Interview zum Roundtable am 04.11.2021 um 10 Uhr Herausforderungen von Remote-Work

Welche besonderen Herausforderungen bestehen durch Homeoffice? Wie ist die Perspektive von HR, Arbeitsrecht und Informationsmanagement auf Remote-Work? Vor dem Roundtable zu diesem Thema am 4. November, hat CONSULTING.de mit den Experten gesprochen.

Prof. Dr. Michael Fuhlrott (FHM), Herbert Lörch (M-Files) und Mirja Telzerow (Kearney) sprechen am 4. November am CONSULTING.de Roundtable über die Herausforderungen, die das remote Arbeiten mit sich bringt.

Nach über 18 Monaten Corona-Pandemie: Haben Sie sich selbst an die neue Remote-Arbeitswelt gewöhnt? Arbeiten Sie gerne von zuhause oder doch lieber im Büro?

Herbert Lörch: Da ich seit Jahren in einem Hybridmodus arbeite, hatte ich keine große Umstellung. Es ist immer schön, sich mit den Kollegen F2F (Face-to-Face; Anm. d. Red.) beim Kaffee auszutauschen. Wir haben auch virtuell ab und an ein Feierabend-Bier getrunken, bis hin zur virtuellen Weihnachtsfeier.

Michael Fuhlrott: Ich bin gerne in unseren Büroräumen, da der persönliche Kontakt wichtig ist. Zudem: Wir haben auch Mitarbeitende, die zwingend vor Ort sein müssen und die nicht remote arbeiten können. Allerdings habe ich das Arbeiten von zuhause aus zu schätzen gelernt. Rund zwei Tage arbeite ich in der Woche von zuhause aus. Teilweise wechsle ich sogar während des Tages: Ich beginne den Tag morgens im Büro, fahre mittags nachhause, esse dort und arbeite dann von zuhause aus weiter.

Mirja Telzerow: Auch vor der Pandemie wurde Homeoffice bei uns schon häufig genutzt. Insofern war der Kulturbruch für mich nicht so groß wie vermutlich für andere, die vor Corona fünf Tage im Büro arbeiteten. Was mir gefehlt hat und was ich wichtig für die Unternehmenskultur finde, sind die direkten Begegnungen und der Austausch mit Kolleginnen und Kollegen. In Summe denke ich, der Mix macht es aus.

Wie haben Sie den Schritt ins Homeoffice im ersten Lockdown im März 2020 in Erinnerung? Was hat gut geklappt, was war schwierig?

Mirja Telzerow: Als Unternehmensberatung sind unsere Kolleg:innen häufig unterwegs und kannten das mobile Arbeiten beim Klienten vor Ort. Die gesamte technische Infrastruktur für mobiles Arbeiten war daher bereits vor der Pandemie bei allen vorhanden. Auch MS Teams oder Webex wurden vorher intensiv genutzt, um z.B. standort- oder länderübergreifend zusammenzuarbeiten. Neu und sicherlich herausfordernd für viele war die Beschränkung NUR auf das Homeoffice. Nicht jeder verfügte über einen guten Arbeitsplatz zu Hause. Da musste dann der Küchentisch herhalten. Fehlende Kinderbetreuung und mehrere Personen im Haushalt, die von zu Hause arbeiten, waren weitere, große Herausforderungen.

Michael Fuhlrott: Wie vielleicht viele Unternehmen haben wir die Umstellung sehr schnell durchgeführt. Wir hatten Glück, dass wir in technischer Hinsicht schon gut vorbereitet waren. Schwierig war es anfangs, einen gewohnten Arbeitsrhythmus zu finden und die Abstimmungen und Besprechungen von heute auf morgen von real auf virtuell umzustellen.

Herbert Lörch: Keinerlei Schwierigkeiten auf meiner/unserer Seite. Es gab Kunden, welche nicht so gut vorbereitet waren, wobei es zu Verzögerungen gekommen ist.

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Wie stellt sich die Situation heute für Ihr Unternehmen dar?

Michael Fuhlrott: Arbeiten von zuhause ist Teil der betrieblichen Normalität. Überall dort, wo es geht, kann von zuhause aus gearbeitet werden. Wir wünschen uns eine Anwesenheit von 2-3 Tagen im Büro, damit die persönliche Komponente erhalten bleibt. Das funktioniert aber gut, weil viele Mitarbeitende auch gerne ins Büro kommen, um sich dort auszutauschen.

Mirja Telzerow: Wir haben einen guten Mix aufgebaut zwischen Homeoffice, arbeiten im Büro und bei Klienten vor Ort. Mehr und mehr Kolleg:innen bevorzugen wieder die Trennung zwischen Arbeiten und Privat. Es zeigt sich aber auch, dass die Zukunft hybriden Arbeitsformen gehören wird.

Herbert Lörch: M-Files ist voll auf die Remote-Arbeitswelt eingestellt und operiert wie vor der Covid Krise.

Herr Lörch, was sind denn in Ihren Augen die größten Herausforderungen, wenn es um Homeoffice geht?

Kurz gesagt: Einhaltung der Compliance, Datensicherheit, Verfügbarkeit und Zugriff von Daten. Schnell erlernbare IT-Systeme / -Applikationen.

Herr Fuhlrott, mit welchen coronabezogenen Fragestellungen sind Ihre Mandanten seit Beginn der Pandemie an Sie herangetreten? Gab es da Häufungen bestimmter Sachverhalte?

