Matthias Müller & Maximilian Thoele, Dr. Wieselhuber & Partner Finanzielle Restrukturierung als Grundlage eines erfolgreichen Sanierungsprozesses

Unternehmen, die einer Transformation gegenüberstehen, sollten sich einige Fragen beantworten. Denn: Sollte die Handlungsfähigkeit durch die aktuelle Finanzierungsstruktur bereits eingeschränkt sein, hilft eine fundierte Bewertung der Instrumente der finanziellen Restrukturierung, um die Zukunftsfähigkeit des Geschäftsmodells zu sichern.

(Bild: picture alliance / PantherMedia)

Viele Unternehmen stehen einer umfassenden Transformation ihres Geschäftsmodells gegenüber und wurden beziehungsweise werden gleichzeitig durch exogene Krisen zusätzlich belastet. Aufgenommenes Fremdkapital wurde im Zuge dessen oftmals nicht, wie üblich, zur Finanzierung von Investitionen oder des Working Capitals benutzt, sondern um die operativen Verluste zu finanzieren. Das Resultat? Ein Überhang an Fremdkapital. Dies sorgt für Herausforderungen im Hinblick auf die Refinanzierungsfähigkeit des Unternehmens, da die marktüblichen Finanzierungs-KPIs teilweise nicht mehr erfüllt werden.  

Eine operative Restrukturierung sowie strategische Neuausrichtung reichen für einen nachhaltigen Turnaround in diesen Fällen meist nicht aus.  

Wiederherstellung gesunder und refinanzierungsfähiger Verschuldungsrelationen 

Wesentliches Ziel der finanziellen Restrukturierungsmaßnahmen ist die Wiederherstellung gesunder und refinanzierungsfähiger Verschuldungsrelationen. Dazu gehört eine solide Eigenkapitalausstattung (Eigenkapitalquote mindestens 30%) und vor allem ein gesundes und resilientes Verhältnis von Fremdkapital zu EBITDA (Verschuldungsdauer kleiner 3). Damit sind finanzielle Restrukturierungsmaßnahmen ein wesentlicher Bestandteil und Basis erfolgreicher Sanierungen.  

Sie eröffnen finanzielle Spielräume für die operative Restrukturierung und strategische Neuausrichtung, die zum Teil hohen Investitionsbedarf oder temporäre Ergebnisbelastungen mit sich bringen können. 

Vielfältige Instrumente und Vormarsch neuer Finanzierungspartner 

Eine Reihe außergerichtlicher Instrumente wie bspw. Debt-to-Equity-Swaps, Mezzanine-Finanzierung, Forderungsverzicht, Hebung stiller Reserven und einige mehr, können helfen, die Passivseite für den Finanzierungsprozess zu stärken. Darüber hinaus können Instrumente der finanziellen Restrukturierung auch in gerichtlichen Verfahren oder im StaRUG genutzt werden, wenn eine konsensuale Lösung aus rationalen oder emotionalen Gründen nicht erreicht wird. 

Zudem sind in den letzten Jahren auch die Anzahl und das Volumen an nicht bankengetriebenen Finanzierungen deutlich gestiegen. Sie unterliegen nicht den strengen Auflagen der Bankenaufsichten und bieten somit eine höhere Flexibilität bei den bekannten Restrukturierungsmaßnahmen.  

Es deutet sich somit an, dass sich die Unternehmen bei zukünftigen Refinanzierungsgesprächen mit neuen Stakeholdern auseinandersetzen werden müssen, um eine stabile Finanzierungstruktur für die Zukunft zu erreichen. 

Fazit: Handlungsfähigkeit durch finanzielle Restrukturierung sicherstellen 

Konterkarieren die aktuelle Finanzierungsstruktur und der Verschuldungsgrad die durchgängige Refinanzierungsfähigkeit? Wird damit die operative Restrukturierung sowie strategische Neuausrichtung blockiert? Ist die aktuelle und zukünftige Handlungsfähigkeit limitiert? Diese Fragen sollten jetzt geklärt werden. Denn: Sollte die Handlungsfähigkeit durch die aktuelle Finanzierungsstruktur bereits eingeschränkt sein, hilft eine fundierte Bewertung der Instrumente der finanziellen Restrukturierung, um die Zukunftsfähigkeit des Geschäftsmodells zu sichern. 

Es kann nicht explizit ein Instrument der finanziellen Restrukturierung hervorgehoben werden, welches jeden Sachverhalt immer bestmöglich lösen kann. In der Praxis ist es sehr stark abhängig vom vorliegenden Einzelfall, welcher Weg, der richtige ist.  

Es zeigt sich jedoch, dass eine Kombination aus verschiedenen Instrumenten eine erfolgreiche Restrukturierung zusätzlich fördert.  

Damit kommt dem Zusammenspiel der drei Sichten Sanierung, M&A und Finanzierung eine wichtige Rolle zu. Ihre Berücksichtigung ermöglicht nicht nur die erfolgreiche finanzielle Restrukturierung, sondern schafft in der Konsequenz auch strategische Freiheitsgrade. 

Voraussetzung dafür sind zum einen umfassende Kenntnisse der Anforderungen von Investoren und Finanzierern, um geplante Eingriffe in die Finanzierungsstruktur beurteilen zu können und vor allem eine Konsensfähigkeit darüber herzustellen. Zum anderen ist das fundierte und praxiserprobte Beherrschen der Instrumente der finanziellen Restrukturierung essenziell.  

Über Matthias Müller 

Matthias Müller ist Mitglied der Geschäftsleitung der Dr. Wieselhuber & Partner GmbH. Er verantwortet Projekte rund um Sanierung, Restrukturierung, Finanzierung und Insolvenz. Sein fachlicher Schwerpunkt liegt dabei auf der Lösung von komplexen Fragestellungen an der juristisch-betriebswirtschaftlichen Schnittstelle. 
 


Über Maximilian Thoele 

Maximilian Thoele ist Manager bei Dr. Wieselhuber & Partner GmbH. Er verantwortet Projekte im Restrukturierungs- und Finanzierungsumfeld. Seine fachlichen Schwerpunkte sind die finanzielle Restrukturierung und das Financial Modelling. 

 

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