Geld und Finanzen Liquidität und Sicherheit: Aktuelle Herausforderungen bei der Unternehmensfinanzierung

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Unsere Gesellschaft steht am Wendepunkt von der Industrie- zur Wissensgesellschaft. Das führt zu tiefgreifenden Veränderungen in unserer Lebens- und Arbeitswelt. Unternehmensstrukturen sind ebenso betroffen wie die Arbeitsplätze unzähliger Menschen, die im "Maschinenzeitalter" nicht mehr gebraucht beziehungsweise durch künstliche Intelligenz werden. Dafür rücken menschliche Werte wieder stärker in den Mittelpunkt. Menschen in sozialen Berufen, Service- und Kreativmitarbeiter brauchen vermutlich nicht um ihre Arbeitsplätze fürchten.
Wenn "Arbeit 4.0" im Raum steht, geht es in der Regel um technologische Veränderungen und Innovationen. Im Mittelpunkt stehen die neuen Anforderungen, die die Digitalisierung mit sich bringt. Dass dazu technische Neuerungen und Investitionen nötig sind, steht außer Frage. Gebraucht werden nicht nur neue Maschinen. Auch Mitarbeiterschulungen sind nötig. Stellt sich die Frage, wie kleine und mittelständige Betriebe den Wandel finanzieren können.
Dieser Artikel beleuchtet die Themen Liquidität und Sicherheit. Er nimmt die Hürden der Unternehmensfinanzierung aus der Perspektive von Mittelständlern und die vielfältigen Möglichkeiten zum Kapitalbeschaffung in den Blick.
Notwendigkeit für finanzielle Investments heute
Die Digitalisierung hat inzwischen jeden Lebensbereich erfasst. Das prägt und verändert nicht nur unsere Gesellschaft, sondern auch unsere Wirtschaft. Menschen entwickeln neue Gewohnheiten. Es ist üblich, rund um die Uhr online zu sein, Produkte per Smartphone oder Tablet zu bestellen, unkompliziert per Klick zu bezahlen und das Gekaufte einen Tag später direkt an der Haustür in Empfang zu nehmen.
Mit der digitalen Transformation wandeln sich die Erwartungen, die (potenzielle) Kunden an Unternehmen stellen. Wer mit seiner Marke, seinen Produkten und Dienstleistungen am Markt bestehen will, hat keine Wahl: Bestehende, altbewährte Prozesse müssen angepasst und durch verbesserte - oft digitale - Lösungen ersetzt werden.
Die digitale Transformation beinhaltet unter anderem Big Data, Social Media, Cloud Services, Smart Devices und das Internet of Things. Sie zählen zur sogenannten vierten industriellen Revolution, die mindestens genauso weitreichende Folgen habe wie die erste, die Mitte des 19. Jahrhunderts mit der Verbesserung der Dampfmaschine durch James Watt begann.
Digitale Transformation

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Dafür, das zeigen aktuelle Studien, sind kleinere mittelständische Unternehmen kaum gerüstet. Knapp 30 Prozent planen, in den kommenden zwei Jahren digitale Prozesse einzuführen. Bei den Großkonzernen sind es etwa 80 Prozent. Aus diesem Grund hat das BMAS (Bundesministerium für Arbeit und Soziales) ein Förderprogramm für den Mittelstand ins Leben gerufen. "unternehmensWert: Mensch plus" unterstützt die digitale Transformation bis 2020. Keine Frage: Beratung und Change Management sind wichtige Aspekte. Aber ohne eine tragfähige Finanzierung nutzt das beste Konzept nichts. Um eine digitale Transformation zu verwirklichen, wird Kapital gebraucht. Für kleine und mittelgroße Unternehmen ist die Digitalisierung ein nicht zu unterschätzender Kostenfaktor.
Einerseits entstehen immaterielle Kosten, verursacht durch notwendig gewordene Change-Projekte, den Umbau in Scrum- und agile Organisationen. Andererseits bedeutet die digitale Transformation materielle Kosten: "Industrie 4.0" setzt neue Technologien voraus, die angeschafft und vor allem bezahlt werden wollen.
Dazu zählen unter anderem:
- Software, um Big Data zu generieren und auszuwerten,
- Systeme der künstlichen Intelligenz,
- selbstgesteuerte "Smart Factories",
- Bewerbungsverfahren, um "4.0-fähiges" Personal anzuwerben,
- Weiterbildungsmaßnahmen für bereits vorhandene Mitarbeiter.
