PR und Marketing Einfach mal eine Runde aussetzen

Oft ist die Verlockung für Unternehmen groß, bei aktuellen Themen und Trends in den Medien Haltung zu beziehen. Warum es für die PR der Unternehmensberatung besser ist, nicht auf jeden Themenzug aufzuspringen, erklärt Kommunikationsexpertin Manuela Nikui in der aktuellen Ausgabe ihrer Kolumne.

Familie spielt Uno (Bild: picture alliance / dpa-tmn | Benjamin Nolte)

Eine Runde aussetzen – was beim Uno spielen für Verärgerung sorgt, kann für die PR der Unternehmensberatung je nach Thema sehr sinnvoll sein. (Bild: picture alliance / dpa-tmn | Benjamin Nolte)

Von Inzidenz bis Insolvenz: Gerade in den vergangen zwei bis drei Jahren überschlagen sich die Ereignisse und in den (sozialen) Medien jagt on- und offline ein Thema das nächste. Eine solche Themenflut ist grundsätzlich eine Steilvorlage für die PR der Beratung: Eine prima Gelegenheit nämlich, sich ins Geschehen einzuklinken und Stellung zu einem bestimmten Anlass oder Ereignis zu nehmen.

Und das hat Potenzial. Zum Beispiel kann man...

  • zeigen, dass die Beratung up to date ist
  • klar machen, dass man weiß, was die eigenen Kunden beschäftigt
  • sich mit Expertenwissen positionieren
  • Werte und Philosophie der Beratung transportieren
  • von den Zielkunden wahrgenommen oder bekannter werden
  • zum Mittelpunkt einer Diskussion werden und damit die Bekanntheit steigern
  • Glaubwürdigkeit und Respekt aufbauen 

Aber Achtung: Spontan loslegen kann schnell in die Hose gehen.

Ein Beispiel

Mal angenommen, das Thema „flexible Arbeitszeitmodelle“ wird gerade überall diskutiert. In der Beratung XY arbeitet man viel und lange, die Organisations-Struktur erlaubt kaum Veränderung. Außerdem gibt es keine personellen Ressourcen für ein Arbeitszeitmodell, das sich auf die Bedürfnisse des Teams zuschneiden lässt. Würde diese Beratung sich jetzt zu flexiblen Arbeitszeiten äußern, wäre das sehr unglaubwürdig, weil es keine Erfahrungen damit gibt. Käme eine ähnliche Botschaft aber von einer Beratung, die sich mit ihren anpassungsfähigen Arbeitszeiten bereits einen Namen gemacht hat, würde man ihr das sofort abnehmen und sie könnte sich mit dem Thema sogar weiter positionieren.

Also – auch wenn die Sache noch so aktuell ist: Springen Sie bitte nicht blindlings auf den Themenzug auf.

Aus diesem Grund halte ich, wie Sie vielleicht schon gemerkt haben, eine Kommunikationsstrategie grundsätzlich für sehr wichtig. Diese hilft unter anderem, blindem Aktionismus vorzubeugen. So wie das in Ihrer Beratung bei der Betreuung der Kunden wahrscheinlich auch der Fall ist. Bitte drücken Sie daher kurz die Stopp-Taste, bevor Sie den Finger heben. Prüfen Sie zunächst, ob...

  • Sie wirklich etwas zu sagen haben und was und wen Sie damit erreichen wollen
  • Ihre Argumentation Hand und Fuß hat und Sie diese auch vertreten können
  • Sie auch hitzigere Diskussionen oder sogar einen Shitstorm händeln können und Kapazitäten da sind, um schnell zu reagieren und den Meinungsaustausch auf Kurs zu halten
  • die geplante Botschaft zu Ihrer allgemeinen PR-Strategie, zum Angebot, den Werten oder der Philosophie der Beratung passt
  • Sie nur im großen Pool der Meinungsmacher mitschwimmen und vom allgemeinen Hype profitieren wollen

Es lohnt sich, diese Fragen ehrlich zu beantworten. Denn wenn Sie nur einem Trend folgen, entsteht leicht etwas, das ich „Haltungs-Washing“ nenne – die eigene Meinung und das Standing werden kurz durch- und weichgespült und passend gemacht. Die DNA der Beratung, ihre Kernausrichtung, kommt dabei gleich mit in den Schleudergang.    

Mit einer unbedachten, unpassenden Meinungsmeldung oder Botschaft können Sie im schlimmsten Fall ein mühsam aufgebautes Image ruckzuck kaputtmachen. Und wie schwierig es ist, den alten Glanz wieder herzustellen, haben viele Beispiele der Vergangenheit bereits eindrücklich gezeigt.

Übrigens: Wenn ein aktuelles Thema so gar nicht zu den Werten der Beratung passt – das wäre doch mal ein guter Zeitpunkt für einen allgemeinen Check-up – vielleicht ist irgendetwas nicht mehr stimmig.

Fazit

Verbiegen Sie sich nicht: Lassen Sie bei der PR-Arbeit lieber eine Runde aus, bevor Sie auf aktuelle Themen mit einer Botschaft reagieren, die nicht zur Ausrichtung und den Werten Ihrer Beratung passt. Punkten Sie lieber bei Themen, zu denen Sie wirklich etwas sagen können.

Über Manuela Nikui

Manuela Nikui (Bild: Nikui Kommunikation)
Manuela Nikui ist Creative Director PR und Content bei der kl company AG. Sie ist spezialisiert auf Content- und PR-Strategien und deren Umsetzung für B2B-Unternehmen, die messbar mehr Reichweite und Sichtbarkeit wollen. Sie hat über 25 Jahre Erfahrung in der PR und unter anderem für Bain & Company und goetzpartners gearbeitet. 

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