Gender Wealth Gap Frauen besitzen zum Renteneintritt nur 74 Prozent des Vermögens von Männern

Das Gender Gap hinsichtlich Gehalt und Vermögen ist ein internationales Thema. Im Bild eine Demonstration in London im Oktober 2022. (Bild: picture alliance / ZUMAPRESS.com | Vuk Valcic)
Laut des "WTW Global Gender Wealth Equity Report" werden Frauen im Durchschnitt mit nur 74 Prozent des Vermögens ihrer männlichen Kollegen in den Ruhestand gehen. Weltweit betrachtet liegt der Wert zwischen 60 bis 90 Prozent.
Darüber hinaus zeigt die Studie, dass das Ausmaß des Gender Wealth Gaps zum Zeitpunkt der Pensionierung mit steigendem Hierarchielevel zunimmt. Es wurde festgestellt, dass Frauen in leitenden Fach- und Führungspositionen weniger als zwei Drittel (62 Prozent) des akkumulierten Vermögens beim Renteneintritt besitzen als männliche Kollegen in vergleichbaren Positionen. Im mittleren Hierarchiebereich war der Wert mit 69 Prozent immer noch beträchtlich. Bei operativen Positionen liegt er bei 89 Prozent.
„Jedes Jahr wir rund um den Equal Pay Day viel über die Ungleichheit bei der Bezahlung von Männern und Frauen in vergleichbaren Positionen gesprochen, aber das Thema müssen Unternehmen und Gesellschaft noch viel weiter denken“, sagt Florian Frank, Head of Work & Rewards bei WTW Deutschland. „Langfristig gesehen wirkt sich das Lohngefälle bis auf die Rente aus. Hier herrscht akuter Handlungsbedarf.“
Die Ergebnisse der globalen Analyse sind erschreckend. Sie zeigen, dass in den 39 untersuchten Ländern durchweg ein Gender Wealth Gap existiert. Zu den wichtigsten Faktoren, die zu den Vermögensunterschieden beitragen, gehören Lohnunterschiede zwischen Männern und Frauen und verzögerte Karriereverläufe. Außerhalb des Arbeitsplatzes beeinflussen darüber hinaus Lücken in der finanziellen Bildung und familiäre Pflegearbeit die Möglichkeit von Frauen, Vermögen aufzubauen,
ergänzt Ariane Köhler, die den Bereich Work & Rewards gemeinsam mit Frank bei WTW Deutschland leitet.
Die 5 Schlüsselerkenntnisse aus Sicht von WTW
1. Der durchschnittliche globale Wealth Equity Index (WEI) für die 39 in die Analyse einbezogenen Länder beträgt 0,74
Das bedeutet, dass Frauen im Ruhestand voraussichtlich nur 74 Prozent des Vermögens der Männer anhäufen werden. Die Länderindizes reichen von 0,60 bis 0,90 und zeigen, dass es weltweit erhebliche Unterschiede bei der Vermögensgleichheit zwischen den Geschlechtern gibt.
Der Durchschnittliche in Europa WEI beträgt 0,77, Deutschland liegt mit 0,76 also ziemlich im globalen und europäischen Durchschnitt. Südkorea ist mit 0,90 das Land mit dem besten WEI, in Europa belegt Spanien den Spitzenplatz, allerdings mit einem WEI von 0,86.
2. Zu den wichtigsten Faktoren, die zum geschlechtsspezifischen Wohlstandsgefälle beitragen, gehören geschlechtsspezifische Lohnunterschiede und verzögerte Karriereverläufe
Karriereverzögerungen aufgrund von Mutterschaftsurlaub und Verantwortlichkeiten außerhalb des Arbeitsplatzes (zum Beispiel Kinderbetreuung und Pflege älterer Menschen) beeinflussen die Beteiligung von Frauen an der Erwerbsarbeit und damit ihre Fähigkeit, Vermögen aufzubauen. Darüber hinaus verschärfen Lücken im Finanzwissen die Kluft.
3. Frauen in leitenden Positionen weisen die größten Lücken im akkumulierten Vermögen auf
Der Index berücksichtigt verschiedene Rollen, um die Auswirkungen des Geschlechts auf die Vermögensbildung über verschiedene Karrierewege hinweg zu messen, und wir fanden heraus, dass Frauen in Führungspositionen mit den kombinierten Auswirkungen von geschlechtsspezifischen Lohnunterschieden und verzögerten Karrierewegen konfrontiert sind.
4. Betreuungsaufgaben wirken sich negativ auf die Fähigkeit von Frauen aus, Vermögen anzuhäufen
Betreuungsaufgaben, die zu Teilzeitarbeit und Unterbrechungen der beruflichen Laufbahn führen, betreffen Frauen im Vergleich zu Männern unverhältnismäßig stark, da sie ihre Erwerbsbeteiligung und die Zeit, die sie am Arbeitsplatz verbringen, verringern.
Selbst wenn sie berufstätig sind, können Frauen aufgrund ihrer familiären Verpflichtungen weniger Zeit für ihre Aufgaben aufwenden als Männer.
Solche Einkommensunterschiede führen zu einer geringeren Vermögensbildung im Ruhestand. Strukturelle Unterschiede bei den gesetzlichen Urlaubsregelungen im Zusammenhang mit der Kinderbetreuung verschärfen die geschlechtsspezifischen Ungleichheiten.
5. Die Altersvorsorge ist ein wesentlicher Bestandteil des angesammelten Vermögens
In allen 39 Ländern, die in den Index aufgenommen wurden, gibt es eine staatliche Altersversorgung, und in einigen Ländern ist die Altersversorgung sogar obligatorisch. Auch arbeitgeberfinanzierte Pläne sind in einigen Märkten weit verbreitet.
Der Wealth Equity Index zeigt die Bedeutung von arbeitgeberfinanzierten Plänen - und die Auswirkungen, die ungleiche Bezahlung zwischen den Geschlechtern, verzögerte Karriereentwicklung, Betreuungsaufgaben und Finanzwissen auf das Vermögen im Ruhestand haben. Frauen haben in der Regel ein geringeres Finanzbewusstsein, ein geringeres Anlegervertrauen und eine geringere Risikotoleranz während ihrer gesamten beruflichen Laufbahn, was zu einem sich verstärkenden Effekt auf ihr Vermögen führt.
Über die Studie
Der "Global Gender Wealth Equity Report" von WTW entstand in Zusammenarbeit mit dem Weltwirtschaftsforum (WEF). Dieses Jahr wurden mit dem "Global Gender Gap Report" erste Einblicke in das Wohlstandsgefälle veröffentlicht. Der WTW Wealth Equity Index (WEI) betrachtet den Arbeitsalltag von Frauen ganzheitlich und versucht, das Ausmaß des Gender Wealth Gaps in einer Auswahl von Ländern weltweit zu quantifizieren. Dabei wurden die quantitativen und qualitativen Aspekte der Gender Wealth Equity analysiert, indem 39 Länder eingehend untersucht wurden.
Zur englischen Vollversion des "Wealth Equitiy Index"
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