In den USA werden solche internen Widerstände weitaus seltener als Problem angesehen. Denn in vielen Firmen (57 Prozent) gibt es bereits digitale Geschäftseinheiten, die schnelle Ergebnisse liefern und durch Erfolge auch die Kernorganisation für die Digitalisierung motivieren können. Diesem Aspekt kommt insbesondere in Deutschland eine gewisse Bedeutung zu. Zeigen sich doch hier vergleichsweise mehr Mitarbeiter (37 Prozent) durch die Digitalisierung verunsichert als in den USA (sechs Prozent).

Deutsche Sorgen: Abbau von Arbeitsplätzen

Die Deutschen sind ebenfalls skeptischer, wenn es um die Auswirkungen der Digitalisierung auf Arbeitsplätze geht. 20 Prozent denken, dass es einen Abbau geben wird. In den USA befürchten das mit vier Prozent nur sehr wenige Unternehmen. Dort erwarten die Firmen vielmehr ein Jobwunder und mehr Arbeitsplätze (59 Prozent). Die USA, so ein etventure-Sprecher, begreifen die Digitalisierung eher als Chance auf Wachstum durch neue digitale Geschäftsmodelle. In Deutschland hingegen prägen die Aspekte Prozessoptimierung und Effizienzgewinne den Umgang mit der digitalen Transformation.

Häufige Kooperationen mit Start-ups

Was Kooperationen mit Start-ups angeht, hat hingegen Deutschland die Nase vorn. Hierzulande schließen 35 Prozent der Unternehmen solche Partnerschaften, in den USA tun es nur 14 Prozent. Die deutschen Unternehmen versprechen sich davon eine schnellere Entwicklung von Innovationen und den Zugang zu neuen Technologien.

Angesichts des langsamen Tempos bei der Umsetzung sei es ratsam, so etventure, in deutschen Unternehmen ebenfalls geschützte Einheiten aufzubauen, die neue Lösungen entwickeln und testen. Der Erfolgsnachweis im Kleinen kann anschließend im gesamten Unternehmen den Grundstein für einen offenen Umgang mit der Digitalisierung schaffen.

Die Studie "Digitale Transformation und Zusammenarbeit mit Startups in deutschen und US-amerikanischen Großunternehmen" Digitalberatung etventure entstand gemeinsam mit GfK Nürnberg und YouGov USA. Im Zeitraum Ende November bis Mitte Januar fand eine telefonische Befragung von 294 Großunternehmen in Deutschland (135 Interviews) und den USA (159 Interviews) ab 250 Mio. Euro bzw. Dollar Jahresumsatz statt. Befragt wurden Entscheider, die mit dem Thema der digitalen Transformation befasst sind. 

 

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