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Jäger und Sammler 4.0? Wie sich Deutsche für das mobile Shoppen begeistern lassen könnten
Von Dr. Anna Schneider
Starten wir diesen Artikel einmal direkt mit zwei Szenarien, die gegensätzlicher nicht sein könnten:
1. Die Sonne weckt einen mit zarten Lichtreflexen, man hätte besser kaum schlafen können und startet frisch und erholt in den Tag. Da der gesamte Haushalt bereits erledigt ist, freut man sich auf den Wochenmarkt in der Nähe, der regionale und biologisch vollwertige Produkte in herausragender Qualität und zu adäquaten Preisen anbietet. Nach einem ausgiebigen und entspannten Frühstück mit der Familie geht es gemeinsam auf den Wochenmarkt. Hier grüßt einen jeder Händler mit Namen und es werden schnell noch ein paar Rezeptideen mit der Nachbarin ausgetauscht. Nachdem sämtliche Produkte eingekauft sind, tragen die Kinder mit Freuden sämtliche Einkäufe nach oben und bereiten gemeinsam mit dem/der Liebsten schon einmal das Essen vor, während man selbst in der Badewanne entspannen kann.
2. Abgekämpft von der Arbeit ist man endlich auf dem Nachhauseweg, springt "noch mal eben" in den Supermarkt, entwickelt auf Kommando kreative Ideen für das Abendessen, diskutiert an der Quengel-Kasse mit den Kindern und verliert, schleppt alle Einkäufe alleine in die Wohnung, die leider ganz weit oben liegt (ohne Aufzug natürlich). Anschließend bereitet man das Abendessen zu, das die Kinder nicht essen mögen, weil der Schokoladenriegel noch so schwer im Magen liegt. Und kaum ist das Chaos beseitigt, fallen einem vor Erschöpfung fast die Augen zu.
Das Ideal im Realitätscheck
Erlauben Sie mir zwei Fragen: Welches dieser beiden Szenarien kommt Ihrer Wunschvorstellung von einem gelungenen Einkaufserlebnis näher? Und nun die zweite Frage: Welches dieser Szenarien entspricht Ihrem Alltag? Wenn Sie Szenario 2 so oder ähnlich noch nie erlebt haben, dann darf man Sie wohl beglückwünschen. Falls aber doch, dann könnte mobiles Shoppen von Alltagsgegenständen DIE Lösung sein, um Ihren und den Alltag ihrer "Leidensgenossen" deutlich zu erleichtern.
Einkaufen mit dem Handy – eine bislang kaum genutzte Möglichkeit, den Alltag zu erleichtern?
Im Rahmen einer weltweiten Studie "Mobile Shopping Trends 2015" zeigte sich, dass deutsche Kunden noch sehr zurückhaltend sind, was den Einkauf – insbesondere von Produkten des täglichen Bedarfs – mit dem Smartphone angeht. Bisher geben lediglich sieben Prozent der deutschen Internetnutzer an, in den letzten sechs Monaten solche Produkte mit ihrem Smartphone gekauft zu haben. Und das, obwohl 75 Prozent der Deutschen angeben, das Einkaufen im Internet mache Spaß, und zwar deutlich mehr als in klassischen Einkaufsstätten.

Die Hauptgründe dafür, wieso Produkte des täglichen Bedarfs in Deutschland noch so selten mit dem Smartphone geshoppt werden, wurde mithilfe einer qualitativen Online Fokusgruppe mit Konsumenten diskutiert.
Das Smartphone: Symbol für sofortige Verfügbarkeit
Ein wesentliches Problem besteht darin, dass das Smartphone längst zum Symbol für sofortige Verfügbarkeit avanciert ist. Nimmt man Unterbrechungen durch leere Akkus oder Netzprobleme aus, kann man durch Smartphones jederzeit und nahezu unbegrenzt auf Informationen, Nachrichten, ja gar Personen zugreifen, denn in Zeiten von Tinder sind selbst potentielle Flirtpartner jederzeit, sofort und per Wisch verfügbar.
Bei Einkäufen des täglichen Bedarfs hält das mobile Einkaufen dann aber plötzlich nicht mehr das, was es vermeintlich verspricht: Zwar ist der eigentliche Bestellvorgang schnell erledigt, die Lieferung der Waren aber leider (derzeit) noch nicht schnell genug. Herausragendes und oftmals zitiertes Beispiel im Rahmen der Fokusgruppe war Amazon, das mit seiner Prime-Funktion die Waren bereits am nächsten Tag zustellt. Für das am selben Morgen erdachte Abendessen reicht das aber noch lange nicht aus. Doch selbst wenn es gelänge, die Waren am selben Tag zuzustellen, lässt sich noch längst nicht jeder zum mobilen Jäger und Sammler umerziehen.
Jagen und Sammeln 4.0 ?
Spätestens bei Einkäufen von Lebensmitteln will man sich auf die eigenen Sinne einfach mehr verlassen als auf die allgegenwärtigen Frischegarantien des Handels. Dieser natürliche Impuls wird durch mitunter nicht mehr taufrische oder gar abgelaufene Waren im Supermarkt verstärkt. Frischegarantien im mobilen Kanal werden von Verbrauchern daher als unrealistisch kritisiert und allenfalls müde belächelt. Der Kauf frischer Lebensmittel im Internet wird daher – wenn möglich – noch tunlichst vermieden.
Nun mag man unken, dass die realen Alternativen gerade in Ballungszentren zu zahlreich sind, als dass das mobile Shoppen von Gütern des täglichen Bedarfs eine echte Zukunft haben könnte. Aber Anbieter, denen es gelingt, auch den virtuellen Jäger und Sammler anzusprechen und so echten Mehrwert zu schaffen, werden den Markt gewaltig aufmischen.
Um Verbraucher vermehrt zum Einkauf mit dem Smartphone zu bewegen, bieten sich für REWE, Edeka, Lidl oder Aldi und Drogeriemärkte wie dm oder Rossmann zahlreiche Möglichkeiten an. Bereits die Überführung klassischer Offline-Aktionen in den virtuellen Raum kann erste Türen und Tore öffnen.

Die Grundbedingungen für den Erfolg des mobilen Einkaufs von Alltagsgegenständen lieferten uns die Verbraucher selbst: Stark verkürzte Lieferzeiten und Frischegarantien, die halten, was sie versprechen. Um zu unserem Szenario vom Anfang zurückzukehren: Wenn die Frische dann schnell zum Verbraucher kommt, bleibt letztlich nur noch die Frage offen, wer dem Lebensmittel-Boten die Tür öffnet, während man selbst in der Badewanne liegt und genießt.
Über die Ergebnisse:
Für die Studie Mobile Shopping Trends 2015 wurden insgesamt 15.822 Personen im Februar 2015 in den USA, Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Saudi Arabien, Vereinigte Arabische Emirate, Ägypten, Indien, China, Hongkong, Thailand, Indonesien, Malaysia, Singapur und Australien befragt. Weitere Studieninformationen
Die Infografik "Klickfreudige Konsumenten" entstammt dem Buch "Wie die Deutschen ticken".
Auf Basis des YouGov OmnibusQualitative wurden 15 Personen (ausgehend von Mikrozenzus-Daten ausgewogene Zusammensetzung nach Alter und Geschlecht für Deutschland) in einer online-gestützten Fokusgruppe am 15.09.2015 25 Minuten zum Thema Datenschutz befragt.
Zur Person:

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