Michael Fuhlrott: Anfangs bestand eine enorm hohe Unsicherheit auf Seiten von Unternehmen. Was kommt auf uns zu, was wird noch geschehen. Wie reagiert der Gesetzgeber, wie entwickelt sich die Situation weiter. Das Geschehen war extrem dynamisch. Ganz viele Anfragen kamen anfangs zum Thema Kurzarbeit. Nahezu alle Unternehmen haben sich hiernach erkundigt, ein Großteil sodann auch Kurzarbeit eingeführt. Zwischenzeitlich war der Wechsel ins Homeoffice ein großer Beratungsschwerpunkt, hier gibt es viele rechtliche Aspekte zu beachten. Derzeit haben wir viel mit Anfragen zu betrieblichen Hygienevorgaben rund um Maskenpflicht und Impfstatus zu tun.

Wie sieht das in Bezug zum Homeoffice aus? Welche rechtlichen Probleme bergen arbeitsorganisatorische Umstellungen aufgrund von Corona?

Michael Fuhlrott: Das mobile Arbeiten birgt verschiedene arbeitsrechtliche Fragestellungen. Zum einen ist datenschutzrechtlich noch einiges ungeklärt: Wer ist verantwortlich, wenn Daten verloren gehen? Wie kann ich als Arbeitgeber betriebsrelevante Daten ausreichend sichern?

Daneben ist der Betriebsrat zu beteiligen und hat ein entsprechendes Mitbestimmungsrecht bei der Einführung und Ausgestaltung des mobilen Arbeitens: Wer ist verantwortlich, wenn sich der Mitarbeiter zuhause verletzt. Ist das ein Arbeitsunfall? Was gilt für Arbeitssicherheit im Homeoffice? Oder: Darf der Arbeitnehmer sein Homeoffice nach Fuerteventura verlagern? Daneben gibt es noch ganz viele praktische Aspekte: Woher bekomme ich als Unternehmen so schnell die benötigte Infrastruktur?

Frau Telzerow, als die Corona-Pandemie im März 2020 in Deutschland ankam: Wie lange hat es da gedauert, bis Kearney remote vollumfänglich arbeitsfähig war?

Mirja Telzerow: 100% Arbeitsfähig waren wir innerhalb von einer Woche, da wir bereits vorher mobiles Arbeiten gewohnt waren. Wir musste einige Prozess umstellen z.B. Notbesetzungen am Empfang, Postweiterleitung oder Rechnungsbearbeitung – das war aber reibungslos umsetzbar, da wir uns im Februar schon darauf vorbereitet hatten. Allerdings gab es viele Herausforderungen, die zu einer großen Belastung geführt haben: Fehlende Räumlichkeiten zu Hause, schlechte Netzanbindung, keine Kinderbetreuung, fehlender sozialer Kontakt zu Kolleg:innen. Wir haben das bestmöglichst versucht mit vielen remote Events von digitalen Kochevents bis Yoga zu kompensieren. Zudem haben wir allen, Tische und Bürostühle für das Homeoffice zur Verfügung gestellt – aber all das kann dann die Büroatmosphäre nicht voll ersetzten.

Herr Lörch, welche Lösungen bieten Sie Unternehmen, die in Sachen Remotework, Nutzung von privaten Rechnern beim Zugriff auf unternehmensinterne Daten, Redundanzen & Co. zu kämpfen haben?

Herbert Lörch: Wir bieten die Integration der gesamten MS-Office, Sharepoint, MS-Teams-Welt als Grundstein. Aber auch mannigfaltige Integrationen (SAP, Salesforce, Alt DMS Systeme, Fachapplikationen), sowie Applikationen wie QMS, HR, Invoice Processing, Vertragsmanagement. Alles in Hinblick auf Corporate Governance, Compliance und Auditing. Wer hat was, wann, etc.

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Mit welchen Herausforderungen hatten Sie als Director HR zu Beginn am heftigsten zu kämpfen?

Mirja Telzerow: Zu Beginn waren viele Kolleg:innen noch in der Welt unterwegs bei Klienten. Die größte Herausforderung war daher, alle Kolleg:innen sicher nach Hause zu bekommen. Auch Kolleg:innen die privat unterwegs waren, haben wir geholfen, zurück nach Deutschland zu kommen. Natürlich gab es auch eine gewisse Verunsicherung, weil anfangs nicht klar war, wie sich die Pandemie auf das Beratungsgeschäft auswirken würde und ob alle Klienten den Umstieg auf digitale Arbeitsweisen mittragen würden oder auch könnten. Die ersten Wochen waren ein klares Troubleshooting. Zudem haben wir ganz intensiv unsere interne Kommunikation verstärkt über verschiedenen Medien und mit hoher Frequenz.

Wie sieht das Ganze jetzt aus? Haben sich die Problemfelder verschoben? Haben sich die Wogen geglättet?

Mirja Telzerow: Die neuen Routinen hatten sich erstaunlich schnell eingespielt. Mittlerweile sind viele unserer Mitarbeiter:innen wieder vor Ort bei den Klienten – je nachdem wie sich auch hier die Situation gestaltet. Das aufeinander Einstellen und Berücksichtigen von verschiedenen Modellen wird sicher noch etwas dauern, aber ist für viele nach so vielen Monaten des Homeoffice eine große Erleichterung.

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