Lünendonk-Listen: Führende IT-Dienstleister in Deutschland Fast nur Gewinner: Markt für IT-Beratung und -Services weiter auf Wachstumskurs

Zum nunmehr 40. Mal wurden sie am vergangenen Mittwoch der Öffentlichkeit präsentiert: Die jährlichen „Lünendonk-Listen: Führende IT-Dienstleister in Deutschland“. Dank der anhaltenden Nachfrage durch Kundenunternehmen und Staat gab es während der Pressekonferenz zum Jubiläum viele positive Umsatzentwicklungen zu vermelden. Accenture und T-Systems landeten erwartungsgemäß auf den ersten Plätzen. Daneben präsentierte Lünendonk & Hossenfelder spannende Trends und Prognosen zu den Anforderungen, welche die Branche in den nächsten Jahren beschäftigen werden.

Der Öffentliche Sektor hat sich inzwischen als wichtiger Auftraggeber für IT-Dienstleister etabliert. Volker Wissing (l, FDP), Bundesminister für Verkehr und Digitales, und Karl Lauterbach (SPD), Bundesminister für Gesundheit, informieren bei einer Pressekonferenz über die digitalpolitischen Ziele der Bundesregierung. (Bild: picture alliance/dpa | Bernd von Jutrczenka)

IT-Modernisierung, Cloud-Transformation und die Entwicklung und Integration unternehmensindividueller Software – das sind die verbreitetsten Treiber, die nach einem schon guten Jahr 2021 auch im Jahr 2022 dafür sorgten, dass die in Deutschland tätigen IT-Beratungen und IT-Service-Anbieter ein ordentliches Wachstum hinlegen konnten. Ein Umsatzplus von durchschnittlich 13,2 Prozent vermeldeten die an der jährlichen Befragung zu den „Lünendonk-Listen: Führende IT-Dienstleister in Deutschland“ teilnehmenden Unternehmen. Die Top-25 IT-Beratungen kamen dabei im Durchschnitt auf 14,1 Prozent. Und die Top-20 IT-Service-Unternehmen verzeichneten nach Jahren der Stagnation mit einem Plus von 8,8 Prozent mal wieder ein signifikantes Wachstum. Diese und weitere Ergebnisse präsentierte am 17. Mai 2023 Mario Zillmann, Studienverantwortlicher und Partner bei Lünendonk & Hossenfelder während eines Presse-Roundtables.

Die IT-Dienstleister in Deutschland konnten sich 2022 über ein starkes Wachstum freuen. Zum Vergrößern anklicken. (Grafik: Lünendonk & Hossenfelder)

Im Zentrum standen die aktuellen Umsatzlisten „Führender IT-Beratungs- und Systemintegrations-Unternehmen“ und „Führender IT-Service-Unternehmen“, bei deren Zusammensetzung Lünendonk & Hossenfelder eine wichtige Änderung vornahm. In diesem Jahr kam erstmals das Prinzip des Mehrheitsumsatzes zum Einsatz, was bedeutet: Unternehmen wie Atos, DXC, IBM, NTT Data, Tata Consultancy Services oder T-Systems, die im vergangenen Jahr in beiden Rankings vertreten waren, wurden jetzt konsequent einem Segment zugeordnet.

Führende IT-Beratungen: Accenture, Capgemini und IBM bleiben vorne

Bei den „Führenden IT-Beratungs- und Systemintegrations-Unternehmen“ zeigt sich auf den ersten drei Plätzen ein ähnliches Bild wie im Vorjahr: Accenture machte bei einem Plus von gut zehn Prozent mit 2,9 Milliarden Euro den meisten Umsatz, gefolgt von Capgemini (2,05 Milliarden Euro), die in Deutschland um gut 20 Prozent zulegten, und IBM (1,85 Milliarden Euro/ plus zehn Prozent). Tata Consultancies, aufgrund eines gewandelten Schwerpunktes in Richtung IT-Beratung jetzt hier gelistet, bewegt sich mit 928 Millionen Euro (2021: 843 Mio. Euro) kontinuierlich auf die 1 Milliarde-Grenze zu und belegt Platz 4.

