Interview mit Dr. Katharina Reuter, BNW e.V. „Glaubwürdigkeit und ehrliches Engagement spielen in der CSR-Beratung eine große Rolle“

Der Bundesverband Nachhaltige Wirtschaft e.V. (BNW) ist ein ökologisch ausgerichteter Unternehmensverband. Dessen 540 Mitglieder, zumeist aus dem Mittelstand, eint das Ziel, die grüne und soziale Transformation des Wirtschaftens aktiv gestalten zu wollen. CONSULTING.de sprach mit BNW-Geschäftsführerin Dr. Katharina Reuter über Erwartungen an CSR-Beratungen, worauf es bei der Auswahl ankommt und welche Alternativen es zu Nachhaltigkeitssiegeln gibt.

Katharina Reuter, Interview (Bild: Reuter)

Welche Erwartungen haben Ihre Mitgliedsunternehmen an Unternehmensberatungen, die Dienstleistungen im Bereich CSR/ESG anbieten? 

Katharina Reuter: Da unsere Unternehmen Nachhaltigkeit bei sich im Kerngeschäft, in der Unternehmens-DNA, verankert haben, erwarten sie das gleiche hohe Ambitionslevel oft auch von Beratungsagenturen. Nach dem Motto „walk your talk“: Nicht nur über Nachhaltigkeit, CSR und ESG reden, sondern auch selbst danach handeln. Da wir derzeit viel Greenwashing auf dem Markt sehen – insbesondere bei Kommunikations- oder Werbekampagnen – ist unseren Unternehmen auch eine weitreichende Erfahrung und Expertise beim Thema CSR/ ESG wichtig. 

Stichwort Greenwashing: Von welchen Aktivitäten und Kommunikationsweisen raten Sie ab? 

Katharina Reuter: Hübsche CSR-Maßnahmen „drumherum“ dürfen nicht darüber hinwegtäuschen, dass der betreffende Kunde sein Kerngeschäft nicht nachhaltig gestaltet. Und auch, wenn ich ein grünes Produkt anbiete – aber den Löwenanteil meines Umsatzes beispielsweise mit fossilen Energieträgern mache – darf dieses eine Produkt in der Bewerbung nicht den Anschein erwecken, als sei das ganze Unternehmen grün.

Worauf sollten Kundenunternehmen beim Auswahlprozess einer CSR-Beratung achten? 

Katharina Reuter: Gerade im Bereich der CSR- beziehungsweise Nachhaltigkeitsberatung spielen Glaubwürdigkeit und ehrliches Engagement eine große Rolle. Und da kommen Referenzen der Unternehmensberatungen ins Spiel: Sind bei diesen Referenzen renommierte Firmen dabei, die für ihr CSR-Engagement bekannt sind und gegebenenfalls auch schon dafür ausgezeichnet wurden? Das strahlt dann automatisch positiv auf die Beratungsfirma ab.

Es ist auch sinnvoll, bei der Leistungsbeschreibung – zum Beispiel auf der Homepage – erkennen zu lassen, dass man als Unternehmensberatung das Thema CSR ganzheitlich denkt. Dabei ist vor allem wichtig, dass die CSR-Maßnahmen auch beim Kernprodukt, bei der Kerndienstleistung ansetzen. 

Was können Dienstleistungsunternehmen, in diesem Fall Beratungshäuser, in Sachen Nachhaltigkeit ihres eigenen Wirtschaftens tun? 

Katharina Reuter: Auch Dienstleistungsunternehmen können eine ganze Menge für den eigenen Fußabdruck tun, hier einige Beispiele: 

Eine Klimabilanz erstellen: Beratungshäuser können durch die Analyse ihrer Klimabilanz vermeidbare Emissionsquellen identifizieren. Die Klimabilanz sollte konform mit dem internationalen Standard Greenhouse Gas Protocol und/ oder der ISO Norm 14064-1 sein. Wenn die Bilanz vorliegt, gilt es, CO2-Emissionen reduzieren, z.B. durch den Wechsel zu einem echten Ökostromanbieter. 

