Frauen im Consulting: Layla Dolfen, PAWLIK „Elternzeit für Geschäftsführende – da muss sich dringend etwas ändern“

In unserer Interview-Reihe "Frauen im Consulting" stellen wir in regelmäßigen Abständen einige der spannenden, klugen und tollen Frauen vor, die unsere Branche zu bieten hat. Dieses Mal ist das Layla Dolfen, Chief Operation Officer bei PAWLIK Consultants.

Layla Dolfen, COO bei PAWLIK Consultants. (Bild: PAWLIK / Thies Rätzke)

Sie haben Ihre beruflichen Anfänge im Bereich Marketing gemacht. Wie und wieso sind Sie in die Consultingbranche eingestiegen?

Layla Dolfen: Im Grunde ging es mir schon immer um die Psychologie. Während meiner Schulzeit wollte ich Psychotherapeutin werden und hatte im Nachrückverfahren einen Studienplatz in Psychologie bekommen. Da war ich aber bereits in Wirtschaftspsychologie eingeschrieben und zog das durch. Das war rückblickend sehr gut, weil ich eine hohe Affinität für die Entwicklung von Menschen im wirtschaftlichen Kontext entwickelte. Als ich PAWLIK Consultants kennenlernte, sah ich dann die Chance, dieses Interesse auszuleben. Bei uns steht der Mensch im Mittelpunkt. Wir helfen Menschen, beruflich und persönlich zu wachsen, um wirtschaftlichen Erfolg zu ermöglichen.

Meine berufliche Entwicklung bestärkt mich heute noch darin, nicht zu viele Pläne zu haben, sondern gelassen Chancen zu ergreifen, wenn sie einem über den Weg laufen.

2021 sagten Sie, Sie wären gern ein Vorbild für die Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Welche Rolle spielten und spielen Mentorinnen und weibliche Vorbilder in Ihrer Karriere, und wie haben sie Ihnen geholfen? 

Layla Dolfen: Ich glaube, der gesellschaftliche Druck auf Frauen ist enorm hoch – perfekte (Ehe-)frau, Mutter, erfolgreich im Beruf… Tatsächlich hatte ich aber keine Mentorin oder das eine Vorbild. Geschichten und Interviews haben mich inspiriert, nicht so sehr auf mögliche Probleme zu gucken, sondern auf die Chancen – und die Herausforderungen zu lösen, sobald sie konkret werden. Übrigens sind dabei auch Männer inspirierend, die zeigen, wie Karriere und Familie vereinbar sind – Erziehung und Care-Arbeit ist nicht per se für Frauen vorbestimmt.

Wie gehen Sie mit beruflichen Herausforderungen um, denen Sie begegnen und was haben Sie daraus gelernt? 

Layla Dolfen: Erst einmal durchatmen...

Ich bin keine Aktionistin, liebe aber trotzdem eine pragmatische und schnelle Herangehensweise. Die Fähigkeit, Entscheidungen zu treffen, halte ich für sehr wichtig, um Prozesse voranzubringen und auch in stressigen Situationen immer wieder in den Überblick zu kommen.

Layla Dolfen hier auch im Videointerview

Sie haben 2015, also vor nicht mal zehn Jahren, Ihren akademischen Weg abgeschlossen und sind heute Vorstand von PAWLIK. Wie haben Sie das geschafft?

Layla Dolfen: Insgesamt wahrscheinlich, weil ich einen guten Job gemacht habe. Zusätzliche habe ich das Glück, in einer Kultur zu arbeiten, in der man nicht laut sein muss, um Karriere zu machen.

Was fällt Ihnen aus der Sicht einer Frau in der Consultingbranche auf?

Layla Dolfen: Ich beobachte eine Veränderung in der Consultingbranche, die hat aber nicht speziell mit einer weiblichen Sichtweise zu tun. Mir fällt insgesamt auf, dass die Fähigkeit, Menschen emphatisch mitzunehmen, wichtiger wird. Es reicht nicht mehr, nur gut und analytisch zu beraten, die Umsetzungskomponente wird mehr und mehr zum Erfolgsfaktor.

Wie sieht ein typischer Arbeitsalltag bei Ihnen aus?

Layla Dolfen: Ich fange gerne früh an und versuche morgens immer eine Stunde vor dem ersten Termin meine aktuellen Projekte zu ordnen und meine Termine vorzubereiten. Danach besteht der restliche Tag aus vielen Terminen, E-Mails und Informationsmanagement. Mein Mann und ich teilen uns die Betreuung unserer kleinen Tochter mit einer Tagesmutter. Dadurch bin ich zeitlich begrenzt und auf ein gut funktionierendes Zeitmanagement angewiesen.