Die größte unabhängige, inhabergeführte deutsche IT-Beratung msg landet auf Platz 5 (902 Mio. Euro), die adesso SE sprang mit 729 Millionen Euro Umsatz und einem Plus von 20 Prozent von Platz 11 auf Platz 6 und sorge damit für die größte Veränderung in der Platzierung. Ebenfalls in den Top Ten vertreten: Infosys, Sopra Steria, MHP und CGI Deutschland. Die stark im Öffentlichen Sektor vertetene Materna Communications & Information SE (495 Mio. Euro / 2021: 376,8 Mio. Euro) legte – ebenfalls bemerkenswert – um vier Plätze auf Rang 12 zu. Bei Valantic, das mit 220 Millionen Euro Umsatz von Platz 20 auf Platz 17 vorrückte, habe man, so Mario Zillmann, einige Umsätze herausgerechnet, die erst in der zweiten Jahreshälfte durch Akquisitionen zustande gekommen seien. Als Newcomer in der Liste tauchen auf: ISO Software Systeme und Team Neusta.

Auffällig sei, so Mario Zillmann, dass sich mit Tata, Infosys (Rang 7: 710 Mio. Euro) und Wipro (Rang 11: 535 Mio. Euro) inzwischen drei indische IT-Beratungen im Wettbewerberfeld fest etabliert hätten. Was auch herausstach: Als einziges geranktes Unternehmen verzeichnete Arvato Systems (Rang 14: 394 Mio. Umsatz/2021: 444 Mio. Euro) einen Umsatzrückgang. Den erklärte CMO Markus Metzner mit kurzfristigen Folgen einer strategischen Neuausrichtung und vor allem damit, dass man in 2021 verschiedene Sondereffekte habe verbuchen können, die sich 2022 nicht mehr darstellten.

Keine Veränderung auf den ersten drei Plätzen bei den IT-Beratungen. Zum Vergrößern anklicken. (Grafik: Lünendonk & Hossenfelder)

Ebenfalls keine Veränderung auf Platz eins gab es in der Lünendonk-Liste „Führende IT-Service-Unternehmen“, die aufgrund einer besseren Datenlage und der zunehmenden Rolle von Managed Cloud Services von 15 auf 20 Unternehmen aufgestockt wurde. Den behält T-Systems mit einem Umsatz von 2,9 Milliarden Euro. NTT Data, nach einem internen Merge mit NTT Limited innerhalb der japanischen NTT Group nun vorrangig im Bereich IT-Services unterwegs, landet auf Anhieb auf Platz zwei (2,2 Mrd. Euro Umsatz) und schiebt sich vor Atos (1,92 Mrd. Euro) und DXC Technology (1,35 Mrd. Euro). Unterhalb der Eine-Milliarden-Euro-Schwelle folgt mit etwas Abstand Kyndril, das IT-Infrastruktur Spin-off von IBM, mit 780 Millionen Euro Umsatz.

Führende IT-Service-Unternehmen: T-Systems führt die erweiterte Liste an

Ein ordentliches Wachstum von 440 Millionen Euro auf 497 Millionen Euro legte mit der Datagroup der erste vorwiegend lokal tätige deutsche Marktteilnehmer hin. Die Top Ten komplettieren die Allgeier SE (434 Mio. Euro), HCL Technologies (424 Mio. Euro), Controlware (346 Mio. Euro) und Tech Mahindra (310 Mio. Euro). BTC mit 225 Millionen Euro Umsatz und Q.beyond mit 136 Millionen Euro folgen auf den Plätzen 11 und 12. Neben NTT Data ebenfalls neu in der nun erweiterten Liste: Die Hamburger Akquinet GmbH (Platz 13/150 Mio. Euro), Unisis Deutschland (16/95 Mio. Euro), Skaylink mit einem starken Managed Cloud-Arm (18/65 Mio. Euro), Convotis und die Ewerk Group.

