BDU-Jahrespressegespräch 2023 Gute Aussichten: Der Consulting-Branche winkt ein weiteres Rekordjahr

Nach erneut starkem Wachstum in 2022 könnte die Branche in diesem Jahr die 50 Milliarden Euro-Marke knacken. Das Recruiting bleibt schwierig und Künstliche Intelligenz wird vor allem als Chance gesehen. So die Kernergebnisse der Branchenstudie „Fact & Figures zum Consultingmarkt 2023“ und des aktuellen Geschäftsklimaindex, die der Bundesverband Deutscher Unternehmensberatungen gestern vorstellte.

BDU-Präsident Ralf Strehlau präsentierte "Facts & Figures zum Consultingmarkt" und zeigte sich optimistisch für das laufende Jahr.

Die deutsche Consulting-Branche befindet sich auf einem anhaltenden Wachstumskurs. Im Jahr 2022 stieg der Branchenumsatz von 38,1 auf 43,7 Milliarden Euro, was ein Rekord-Umsatzplus von 15 Prozent bedeutet – die höchste Steigerung seit 1992.

Den Einknick des Jahres 2020 hat die Branche inzwischen vollständig kompensiert,

kommentierte BDU-Präsident Ralf Strehlau während des gestrigen BDU-Jahrespressegesprächs die Ergebnisse der jährlichen Studie „Facts & Figures zum Consultingmarkt 2023“, an der insgesamt 400 Unternehmensberatungen teilgenommen hatten.

Der Gesamtumsatz der Consulting-Branche wuchs 2022 erneut kräftig. Zum Vergrößern anklicken. (Quelle: Branchenstudie „Facts & Figures zum Consultingmarkt 2023“, BDU)

Die Aussichten für das laufende Jahr stufen die Befragten mit einer Wachstumsprognose von durchschnittlich 12 Prozent ebenfalls positiv ein. Mehr als jedes zehnte Consultingunternehmen erwartet sogar ein Umsatzplus von mehr als 20 Prozent. Insgesamt haben 80 Prozent der Marktteilnehmenden für 2023 eine positive Umsatzprognose abgegeben. Eine gewisse Zweiteilung der Geschäftsentwicklung bleibe dabei erhalten, so der BDU. Während die großen Unternehmensberatungen mit einem Umsatzplus von durchschnittlich 16 Prozent planen, fällt die Prognose bei den kleineren Consultingfirmen und den Einzelberatern mit einem erwarteten Umsatzplus von sieben beziehungsweise sechs Prozent merklich verhaltener aus.

Die 50 Milliarden Euro-Grenze ist im Bereich des Möglichen

Hochgerechnet würde sich aus den Prognosen ein Gesamtumsatz von 49 Milliarden Euro ergeben, der allerdings sogar übertroffen werden könnte.

In den zurückliegenden Jahren ist das tatsächliche Wachstum im Consulting regelmäßig höher ausgefallen als der prognostizierte Wert aus unseren Marktbefragungen. Ich kann mir daher durchaus vorstellen, dass wir ein höheres Umsatzplus im Gesamtjahr sehen werden, mit dem die 50-Milliarden-Umsatzmarke vielleicht übersprungen werden kann,

gab sich Ralf Strehlau optimistisch. Gestützt wird dieser Optimismus von der begleitenden Geschäftsklima-Befragung des BDU, der zufolge 46 Prozent der 500 teilnehmenden Consultants angeben, dass ihr Unternehmen schon im März „über Budget“ liegt.

Die Erwartungen der Beratungsunternehmen für das Jahr 2023 sind optimistisch. Fast die Hälfte ist bereits "über Budget". Zum Vergrößern anklicken. (Quelle: Geschäftsklimaindex, BDU)

Eine besonders starke Nachfrage nach Beratungsleistungen erwarten die Consultants bei den Themen Nachhaltigkeit (+ 17%), Employer Branding (+ 17%), Sanierungsberatung (+ 15%) und IT-Daten und - sicherheit (+ 15%).

Auf der Kundenseite soll die Dynamik für die Geschäftsentwicklung unter anderem aus den Branchen Energie- und Wasserversorgung (+ 14,5%), Public Sector (+ 13,5%) und Healthcare (+ 13 %) kommen.