Das stellt mittelständige Unternehmen vor ein Problem: Zur Finanzierung brauchen sie Kapital.
Investieren in Weiterbildung und -qualifizierung

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Unternehmen, die den Herausforderungen der Digitalisierung gewachsen sein wollen, dürfen die Personalentwicklung und Weiterbildung ihrer Mitarbeiter nicht vernachlässigen. Das bestätigte eine repräsentative Studie des Institutes für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB), die in Kooperation mit dem Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) durchgeführt wurde.
Auffällig ist, dass Unternehmen mit einem hohem Digitalisierungsgrad sich in dieser Hinsicht von weniger digital aufgestellten Unternehmen unterscheiden:
- In der Ausbildung ihrer Nachwuchskräfte legen sie mehr Wert darauf, den Umgang mit Informations- und Kommunikationstechnologien zu integrieren.
- Außerdem bilden 26 Prozent der befragten 2.023 Unternehmen inzwischen in anderen Berufe aus als früher.
- Die Gesamtinvestitionen für die Weiterbildung von Fachkräften sind gestiegen.
- Digitale Lernmedien spielen eine größere Rolle in der Weiterbildung.
- Überfachliche Fertigkeiten werden stärker gefördert.
Die Studienautoren haben zwei Theorien für die höheren Investitionen in Ausbildung und Weiterbildung: Entweder die Unternehmen können nur mit fachlich optimal ausgebildeten Mitarbeitern der Digitalisierung gerecht werden oder sie versuchen, sich eine Vorreiterposition zu verschaffen.
Hürden bei der Unternehmensfinanzierung
Um die Digitalisierung auf allen Ebenen voranzutreiben, ist ein dezidiertes Finanzierungskonzept notwendig. Dabei gilt es allerdings, diverse Hürden zu meistern. Kleine und mittelständische Unternehmen haben es seit der Finanzkrise schwerer, einen Kredit von ihrer Hausbank oder einem anderen Kreditinstitut zu bekommen. Zudem spielt es eine Rolle, dass immaterielles Vermögen wie Software, Lizenzen und Patente für die - häufig doch eher traditionell ausgerichteten - Banken schwer fassbar ist.
Akzeptanz immaterieller Vermögenswerte
Eine Umfrage zeigt, dass immaterielle Vermögenswerte wie Computerprogramme und Lizenzen für Unternehmen zunehmend wichtiger werden. Befragt wurden 200 Finanzentscheider aus mittelständischen Industrie-, Handels- und Dienstleistungsbranche. Knapp die Hälfte der mittelständischen Industriebetriebe in Deutschland (48 Prozent) haben demnach bei der Finanzierung von immateriellen Vermögenswerten bereits auf Alternativen zur Hausbank zurückgegriffen.
Veränderte Anforderungen an Kreditsicherheiten

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Die Banken haben aus der Finanzmarktkrise gelernt und die Anforderungen für die Kreditvergabe verschärft: Am 12. September 2010 trafen die Chefs der Notenbanken und Aufsichtsbehörden von 27 Staaten zusammen. Im Baseler Ausschuss für Bankenaufsicht, kurz "Basel III", legten sie neue Kapital- und Liquiditätsvorschriften fest. Das soll die Kreditinstitute dazu befähigen, sich im Falle einer Krise selbst zu retten. Ab 2020 sollen die Eigenkapitalanforderungen mit "Basel IV" weiter erhöht werden.
Der Deutsche Industrie- und Handelskammertag e.V. (DIHK) geht davon aus, dass die Kreditinstitute ihr Augenmerk in Zukunft verstärkt auf geringe Risiken legen werden.
Das geht zu Lasten von Unternehmen, deren Markterfolg als unsicher bewertet wird. Betroffen sind beispielsweise Existenzgründer mit innovativen Konzepten, die häufig weniger als zehn Mitarbeiter, beschäftigen.
Schwer hat es auch die Medienwirtschaft, deren Umsätze und Absatzzahlen schwächeln. Bei Produzenten von Schiffen, Flugzeugen und Zügen schreckt Banken die hohe Kreditsumme und die langen Laufzeiten ab. Das zwingt Betriebe dazu, ihre Investitionen verstärkt durch Eigenkapital zu decken - oder sich nach Alternativen auf dem Finanzmarkt umzusehen.