Die Liste der IT-Service-Unternehmen wurde von 15 auf 20 erweitert und umfasst neben NTT Data weitere Newcomer. Zum Vergrößern anklicken. (Grafik: Lünendonk & Hossenfelder)

Angesichts einer Multikrisensituation mit einer hinter den Erwartungen zurückgebliebenen Konjunktur und weiter bestehendem Fachkräftemangel sei die Entwicklung der Branche beachtlich, so Mario Zillmann. Gleichwohl sei richtig, dass neben der anhalten Nachfrage bei diesen Zahlen auch eine Rolle spiele, dass die IT-Dienstleister ihre Honorare 2022 um durchschnittlich knapp fünf Prozent erhöht hatten. Bei den Nachfragethemen stachen insbesondere die IT-Modernisierung (85 Prozent der Nennungen) und die Cloud-Transformation (79 Prozent) heraus. „Wobei die Grenzen hier immer ein bisschen verschwimmen“, ordnete Mario Zillmann ein, der die beiden Themen mit dem Stichwort „Digital Readiness“ verknüpft sieht.

IT-Modernisierung und Cloud Transformation sorgen für stabil hohe Nachfrage

Es folgen die Individualsoftware-Entwicklung und ihre Implementation (65 Prozent), das Dauerthema Cyber Security (60 Prozent) und der Wandel zur Datengetriebenen Organisation (56 Prozent). Im Vergleich zu den Vorjahren stark zugenommen hat die Bedeutung der Managed Services und des Application Managements. Hier liegt sicherlich ein Grund für die oben genannte auffallend optimistischen Prognosen der IT-Service-Provider. In der Grafik wird deutlich, dass die befragten Unternehmen für die kommenden Jahre aus fast allen Anforderungsbereichen eine deutliche Zunahme von Auftragsvolumen für die Branche erwarten. Beim Thema ESG führt Mario Zillmann dies darauf zurück, dass viele Anwenderunternehmen bislang noch mit der Herstellung ihrer Berichtsfähigkeit beschäftigt waren und sich konkrete Anforderungen an die IT erst im Anschluss ergeben.

IT-Modernisierung und Cloud Transformation waren 2022 die wichtigsten Nachfragethemen und werden das in den kommenden Jahren nach Ansicht der Befragten auch bleiben. Zum Vergrößern anklicken. (Grafik: Lünendonk & Hossenfelder)

Mit welchen Branchen erzielen denn die IT-Dienstleister ihre Umsätze? Auch hier liefert die Lünendonk-Studie interessante Ergebnisse. 35 Prozent der Nachfrage kommt aus der Industrie (2021: 33,9 Prozent). „Nachdem wir dort in den letzten Jahren rückläufige Umsätze hatten, ist die Industrie jetzt getrieben durch Automotive als Motor wieder ein Stück weit in Richtung Wachstum zurückgekommen“, kommentiert Mario Zillmann. Hier spiele das Zusammenwachsen von IT und Engineering eine wichtige Rolle. Der zweite große Block wird gebildet von Finanzdienstleistern (20,4 Prozent/Vorjahr 21,1 Prozent), wobei hier laut Lünendonk einer leicht gesunkenen Nachfrage von Banken der stabile Bedarf in Sachen IT-Modernisierung und Digitalisierung von Kundenschnittstellen bei Versicherungen gegenüberstand. Als dritter Block hat sich in den vergangenen Jahren der Öffentliche Sektor etabliert, aus dem mittlerweile gut ein Zehntel der Nachfrage nach IT-Dienstleistungen kommt (2022: 9,0 Prozent / 2021: 8,7 Prozent).

Aus diesen Sektoren kam die meiste Nachfrage nach IT-Dienstleistungen. Zum Vergrößern anklicken. (Grafik: Lünendonk & Hossenfelder)

Wie geht es für die Branche weiter? Für das laufende Jahr 2023 sind die beiden Provider-Gruppen ebenfalls optimistisch: Ein Plus von 12,1 Prozent erwarten die IT-Beratungen, die IT-Service-Unternehmen gehen sogar – mit Blick auf die vergangenen Jahre ein besonderer Vorgang – von einem noch höheren Wachstum von 12,9 Prozent aus. Dieser besondere Optimismus der IT-Service-Provider wird laut Lünendonk & Hossenfelder unter anderem vom bestehenden Fachkräftemangel bei IT-Spezialisten (Unternehmen setzen in Ermangelung eigener Ressourcen auf externe Lösungen) und der zunehmenden Nachfrage nach Managed Services und Application Management getragen.

