McKinsey analysiert Potenziale der Nutzfahrzeugindustrie Fährt bis 2025 jeder dritte Lastwagen teilautonom?

Der Gesamtgewinn der Branche könnte sich unter diesen Voraussetzungen nach Berechnungen von McKinsey von derzeit 9 Milliarden Euro auf rund 15 Milliarden Euro erhöhen. Ähnlich positiv dürfte sich nach Einschätzung des Beratungshauses auch das Geschäft mit kleineren Lieferfahrzeugen entwickeln: In diesem Segment erwartet McKinsey ein Umsatzwachstum von 130 Milliarden auf bis zu 200 Milliarden Euro. Diese prognostizierten Zuwächse werden sich allerdings nicht allein aus höheren Verkaufszahlen generieren. Stattdessen spielen auch die Möglichkeiten neuer Technologien eine zentrale Rolle. "Neue Technologien bieten den Lkw-Herstellern die Chance, sich über das Fahrzeug hinaus mit neuen Geschäftsmodellen zu differenzieren", erklärt Andreas Tschiesner, Leiter der europäischen Automobilberatung von McKinsey.
Autonomes Fahren könnte Kosten erheblich senken
Den größten Wandlungsprozess dürfte dabei das autonome Fahren auslösen. So rechnet McKinsey damit, dass 2025 jedes dritte Nutzfahrzeug in Europa in bestimmten Fahrsituationen – wie beispielsweise auf der Autobahn – vollautonom fahren kann. Da der Fahrer bei schweren Nutzfahrzeugen rund 30 bis 40 Prozent und bei leichteren Lieferfahrzeugen rund 60 Prozent der Gesamtkosten innerhalb des Betriebs eines Fahrzeugs ausmacht und sich gleichzeitig die Standzeiten verringern sowie die Auslastung verbessern könnte, könnten durch das autonome Fahren in der Logistik langfristig bis zu 100 Milliarden Euro wirtschaftlicher Mehrwert pro Jahr erzielt werden. "Ob dieser Mehrwert den Herstellern, Logistikdienstleistern oder den Kunden durch niedrigere Lieferkosten zu Gute kommt, ist noch nicht entschieden", stellt Matthias Kässer, Koautor der Studie, allerdings klar.
Nutzfahrzeugindustrie steht vor großen Wandlungsprozessen
Die zunehmende Automatisierung ist jedoch nicht die einzige Entwicklung, die den Nutzfahrzeugmarkt nach Einschätzung von McKinsey in den kommenden Jahren verändern wird. So könnten Lkw-Hersteller infolge einer stärkeren Vernetzung der Fahrzeuge durch die Bereitstellung von Transportkapazitäten und das direkte Management von Fahrzeugflotten ein neues Geschäftsfeld erschließen. Schon heute geht die Hälfte (49 Prozent) der befragten Entscheider davon aus, dass dieses "Capacity as a service"-Geschäft für die Hersteller künftig attraktiver werden könnte als der Verkauf von Fahrzeugen.
Positiv dürften sich auch die anspruchsvolleren Kundenbedürfnisse auf die Branche auswirken. Neue Angebote wie "Same day delivery" oder gar die sofortige Lieferung der Ware nach Bestellung ("instant delivery") setzen schließlich eine leistungsfähige und dynamische Logistikkette mit innerstädtischen Verteilzentren voraus. Dabei könnten auch alternative Liefertechnologien wie Drohnen oder Lieferroboter von zentraler Bedeutung sein, die bereits jetzt jeder fünfte Umfrageteilnehmer als künftigen Investitionsschwerpunkt ausmacht. "Viele Unternehmen experimentieren derzeit mit neuen Angeboten, um das Potenzial auszutesten", berichtet Kässer. Eine Herausforderung dürfte zudem die wachsende Bedeutung der E-Mobilität darstellen: Immerhin erwarten vier von fünf Befragten, dass Innenstädte ab 2030 für Lieferfahrzeuge mit konventionellem Verbrennungsmotor gesperrt sein könnten. "Lkw-Hersteller und Logistikdienstleister sollten ihre Geschäftsmodelle entsprechend anpassen", mahnt Tschiesner.
Zur Studie:
Für die Studie befragte McKinsey mehr als 3.000 Endkunden in Deutschland, USA und China sowie 250 Entscheider aus der Lastwagen- und Logistikindustrie.
tt
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