Im Rahmen der regelmäßigen Konjunkturumfrage des DIHK (Deutschen Industrie- und Handelskammertag) zeigt sich, dass die Hürden zur Finanzierung steigen. Bestimmte Unternehmen oder Branchen gelten für die Geldgeber als besonders riskant. Die Risikonennung in Prozent:
- Anbieter von Forschungs- und Entwicklungsleistungen (19 Prozent)
- Kleinbetriebe mit bis zu zehn Beschäftigten (18 Prozent)
- Kfz-Hersteller (19 Prozent)
- die Medienwirtschaft (21 Prozent)
- den Maschinenbau (16 Prozent)
- Hersteller von Schiffen, Zügen und Flugzeugen (24 Prozent)
Möglichkeiten zur Gewinnung finanzieller Mittel
Bei der Hausbank haben es kleine und mittelgroße Firmen oft schwer, einen Kredit bewilligt zu bekommen. Rund zehn Prozent der Unternehmen mit weniger als zehn Beschäftigten bekamen zwischen 2012 und 2016 auf ihr Kreditgesuch eine Absage. Inzwischen liegt die Ablehnungsquote beim Deutschen Industrie- und Handelskammertag (DIHK) mit sieben Prozent etwas niedriger. Größere Unternehmen bekommen Kredite mit einer Wahrscheinlichkeit zwischen 96 und 99 Prozent bewilligt.
Kurz- und langfristige Kredite
Kredite bei der Hausbank oder einem anderen Geldinstitut sind nach wie vor beliebte Finanzierungsmittel für Unternehmen. Beim Gespräch mit der Hausbank empfiehlt es sich, gut vorbereitet zu erscheinen und folgende Unterlagen mitzubringen:
- Jahresabschluss beziehungsweise die Einnahmen-Überschuss-Rechnung (EÜR)
- aktuelle Betriebswirtschaftliche Auswertung (BWA) mit Summen- und Saldenlisten
- die letzten Einkommenssteuerbescheide einschließlich der Anlagen
- eine aktuelle Auskunft zu dem vorhandenen Betriebsvermögen und Verbindlichkeiten
- Vorhabensbeschreibung
- Bei Start-ups ein Business- und Liquiditätsplan
Bei einem fremden Kreditinstitut ist die Abwicklung oft unkomplizierter. Gerade für KMUs sind gegebenenfalls Internet-Banken eine Alternative. Verschiedene Portale bündeln zudem die Angebote verschiedener Geldinstitute. Hier finden sich zudem spezialisierte Kreditgeber etwa für Darlehen zum Überbrücken kurzfristiger Engpässe oder für Kredite, die auf Selbständige zugeschnitten sind. Durch die Online-Abwicklung sind häufig die Kreditnebenkosten etwas günstiger.
Unternehmensanleihen
Während der Finanzkrise waren Unternehmensanleihen eine gern genutzte Alternative zum klassischen Kredit: Eine Anleihe ist letztendlich ein Wertpapier, das einen festen Zinssatz in Aussicht stellt. Unternehmen haben die Möglichkeit, Unternehmensanleihen, sogenannte Corporate Bonds, auszugeben, um so Kapital für dringend benötigte Investitionen zu generieren. Die Käufer stellen pro ausgegebener Anleihe einen gewissen Betrag zur Verfügung. Dafür erhalten sie Zinsen. Am Ende der Laufzeit bekommen sie den Nennwert der Anleihe zurückerstattet.
Die Bonität des Unternehmens beeinflusst den zu zahlenden Zinssatz für die Anleihe. Unternehmensanleihen mit einem hervorragenden Rating weisen eine niedrigere Rendite auf als Unternehmen mit einem schlechten Rating.
Schuldscheindarlehen
Ein Schuldscheindarlehen ist eine unbürokratische Möglichkeit zur Fremdfinanzierung. Dabei handelt es sich um eine Art langfristig gewährten Großkredit in Höhe von mindestens zehn Millionen Euro, der an Unternehmen des privaten oder öffentlichen Sektors ausgegeben wird. Kreditgeber sind in den meisten Fällen Kreditinstitute oder Versicherungen. Sie schließen mit dem Unternehmen, das zwingend über eine herausragende Bonität verfügen muss, einen Kreditvertrag ab.