Echten Ökostrom beziehen: Wer zu einem Ökostromanbieter wechseln möchte, muss genau hinschauen. Ökostrom ist nicht gleich Ökostrom, da der Begriff nicht geschützt ist. Bei vielen Ökostromtarifen fließt weiter Geld an die Kohle- und Atomindustrie. Am besten sollte der Strom von einem Anbieter kommen, der atom- und kohlestromfrei ist und über einen Nachweis des Zubaus an erneuerbaren Energien verfügt: https://wirklich-gruen.de/ (gemeinnütziges Infoportal) 

Bankkonten mit sozial-ökologischem Impact anlegen: Ein kleiner Schritt für das Unternehmen, …ein großer Schritt fürs Klima und eine sozial gerechte Gesellschaft! Ohne dass wir es mitbekommen, arbeitet unser Geld für die Nachhaltigkeit – oder eben auch nicht. Je nachdem, wo das Geschäftskonto liegt. Wir empfehlen diese Quelle: https://www.fairfinanceguide.de/ (gemeinnütziges Infoportal) 

Die Mobilität neu denken: Innerdeutsch fliegen? Bitte nicht! Fliegen ist besonders klimaschädlich, daher sollten innerdeutsche Flüge tabu sein. Multimodale Plattformen zur Wegeplanung ermöglichen den Wandel zu mehr geteilten Fahrten und Fahrzeugen als zusätzlichem Mobilitätsbaustein. Und die E-Mobilität hat Lastenräder zum perfekten Logistik-Transportmittel im urbanen Raum gemacht, ein Beispiel ist die Lastenrad-Förderung: BAFA - E-Lastenfahrräder. Infrage kommt auch ein Fahrradleasing für Mitarbeitende: Wenn ein E-Bike als Dienstrad zur Verfügung gestellt wird, ist die private Nutzung von E-Bikes bis 25 km/h steuerfrei. Sofern Unternehmen die Leasingrate für das Dienstfahrrad komplett übernehmen, entfällt für die Mitarbeitenden sogar die Versteuerung des geldwerten Vorteils.

Gibt es bestimmte Nachhaltigkeitssiegel, die Sie speziell für Beratungsunternehmen empfehlen? 

Katharina Reuter: Nein, es gibt für Beratungsunternehmen keine speziellen Nachhaltigkeitssiegel. Inzwischen haben sich allerdings einige verschiedene Nachhaltigkeits-Reporting-Tools etabliert, zum Beispiel B.Corp, die Gemeinwohl-Bilanz oder der Deutsche Nachhaltigkeitskodex. Hier gibt es eine Übersicht: https://www.bnw-bundesverband.de/nachhaltigkeitsreporting/ 

Über Katharina Reuter 

Katharina Reuter (Bild: Katharina Reuter)
Dr. Katharina Reuter gibt als Geschäftsführerin des BNW Bundesverband Nachhaltige Wirtschaft der nachhaltigen Wirtschaft eine Stimme. Sie ist bereits seit über 15 Jahren Geschäftsführerin führender Nachhaltigkeitsorganisationen und verfügt über umfangreiche Erfahrungen in der Arbeit mit Unternehmen. Mit ihren Impulsen, Podcasts und Vorträgen zu Themen wie wahre Preise, nachhaltiger Unternehmensführung oder CO2-Bepreisung trägt sie aktiv zur öffentlichen politischen Debatte bei. Durch zahlreiche Publikationen und als Mitbegründerin von Entrepreneurs For Future und der European Sustainable Business Federation hat Katharina innovative Ideen geprägt und verbreitet. Ihre Expertise wird als Jurymitglied des Deutschen Umweltpreises und in verschiedenen Beiräten geschätzt. 

 

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