Index Elektromobilität Emissionsvorgaben in Großstädten bieten große Chance für Elektroautos

Im "Index Elektromobilität" (Q1 2017) von Roland Berger und der Forschungsgesellschaft Kraftfahrwesen mbH liegen Deutschland und Frankreich beim Indikator Technologie auf dem ersten Platz - vor Japan und Korea. Der Index vergleicht regelmäßig die relative Wettbewerbsposition der sieben Automobilnationen Deutschland, Frankreich, Italien, USA, Japan, China und Südkorea im Bereich der Elektromobilität nach den Indikatoren Technologie, Industrie und Markt. Der Marktanteil elektrisch betriebener Fahrzeugen wächst in allen Ländern, ist jedoch nach wie vor gering.
Für den Sprung Deutschlands auf Platz eins bei der Technologie sind vor allem das gestiegene Angebot sowie die erhöhte Reichweite von E-Autos aus deutscher Produktion verantwortlich, so Roland Berger. Die Hersteller haben ihr Angebot an teil- und vollelektrifizierten Antrieben deutlich erweitert und dabei die Preise stabil gehalten. Französische Hersteller (OEMs) haben zwar eine kleinere Produktpalette und fokussieren sich weiterhin auf kostengünstige Elektroautos im Kleinwagensegment; dafür sind sie beim Preis-Leistungsverhältnis weiterhin Spitzenreiter, so die Studienergebnisse.
Günstigere Batterien und regulatorische Maßnahmen in Großstädten beflügeln E-Mobilität
Der Preisverfall bei Lithium-Ionen-Batterien und die Einführung neuer Zellgenerationen bewirken den Studienautoren zufolge, dass die Autohersteller ihr Angebot um E-Autos mit höherer Reichweite ergänzen und so mittelfristig ihren Modellmix in diese Richtung verschieben.
Einen wichtigen Impuls für die Etablierung der E-Mobilität auf dem internationalen Markt erwarten die Studienautoren aus den Ballungszentren, die regulatorische Eingriffe für den Emissionsabbau bereits angekündigt haben. In Großstädten wie London, Paris oder Mexiko City sind Verbote für Fahrzeuge mit Diesel- und Benzinmotoren geplant, zudem hat China eine Quote für Elektroautos angekündigt und in Norwegen wird sogar ein generelles Verbot von Verbrennungsmotoren ab 2025 diskutiert. Außerdem investieren die Regierungen weiterhin in die technologische Systemoptimierung. Das reicht von der Forschungsförderung über die Subventionierung des Ausbaus der Ladeinfrastruktur bis hin zur Absatzförderung durch Zuschüsse für Käufer, so Roland Berger.
Rohstoffabhängigkeit schafft politische Risiken
Ein Problem für die Hersteller liegt in der Abhängigkeit der Batterietechnologie von bestimmten Rohstoffen – Lithium, Nickel, Mangan, Kobalt und Grafit – und deren Lieferländern. So liegen 95 Prozent der Reserven an natürlichem Grafit in China, fast die Hälfte der globalen Kobaltnachfrage wird aus dem Kongo bedient. Bei Mangan, nötig zur Stahlveredelung, kommt etwa ein Viertel aus Südafrika, Lithium wird zu jeweils einem Drittel in Chile und Australien gewonnen. Ein weiterer Engpass ist die Veredelung von Grafit, die überwiegend in Südkorea und Japan erfolgt.
Die Lieferung von Rohstoffen für und die Fertigung von Batteriezellen sind daher Faktoren, die gewissen politischen Risiken unterliegen. Der chinesische Markt für E-Mobilität wird beispielsweise zu über 90 Prozent mit Lithium-Ionen-Zellen aus lokaler Fertigung bedient, so Roland Berger. Hier wirke sich aus, dass China die lokale Produktion staatlich fördert, während ausländischen Zellherstellern meist noch die Zulassung für eine lokale Produktion fehlt. Deshalb besetzen chinesische Zellhersteller Spitzenplätze, auch beim Anteil an der globalen Zellfertigung. Dementsprechend rückt China im Index-Ranking beim Indikator Industrie auf Platz eins – vor den USA und Japan.
Absatz von E-Autos in China verdoppelt
In China hat sich zudem der Absatz von Elektrofahrzeugen im Vergleich zum Vorjahr mehr als verdoppelt. Deshalb schafft das Land auch im Indikator Markt einen Sprung nach vorne und liegt nun auf Platz zwei hinter Frankreich, wo der Marktanteil von E-Fahrzeugen nach wie vor höher ist. Zudem wächst auch in Frankreich der Absatz um rund 50 Prozent gegenüber dem Vorjahr, ebenso wie in Deutschland.
Insgesamt überstieg der Marktanteil von teil- oder vollelektrifizierten Fahrzeugen 2016 allerdings nur in China und Frankreich die Ein-Prozentmarke. Das ist aus Sicht der Studienautoren nach wie vor unbefriedigend: Um die in Europa ab 2021 geltenden Flottenemissionsgrenzen einzuhalten, müsse dieser Wert noch erheblich gesteigert werden. Dafür müssten die Hersteller vor allem die Akzeptanz von Elektrofahrzeugen bei den Kunden steigern: Die heutigen Reichweiten seien bereits sehr gut. Zusätzlich müsse jetzt der Komfort beim Laden gesteigert und die Ladedauer verkürzt werden; dafür sei eine flächendeckende Schnelllade-Infrastruktur notwendig.
mr
Weitere Informationen zum Unternehmen auf CONSULTING.de:

Roland Berger

Kommentare (0)
Noch keine Kommentare zu diesem Artikel. Machen Sie gerne den Anfang!
Um unsere Kommentarfunktion nutzen zu können müssen Sie sich anmelden.
Anmelden