Der Schuldschein beinhaltet die Verpflichtung zur Rückzahlung und zur Zahlung von Zinsen. Ein Vorteil dieser Finanzierungsform sind die niedrigen Transaktionskosten. Die Kreditbedingungen sind mit denen von Bankkrediten vergleichbar: Sie lassen sich relativ flexibel gestalten, was beispielsweise die Laufzeit angeht.
Was für Unternehmen nachteilig ist: Die Anforderungen hinsichtlich der Bonität sind hoch. Außerdem ist in den meisten Fällen keine vorzeige Kündigung des Vertrages möglich.
Typische Merkmale von Schuldscheindarlehen:
- Die Laufzeit bewegt sich zwischen zwei und zehn Jahren.
- Der Zinssatz beträgt zwischen 0,25 und 0,5 Prozentpunkte über vergleichbaren Anleihen.
- Das Kreditvolumen liegt meistens zwischen 50 und 100 Millionen Euro.
- Der Mindestbetrag sollte 10 Millionen Euro nicht unterschreiten.
- Investoren erhalten die Gelegenheit, Schuldscheindarlehen in Einheiten von 50.000 Euro und 500.000 Euro zu übernehmen.
- Es gibt keine Platzierung an der Börse.
Liquiditätssicherung nicht vernachlässigen
Eine Möglichkeit, die eigene Liquidität zu erhöhen: unnötige Ausgaben vermeiden. Das kann durch eine schlankere Lagerhaltung geschehen. Ladenhüter sollten erfolgversprechenden Produkten weichen. Außerdem lohnt es sich einen kritischen Blick auf die Ausgaben zu werfen. Durch einen Vergleich der Lieferanten lässt sich möglicherweise ebenfalls sparen.
Funktionierendes Forderungsmanagement etablieren
Eine schlechte Zahlungsmoral der Kunden kann zu einem Liquiditätsengpass führen. Zu spät eintreffende Zahlungseingänge oder Zahlungsausfälle sorgen bei kleinen und mittelständischen Unternehmen immer wieder für Probleme.
Einer aktuellen Umfrage zufolge, treffen Mittelständler verschiedene Maßnahmen, um das rechtzeitig Eintreffen ausstehender Zahlungen zu gewährleisten oder einen Zahlungsausfall zu verhindern:
- 51 Prozent der Befragten verschicken eine Zahlungserinnerung per E-Mail oder rufen den Kunden an.
- 32 Prozent gehen zu einem automatisierten Mahnverfahren über.
- 26 Prozent bieten Skonti als Anreiz für eine sofortige Zahlung.
- 22 Prozent schalten ein Inkassounternehmen ein, um ausstehende Forderungen einzutreiben.
- 13 Prozent greifen auf eine Warenkreditversicherung zurück.
- 8 Prozent nutzen Factoring.
Hier besteht deutlich Luft nach oben: Nur knapp ein Drittel der befragten Unternehmen besitzt ein strukturiertes Debitorenmanagement. Noch weniger setzen ein Inkassounternehmen ein. Die fehlende Liquidität verlangsamt oder stoppt das Wachstum des Unternehmens. Darum sollte die Liquiditätssicherung nicht vernachlässigt werden.
Möglichkeiten zur Erhöhung der Zahlungsbereitschaft
Um die Zahlungsbereitschaft der Kunden zu erhöhen, gibt es drei Möglichkeiten:
- Skonto
- Geschenke
- Konsequentes Mahnwesen
Ein Skonto-Nachlass von zwei bis drei Prozent hilft dabei, die Zahlungsziele kurzzuhalten. Skonto ist für Kunden eine attraktive Möglichkeit, um den einen oder anderen Euro zu sparen. Dadurch wird das Zugeständnis gleichzeitig zu einem Mittel der Kundenbindung. Zwar geht dadurch ein Teil der Marge verloren. Aber zuverlässig zahlende Kunden heißt auch, dass das Unternehmen auf einen teureren Kontokorrent-Kredit verzichten kann.
Ein weiterer Pluspunkt: Das Gewähren des Rabatts kann auf ein Liquiditätsproblem des Kunden hinweisen. Begleicht er die Zahlung trotz Skonto nicht zügig, fehlen ihm womöglich die finanziellen Mittel dazu. Das ermöglicht es Unternehmen, proaktiv zu handeln und Leistungen beispielsweise nur noch gegen Vorkasse zu erbringen.
