Smog und Luftverschmutzung in China Hohes Geschäftspotential für westliche Green Tech-Firmen

München/Shanghai - Smog und Luftverschmutzung gefährden das industrielle Wachstum Chinas. 2013 begann die chinesische Regierung, klare Umweltschutznormen und -vorschriften auf nationaler und lokaler Ebene zu erlassen, um den Schadstoffausstoß in Industriebetrieben zu begrenzen. Doch aufgrund der damit verbundenen Kosten - etwa für die Umstellung der Energieversorgung von Kohle auf Gas oder die Schließung von Fabriken - sind solche Maßnahmen eher ungeeignet für eine landesweite Umsetzung. Hinzu kommt: Die individuellen Gegebenheiten einzelner Industriebranchen erschweren die Durchsetzung von Emissionsnormen. Der chinesische Vorstoß, die industrielle Luftverschmutzung zu bekämpfen, scheint so ins Straucheln zu geraten. Dies sind die neuesten Erkenntnisse von Roland Berger Strategy Consultants.

Um die Strategie Chinas erfolgreich umzusetzen sollten zunächst die genauen Emissionsquellen in den einzelnen Städten analysiert werden, so Roland Berger. Diese lokale Analyse sollte dann mit einem marktorientierten Ansatz verbunden werden, der die Herausforderungen der jeweiligen Industrien berücksichtigt. Somit lässt sich anschließend eine operative Strategie festlegen, die nicht nur die Luftqualität in China erheblich verbessert, sondern auch neues Geschäftspotenzial für viele Green Tech-Firmen eröffnet.

Die 2013 in Peking und Shanghai durchgeführten Feinstaubanalysen ergaben, dass Fahrzeuge, Heiz- und Kraftwerke sowie Industrieunternehmen mehrheitlich für die Feinstaubemissionen verantwortlich sind. Heiz- und Kraftwerke setzten als erste Maßnahmen um, um die Emissionswerte zu begrenzen. Aufgrund der vielen Staatsbetriebe in diesem Wirtschaftszweig ließen sich diese Maßnahmen leicht umsetzen. Das Verbot von bleihaltigem Benzin und eine strengere staatliche Kontrolle der Mineralölindustrie seit dem Jahr 2000 waren erste staatliche Eingriffe zur Emissionsbegrenzung im Transportsektor. Doch die starke Fragmentierung der Industrie, die geringen Gewinnmargen und der Fachkräftemangel im Green Tech-Bereich setzen der chinesischen Umweltpolitik deutliche Grenzen. Deshalb fehlen geeignete Lösungen, um Technologien zur Reduzierung der Emissionen in den verschiedenen Industriezweigen schnell und großflächig einzuführen.

Erfahrungen in Europa und den USA im Kampf gegen die Luftverschmutzung haben gezeigt, dass Lösungen, die auf eine punktuelle Bekämpfung von Emissionsquellen setzen, keine idealen Ergebnisse liefern. Um die im 12. Fünfjahresplan der Regierung festgelegten Emissionsminderungsziele zu erreichen, ist es deshalb notwendig, die Maßnahmen im industriellen Sektor auszuweiten und zu intensivieren. Regierung und Privatwirtschaft können nur gemeinsam die Industrieemissionen eindämmen, der gewählte Lösungsansatz muss nicht nur zielgerichtet und praktikabel sein, er muss auch Firmen aus anderen Branchen gutes Geschäftspotenzial bieten.

Schafft es China, die Feinstaubwerte mit einem standardisierten und prozessorientierten System zu analysieren, so könnten sich für Unternehmen, die umweltfreundliche Technologielösungen bieten, spannende Möglichkeiten ergeben. Denn in den kommenden fünf Jahren plant China, die Zahl der Feinstaubanalysestationen zu verzehnfachen. Green Tech-Firmen sollten also ihr Produktportfolio entsprechend erweitern. Schaffen es Unternehmen nicht nur innovative Lösungen, sondern auch zusätzliche Dienstleistungen wie die Wartung der Anlagen oder Auswertungen von Emissionsdaten anzubieten, so können sie neue und nachhaltige Einkommensquellen für sich erschließen.

Green Tech-Anbieter in China sollten aber vor allem noch enger mit der Politik zusammenarbeiten. Denn so lassen sich schnell und effizient Produkte gemeinsam entwickeln, die dringend notwendig sind, um die Emissionsgrenzwerte einzuhalten. Dazu gehören etwa zentrale Analysetools sowie auch geeignete Finanzierungslösungen. Dabei sollten Anbieter die besonderen Bedürfnisse der einzelnen Industriesektoren besser berücksichtigen.

mr

 

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