Kolumne von Prof. Dr. Dirk Lippold Kann sich jeder ‚Studierende mit LinkedIn-Account‘ auch Berater nennen?

Die Berufsbezeichnung "Berater" ist nicht geschützt, somit können sich auch Studierende diesen Titel auf LinkedIn verleihen (Bild: picture alliance/dpa | Rolf Vennenbernd)
LinkedIn ist als berufliches Netzwerk in aller Munde. Im Rennen um die Vorherrschaft der Business Netzwerke schiebt es sich auch in Deutschland immer mehr nach vorne – weltweit ist es ohnehin schon lange die Nummer Eins. Und immer mehr Unternehmen benutzen für ihr Geschäftsmodell die LinkedIn-Plattform und lassen damit die Anfragen von Kunden, Medien & Bewerbern regelrecht explodieren! Ein Beispiel, das LinkedIn-Besucher Tag für Tag beobachten können, ist das beeindruckende C-Level-Personal Branding vom Insight Consulting-Gründer Moritz Neuhaus.
Doch kommen wir zurück zur eingangs gestellte Frage: Kann sich jeder Studierende mit einem LinkedIn-Account auch Berater nennen? Ja, er kann. Und zwar zum Beispiel als „Berater für Webdesign im Weinbau“. Warum auch nicht? Es gibt schließlich auch Berater für Ehevorbereitung, Berater für Findungsprozesse, Berater für Deutschen Wein, Abfallberater, Berater für Altersfragen oder Berater für Pferdefütterungsmanagement – um nur einige der über 2.500 Beraterprofile zu nennen. Und auch ein Schuhputzer mit Visitenkarte oder ein Schiffsschaukelbremser mit Lehrgang kann sich Berater nennen. Warum ist das so?
Ganz einfach: Weil die Berufsbezeichnung Berater gesetzlich nicht geschützt ist. Ist das schlimm? Nein, denn Beratung ist in erster Linie ein Vertrauensgeschäft und all die schwarzen Schafe, die schnell Kasse machen wollen, merken sehr schnell, dass Unternehmensberater werden nicht schwer, sein aber schon ist.
Stetiger Wandel als Wachstumstreiber
Übrigens ist auch das englische Äquivalent für Beratung, nämlich Consulting, ebenfalls nicht geschützt. In diesen Sektor gehören insbesondere auch die Unternehmensberatung, das Management Consulting und die IT-Beratung, die zusammen die Beratungsbranche ausmachen. Und genau diese Branche hat sich in den vergangenen 40 Jahren entwickelt wie kaum ein anderer Wirtschaftszweig – und das augenscheinlich mit höchster Professionalität! Ihr Einfluss strahlt in alle Wirtschaftsbereiche aus. Sie wächst deutlich schneller als das Sozialprodukt. Der wesentliche Grund ist der ständige wirtschaftliche, gesellschaftliche und technologische Wandel, mit dem sich Unternehmen konfrontiert sehen und zu dessen erfolgreicher Bewältigung sie sich externes Wissen ins Haus holen.
Viele Wege führen in den Beraterberuf
Doch wie sieht es eigentlich mit der Ausbildung der angehenden Consultants aus? Schließlich sollte es der Anspruch eines jeden Beraters sein, bestimmte Themenbereiche besser zu beherrschen als der, der beraten wird. Die Frage ist nicht nur berechtigt, nein, sie ist existenziell, denn es gibt für Unternehmensberatende keine vorgeschriebenen Ausbildungswege und keine förmliche Berufszulassung. Daher kann sich jeder „Studierende mit LinkedIn-Account“ eben als Unternehmensberater bezeichnen.
Inzwischen sind es 30 Consulting-Studiengänge im Bachelor- und Masterbereich, die sich bundesweit etabliert haben (siehe hier). Darüber hinaus machen pro Semester weit mehr als 100 Lehrveranstaltungen, die zumeist über den Umweg der Managementlehre das Gebiet der Unternehmensberatung bedienen, deutlich, welch eine Nachfrage die „Consulting-Lehre“ entfacht hat. Das verwundert auch deshalb nicht, weil eine abwechslungsreiche, herausfordernde Tätigkeit, gutes Arbeitsklima, selbstständiges Arbeiten, hervorragende Weiterbildungsmöglichkeiten, sehr gute Bezahlung und ein idealer Karriereeinstieg mit dem Berufsbild des Beraters in Verbindung gebracht werden.
Die Vorzüge der Profession sind mit hohen Anforderungen verbunden
Den offensichtlichen Vorzügen dieser Profession stehen allerdings außerordentlich hohe Anforderungen an Mobilität und Flexibilität gegenüber. Besonders im Fokus steht dabei eine Work-Life-Balance, welche die Berater in den allermeisten Beratungsunternehmen vor große Herausforderungen stellt.
Kommen wir zurück zu den Anforderungen an die Ausbildung der Berater. Vielleicht sind die fehlenden Ausbildungsleitlinien auch der Grund dafür, dass es bislang so wenig fundiertes Ausbildungsmaterial, sprich: Literatur, auf diesem Gebiet gibt. Zwar gibt es Einstiegsliteratur für die Bewerbung in einer Unternehmensberatung zu genüge. Aber was kommt danach? Die gewaltige Dynamik und der Bedarf an Struktur, Konzepten und Methodik in diesem spannenden und prosperierenden Umfeld verlangen geradezu nach einem Consulting-Lehrbuch, das speziell die Zielgruppe der (häufig orientierungslosen) Studieren-den anspricht.
Wenn Sie mehr dazu wissen möchten, dann schauen Sie ganz einfach in dieses Consulting-Lehrbuch hinein:
D. Lippold: Grundlagen der Unternehmensberatung. Strukturen – Konzepte - Methoden, 2. Aufl., Berlin/Boston 2020.
Über die Person
Prof. Dr. Dirk Lippold ist Dozent an verschiedenen Hochschulen. Seine Lehrtätigkeit umfasst die Gebiete Unternehmensführung, Marketing & Kommunikation, Personal & Organisation, Technologie- und Innovationsmanagement sowie Consulting & Change Management. Zuvor war er viele Jahre in der Software- und Beratungsbranche tätig – zuletzt als Geschäftsführer einer großen internationalen Unternehmensberatung. Auf seinem Blog www.dialog-lippold.de schreibt er über aktuelle betriebswirtschaftliche Themen.
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