Eine weitere Möglichkeit ist, die fristgerechte Begleichung der Rechnung mit einem kleinen Geschenk zu belohnen. Das kann in physischer oder virtueller Form, zum Beispiel in Form eines E-Books, geschehen.

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Zahlt ein Kunde ausstehende Rechnungen nicht pünktlich, ist ein konsequentes Mahnwesen anzuraten. Faustregel: Je älter die Forderung, desto unwahrscheinlich ist es, dass sie noch beglichen wird. Die erste Zahlungserinnerung sollte acht Tage nach Zahlungsverzug verschickt werden.
Experten raten vom Durchnummerieren der Mahnungen ab. Erhält ein Kunde eine Erinnerung mit der Überschrift "Erste Mahnung", erwartet er automatisch eine zweite und eine dritte. Dementsprechend entspannt sieht er der Begleichung der Rechnung entgegen.
Sind acht Tage nach Erhalt der ersten Mahnung verstrichen, sollte die zweite folgen. Sinnvoll ist der Hinweis, dass die offene Forderung nach fünf Tagen aus verwaltungstechnischen Gründen einem externen Inkassounternehmen übergeben wird, was weitere Kosten nach sich zieht.
Factoring
Die Finanzierungsform "Factoring" wird auch als "umsatzkongruenten Finanzierungsform" bezeichnet. Dabei verkauft das Unternehmen offene Forderungen an Dritte. Inzwischen gibt es mehr als 250 Factoring Anbieter auf dem Markt, die zu unterschiedlichen Konditionen aktiv werden. Unternehmen können auf das Angebot zurückgreifen, das ihren Bedürfnissen am besten entgegenkommt.
Factoring führt zu einer sofortigen Liquiditätssteigerung und bedeutet einen direkten Liquiditätszuwachs. Gleichzeitig steigt die Eigenkapitalquote. Mit dieser Finanzierungsalternative ist es Unternehmen möglich, in Wachstumsphasen Investitionen zu tätigen und dadurch dringend benötigte technische Entwicklungen voranzutreiben. Das verschafft Betrieben einen entscheidenden Vorsprung vor der Konkurrenz.
Wie Factoring funktioniert
Ein Unternehmen erbringt für einen Kunden eine Leistung. Dabei kann es sich um Waren oder Dienstleistungen handeln. Zur Begleichung der Rechnung hat der Kunde eine bestimmte Frist. Wenn das Unternehmen das Geld sofort braucht, kann es die Forderung an eine Factoring-Gesellschaft, kurz: Factor, weiterverkaufen.
Die Basis des Factorings ist die sogenannte Verität. Das heißt, das Unternehmen muss nachweisen, dass die Forderung existiert. Das kann durch die Vorlage einer Rechnung geschehen. Außerdem ist die Bonität des Debitors entscheidend, denn die Factoring-Gesellschaft trägt nach dem Kauf der Forderung das Ausfallrisiko. Um dieses einschätzen zu können, überprüft der Factor neben der Verität die Bonität des Debitors. Passt alles, kommt der Verkauf zustande.
Nachdem die Forderung abgetreten ist, überweist der Factor 80 bis 90 Prozent der Bruttoforderung an das Unternehmen. Damit steigert das Unternehmen sofort seine Liquidität und erhöht sein Eigenkapital.
Das Debitorenmanagement liegt damit in der Hand des Factors. Er trägt das komplette Risiko eines Forderungsausfalls und kann sowohl das Mahn- als auch das Inkassowesen übernehmen. Hat der Debitor die Schuld beglichen, überweist der Factor die noch ausstehende Summe (10 bis 20 Prozent).
Auf den Factoring-Kunden kommen dafür folgende Kosten zu:
- Factoring-Gebühren: In der Regel orientiert sich die Gebühr an der Rechnungshöhe oder dem Jahresumsatz des Unternehmens beziehungsweise Factoring-Kunden.
- Factoring-Zinsen: Diese werden auf die 80 Prozent der Forderung erhoben und variieren von Factor zu Factor.
Forfaitierung
Bei einer Forfaitierung verkauft ein Unternehmen (Forfaitist) - wie beim Factoring - eine ausstehende Forderung. Der neue Gläubiger wird als Forfaiteur bezeichnet.