Vor ziemlich genau einem Jahr posteten Sie bei LinkedIn: “Frauen wird es auch heute noch viel zu schwer gemacht, auf der Karriereleiter ganz nach oben zu steigen.” Wie können Frauen und Männer in der Consultingbranche dazu beitragen, eine positive Arbeitsumgebung zu schaffen, die gleiche Chancen und Gleichbehandlung fördert?

Layla Dolfen: Gute Teilzeitmodelle für Männer und Frauen in Führungspositionen würden helfen, den Einstieg aus der Elternzeit zu erleichtern. Männer zu ermutigen, in Elternzeit zu gehen und Teilzeit zu arbeiten, würde automatisch auch die Arbeitskapazität bei Frauen erhöhen. Die gesamte Familie würde davon profitieren, wenn beide Elternteile Familie und Beruf besser vereinbaren könnten.

Wenn wir private Bedürfnisse und eine anspruchsvolle Arbeit verbinden möchten, gehören dazu auch flexible Arbeitszeiten und Homeoffice-Regelungen – da hat sich bereits einiges getan.

Ein weiteres Thema, mit dem ich mich mit meiner Berufung in die Geschäftsführung auseinandersetzen musste – angestellte Geschäftsführende haben kein Recht auf Elternzeit. Da muss aus meiner Sicht dringend etwas passieren. Es zeigt, wie stark solche Verträge in der Vergangenheit auf Männer, die nicht in Elternzeit gingen, bezogen waren. Ich habe schon zu dem Zeitpunkt sehr transparent mit Herrn Pawlik über meine Wünsche und Vorstellungen zu dem Thema gesprochen und finde es inspirierend, wie bei PAWLIK Consultants damit umgegangen wird.

Im vergangenen Jahr war ich sieben Monate in Elternzeit und arbeite aktuell auf 80-Prozent-Basis weiterhin als COO in allen meinen Verantwortungsbereichen.

Melden Sie sich hier auch für die Podiumsdiskussion zum Thema künstlicher Intelligenz mit Layla Dolfen im Rahmen der WdC an

Welcher Aspekt in Ihrem Berufsalltag bereitet Ihnen die meiste Freude? 

Layla Dolfen: Neue Herausforderungen, Lernen, Lernen, Lernen und unsere Kultur bei PAWLIK, in der das Füreinander-Dasein und Lust auf große Ziele wichtig sind.

Wie schaffen Sie es, Arbeit und Privatleben in Einklang zu bringen und was hilft Ihnen dabei?

Layla Dolfen: Ganz klar ein gutes Zeitmanagement im Beruflichen sowie Privaten. Ich genieße die Freiheit der selbstständigen Zeiteinteilung sehr, bin aber auch flexibel in die andere Richtung. Zum Beispiel am Wochenende in Ruhe ein bis zwei Stunden in die Arbeit zu investieren, ermöglicht mir dafür, in Ruhe Montag Nachmittag mit meiner Tochter zu verbringen.

Was sind Ihre Zukunftsvisionen für Frauen in der Consultingbranche, und welche Schritte müssen unternommen werden, um diese Visionen zu erreichen?

Layla Dolfen: Hoffentlich gibt es keine Zukunftsvisionen für Frauen, sondern generell für Mitarbeitende. Flexiblere Arbeits – und Familienmodelle würden automatisch zu einer größeren Diversität in der Consultingbranche führen.

Ein großes Thema ist hier natürlich auch das Thema der Kinderbetreuung.

Einen Betreuungsplatz zum gewünschten Zeitpunkt zu finden, ist sehr schwierig, aber natürlich die absolute Grundvoraussetzung dafür, dass beide Elternteile wieder arbeiten können. Vielleicht geht die Consultingbranche hier als gutes Beispiel voran und baut Ressourcen für eine betriebliche Kinderbetreuung auf – auch wenn das natürlich nicht das strukturelle Problem löst.

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Über die Person

Layla Dolfen, aufgewachsen in München, studierte Wirtschaftspsychologie in Lüneburg. Ihre berufliche Laufbahn startete sie 2015 im Marketing des Bioanalyse-Dienstleisters Eurofins in Hamburg. 2017 wechselte sie zu PAWLIK Consultants. Nach Stationen als Projektmanagerin, Assistenz der Geschäftsführung und Head of Operations wurde sie im Januar 2021 als COO in die Geschäftsführung der Beratung mit weltweit 500 Mitarbeitenden berufen.

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