Insgesamt zeigt sich, dass die IT-Dienstleister, ergänzend zu den bereits vorherrschenden Trends des Jahres 2022 eine stark steigende Nachfrage rund um die Themen Effizienzsteigerungen, ESG und Data & Analytics erwarten. „Für viele Unternehmen steht 2023 im Fokus, wie sie möglichst gut durch die aktuellen Krisen wie Inflation, steigende Energiepreise und die stagnierende Nachfrage navigieren können“, beobachtet Mario Zillmann. „Technologien wie Künstliche Intelligenz, Cloud und Automatisierung spielen hier eine zentrale Rolle und CIOs sind besonders gefordert, mit dem Einsatz von digitalen Technologien nachhaltige Effizienzsteigerungen zu fördern.“

Investitionsschwerpunkte und Technologie-Trends

Lünendonk & Hossenfelder fragte auch die Anwenderseite nach ihrer Einschätzung zur zukünftigen Entwicklung der konkreten Anforderungen an IT und den Investitionsschwerpunkten in den Jahren 2023/24. Hier nennen 85 Prozent der auf Kundenseite Befragten steigende Security-Anforderungen durch eine größere Bedrohungslage als wichtiges Thema, 83 Prozent erkennen Agilität, Flexibilität & Geschwindigkeit in der Reaktion auf Veränderungen als bedeutendes Aufgabenfeld. Und die Sicherstellung hoher Verfügbarkeit, Flexibilität und Skalierung in den IT-Operations nennen 82 Prozent. Investitionen fließen nach Einschätzung der Anwender besonders in Cyber Security/Informationssicherheit (82 Prozent der Nennungen), Prozesseffizienz und Automatisierung sowie IT-Modernisierung (Konsolidierung/Standardisierung, Legacy- Modernisierung) mit jeweils 75 Prozent. Die folgende Grafik zeigt zudem, welche allgemeinen Technologie-Trends die Anwenderunternehmen für sich als besonders relevant erachten.

So schätzen die Anwenderunternehmen untschiedliche Trends in ihrer Bedeutung für sich ein. Zum Vergrößern anklicken. (Grafik: Lünendonk & Hossenfelder)

Mit der ab 2024 verpflichtenden Nachhaltigkeitsberichterstattung kommt eine weitere große Herausforderung auf die Branche zu. „Mit zunehmender Digitalisierung nimmt unweigerlich auch der CO2-Fußabdruck der IT zu und die IT-Lieferkette rückt in den Fokus der Nachhaltigkeitsstrategien“, so Mario Zillmann. Das bietet nicht nur Potenzial für eigene Beratungsleistungen, sondern verpflichtet auch zu eigenem Engagement. Der Status quo bei den IT-Dienstleistern bezogen auf Environmental Social Governance (ESG) sieht laut Studie folgendermaßen aus:

  • 49 Prozent der IT-Dienstleister haben bereits eine ökologische Nachhaltigkeitsstrategie, bei den Top-25 IT-Beratungen sind es bereits 83 Prozent.
  • Zwei Drittel der IT-Dienstleister möchten bis 2030 CO2-neutral sein.
  • 37 Prozent der IT-Dienstleister mussten schon einmal interne ESG-Audits durchführen, um an einer Ausschreibung teilnehmen zu dürfen, bei den TOP-25 IT-Beratungen sind es 50 Prozent.
  • Der Frauenanteil bei IT-Dienstleistern liegt bei 29 Prozent; nur 13 Prozent der Befragten gehen allerdings davon aus, dass bis 2025 die Hälfte der Führungspositionen in der Branche besetzt sein wird.

Über die Studie:

Für die Lünendonk-Studie „Der Markt für IT-Dienstleistungen in Deutschland“ wurden neben rund 100 IT-Dienstleistern 120 IT-Verantwortliche aus dem gehobenen Mittelstand sowie aus Großunternehmen und Konzernen befragt. Die ausführliche Version kann voraussichtlich ab Juli 2023 unter www.luenendonk.de heruntergeladen werden.

 

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