Rechtlich betrachtet sind Factoring und Forfaitierung dasselbe. Trotzdem gibt es ein paar wichtige Unterschiede: Bei der Forfaitierung geht es meistens um einen einzigen großen Betrag. Beim Factoring verkauft das Unternehmen mehrere kleinere Forderungen. Der Käufer ist beim Forfaiting eine Bank, kein Factoring-Unternehmen. Außerdem übernimmt der Forfaiteur keine Serviceleistungen wie das Mahnwesen oder die Debitorenbuchhaltung.
Die Forfaitierung ist in erster Linie ein Mittel zur Export-Finanzierung, wenn die Lieferung an einen Kunden im Ausland erfolgt.
Das ist mit höheren Risiken verbunden:
- Die Bonität des Kunden ist schwerer einzuschätzen.
- Die Zahlungsfristen sind bei Auslandskunden in der Regel großzügiger bemessen als bei Inlandskunden. Das Zahlungsziel beträgt bei großen Beträgen oft zwischen fünf und zehn Jahre.
- Je nach Kunden kann die Rechnung in einer anderen Währung ausgestellt sein.
Befindet sich der Kunde in einem Risiko- oder Schwellenland, kann eine Forfaitierung höhere Kosten bedeuten oder abgelehnt werden.
Diese Finanzierungsmethode kommt überwiegend bei Export- und Leasinggeschäften sowie sehr hohen Rechnungsbeträgen zum Einsatz, beispielsweise, wenn Bund, Länder und Gemeinden gegen Dritte Forderungen stellen.
Vorauszahlungsmanagement
Geschäftspartner im Ausland bestehen häufig auf eine Anzahlung (Prepayment) vor der eigentlichen Lieferung. Damit sorgt der Exporteur für Liquidität und stellt sicher, dass er mit der Produktion anfangen kann. Damit geht das importierende Unternehmen ein hohes Risiko ein.
Mit der Pre-Import- oder Pre-Export-Absicherung schützen sich Unternehmen gegen einen finanziellen Verlust für den Fall, dass der Lieferant die Ware nicht ausliefert und die geleistete Anzahlung einbehält. Die Anzahlung ist gegen die Insolvenz des Lieferanten ebenso geschützt wie gegen politische Risiken.
Das heißt: Bei Nichterfüllung des Vertrages durch den ausländischen Geschäftspartner erhält das Unternehmen die geleistete Vorauszahlung zurück. Die Höhe der Anzahlungsgarantie liegt in den meisten Fällen zwischen 20 und 30 Prozent des Auftragswertes.
Vorteile durch Credit Enhancement
Credit Enhancement bietet sich als alternative Finanzierungsmethode für größere Unternehmen an. Dabei werden nicht liquide Vermögenswerte eines Unternehmens in Wertpapiere umgewandelt. Meistens handelt es sich um ausstehende Forderungen für Warenlieferungen und Dienstleistungen.
Wie Credit Enhancement funktioniert
Ein Unternehmen verkauft seine Handelsforderungen an eine Zweckgesellschaft. Solch ein "Special Purpose Vehicle" (SPV) wird in der Regel von großen Geschäftsbanken gegründet. Das Unternehmen ist damit sofort liquide. Für das Eintreiben ausstehender Forderungen bleibt allerdings das Unternehmen zuständig.
Das SPV sichert sich mit einer Kreditversicherung gegen das Risiko von Zahlungsausfällen ab. Das Credit Enhancement hat für Unternehmen zahlreiche Vorteile:
- Die Verbriefung bedeutet sofortige Liquidität.
- Das verbessert die Bilanzkennzahlen.
- Kunden können attraktive Zahlungsziele erhalten.
- Das Unternehmen kann Einkaufsvorteile nutzen.
- Die Abhängigkeit von Kontokorrentlinien der Banken nimmt ab.
- Die Finanzierungskosten sind geringer.
Fazit
Kleine und mittelständische Unternehmen haben unterschiedliche Finanzierungsmöglichkeiten, um mit den Anforderungen der Digitalisierung Schritt halten zu können. Es kann, aber muss nicht zwingend ein traditioneller Kredit sein.
Welche Methode am besten geeignet ist, muss jedes Unternehmen für sich entscheiden. Fest steht: Wer sich am Markt behaupten will, muss die eigenen Prozesse optimieren und digitalisieren.
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