Personeller Umfang der Backoffices nimmt ab

Mit rund 220.000 Beschäftigten arbeiteten im Jahr 2022 gut 1.000 Menschen mehr als noch 2021 in der Consulting-Branche. Darunter waren 173.000 Senior Consultants und 53.000 Junior Consultants. Laut Ralf Strehlau sei gerade der Mangel an qualifizierten Mitarbeitenden für die Beratungsebene ein Grund, warum das Wachstum nicht noch höher ausfalle – das Recruiting bleibe ein schwieriges Feld. Auch bleibe es eine Herausforderung für die Branche, Frauen für Führungspositionen zu gewinnen. Der Frauenanteil liegt insgesamt bei 35 Prozent, derjenige in Senior Consultant-Positionen bei 24 Prozent und auf Geschäftsführungsebene weiterhin bei nur 14 Prozent.

Auffällig ist ein Trend, den CONSULTING.de auch bereits in jüngster Zeit thematisiert hat: Der Anteil von Mitarbeitenden, die mit Backoffice-Aufgaben wie Übersetzungen oder Recherchen betraut sind, ist innerhalb eines Jahres merklich gesunken. Waren es 2021 noch etwa 56.500 Frauen und Männer, die in diesem Tätigkeitsspektrum in den Unternehmensberatungen gearbeitet haben, so sank der Anteil im Jahr 2022 auf 47.000. Der Hauptgrund für diese Entwicklung ist laut BDU die gesteigerte Produktivität aufgrund vielfach digitalisierter Prozesse und veränderter Arbeitsabläufe.

In den Backoffices wurden im vergangenen Jahr 9.000 Stellen abgebaut. (Quelle: Branchenstudie „Facts & Figures zum Consultingmarkt 2023“, BDU)

KI bringt Zeitgewinn und steigert Produktivität – Kaum Sorgen um eigenen Arbeitsplatz

Dem Thema „Künstliche Intelligenz“ widmete der BDU in der diesjährigen Branchenbefragung einen eigenen Fragenkomplex. Aus Sicht von 83 Prozent der Consultants bieten die rasanten Entwicklungen bei Künstlicher Intelligenz für die eigene Tätigkeit mehr Chancen als Risiken. Die größten Vorteile werden im Zeitgewinn (76 Prozent) und der höheren Produktivität (56 Prozent) gesehen.

Künstliche Intelligenz nutzen viele Marktteilnehmer schon heute, beispielsweise bei Recherche- oder Analyseaufgaben. Der Einsatz im Consulting bringt Vorteile durch Zeitgewinn und Produktivitätssteigerung sowie noch präzisere Datenanalysen. Damit können Unternehmensberatungen sich vom limitierenden Faktor für das eigene Wachstum entkoppeln, der zunehmend durch den Mangel an qualifizierten Mitarbeitenden entsteht,

so BDU-Präsident Ralf Strehlau.

Nur bei sechs Prozent löst der KI-Einsatz Angst um den eigenen Arbeitsplatz aus. Risiken werden von den Unternehmensberaterinnen und Unternehmensberatern vor allem im Hinblick auf die Verlässlichkeit von Informationen, mögliche Abhängigkeit von KI und Verzerrung von Informationen gesehen.

Diese Risiken sehen Consultants mit dem Einsatz von KI verbunden. Sorge um den eigenen Arbeitsplatz treibt die wenigsten um. (Quelle: Branchenstudie „Facts & Figures zum Consultingmarkt 2023“, BDU)

Weniger vor Ort, aber viel mehr Diversität

Weitere Befunde der Branchenstudie: 88 Prozent der Marktteilnehmenden sind der Meinung, dass die Vor-Ort-Beratung beim Kunden zwar wieder zunehmen wird, aber nicht mehr das Niveau vor Corona erreichen wird. 86 Prozent unterstreichen die wachsende Bedeutung, für noch größere Diversität im eigenen Unternehmen zu sorgen. Die gestiegene Bedeutung des Nachhaltigkeitsanspruchs sowie des Nachhaltigkeitsengagements für die eigene Unternehmensberatung bestätigen 81 Prozent der Studienteilnehmenden.

Methodik "Fact & Figures"

Erhebungsmethode Online-Befragung
Befragte Zielgruppe Unternehmensberatungen aller Größenordnungen
Stichprobe n=400 (BDU-Mitglieder und Nicht-Mitglieder im Verhältnis 50:50)
Befragungszeitraum Anfang bis Mitte März 2023
Land Deutschland
 

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