Lünendonk-Liste: Führende Managementberatungen in Deutschland Managementberatungen kommen mit blauem Auge davon

Das erste Mal seit es die Studie „Managementberatung in Deutschland“ gibt, veranstaltete der Studienherausgeber, die Lünendonk & Hossenfelder GmbH, ein Pressegespräch vor Ort. Gemeinsam mit Vertretern von Accenture, Bain & Company (Walter Sinn war nur zugeschaltet), Detecon, Horn & Company sowie h&z stellte Jörg Hossenfelder, Geschäftsführer des Unternehmens, die Lünendonk-Liste live in Frankfurt am Flughafen vor.
Schwieriges Jahr für die deutschen Managementberatungen
Branchenprimus Roland Berger macht 8,1 Prozent weniger Umsatz, bleibt aber mit einem Umsatz in Höhe von 590 Millionen EUR immer noch auf Platz 1 der Häuser, die ihren Hauptsitz in Deutschland haben. Mit deutlichem Abstand bleiben die Bonner Simon-Kucher & Partners auf Platz 2 mit einem Umsatz in Höhe von 361,5 Millionen EUR und konnten im Krisenjahr sogar ein Prozent zulegen. Auch Q_Perior auf dem dritten Platz kommt mit einem leichten Wachstum von gut 5 Prozent gut durch die Pandemie.

Die Plätze 4-6 verlieren dagegen jeweils an Umsatz: Horvath verliert fast sieben Prozent , Detecon fast vier Prozent und Porsche Consulting immerhin 9,4 Prozent. Dennoch kann Detecon einen Platz im Ranking gut machen und schafft den Einzug in die Top-5. Die Münsteraner zeb.rolfes.schierenbeck bleiben auf Platz 7 und halten weitestgehend den Vorjahresumsatz. D-fine aus Frankfurt macht dank 12 Millionen EUR mehr Umsatz einen Sprung auf Platz 8. Eine ähnlich positive Entwicklung ist auf Platz 10 bei goetzpartners aus München zu finden, die rund 5 Prozent im Umsatz wachsen. Für KPS, h&z, Staufen und Ingenics war das Jahr deutlich schwieriger, verlieren sie doch recht deutlich an Umsatz. Neu in den Top15 ist erstmals die auf Digitalisierung spezialisierte Düsseldorfer Cassini Consulting, die die Miebach-Group aus der Spitzengruppe verdrängen konnte und mit einem Umsatz von 48,8 Millionen EUR auf Platz 14 landet. Das entspricht einem satten Wachstum von 19 Prozent.
Hohe Korrelation zwischen dem Bruttoinlandsprodukt und dem Beratungsgeschäft
Somit verläuft das Geschäft der deutschen Managementberater erneut zyklisch zum BIP. Wie bereits in Finanz- und Dotcomkrise folgen die Consultants der deutschen Wirtschaft im Abwärts- und Aufwärtstrend.

Der Start in 2021, so waren sich die anwesenden Beratungschef einig, sei allerdings rekordverdächtig gut gewesen. Vor allem Bain & Company, so Deutschland-Chef Walter Sinn, blickt optimistisch in ein rasantes Jahr 2021 mit einem prognostizierten Wachstum zwischen 10-15 Prozent. Rückenwind gibt dabei die Neuausrichtung von Geschäftsmodellen, die angefeuert durch corona-bedingte Digitalisierungsinitiativen, bei vielen Kunden jetzt auf der Tagesordnung stehe. Sustainability, Green Footprint, Carbon Neutral – das seien Themen, die außerdem das Geschäft treiben würden, so die anwesenden Unternehmensvertreter weiter. So fällt auch der Blick voraus aktuell optimistisch aus: Durchschnittlich 9,6 Prozent wollen Beratungen in den nächsten neun Jahren jährlich wachsen.
Das Geschäft der internationalen Beratungskonzern bleibt stabil
Der deutsche Managementberatungsmarkt wird ohnehin von den internationalen Beratungskonzernen dominiert. Machen die deutschen Top-15 innerhalb von Deutschland zusammen ungefähr 1,6 Milliarden Umsatz, so kommen die führenden internationalen Managementberater laut Lünendonk auf das fünffache Volumen: Geschätzte 8,2 Milliarden an Managementberatungsumsatz setzen Häuser wie Bain & Company, McKinsey, Boston Consulting Group, EY, Kearney, IBM, Oliver Wyman, Alix Partners etc. in Deutschland um.

Bei den weltweiten Umsätzen liegt erneut Accenture, dicht gefolgt von Deloitte, vorne. Deloitte kommt dabei immer näher und liegt mit einem weltweiten Consultingumsatz in Höhe von 23,6 Milliarden USD nur noch 0,6 Milliarden hinter Accenture. So schaute der Accenture-Vertreter Dr. Moritz Hagenmüller, Strategy Lead DACH & Russia, auch recht positiv auf die jüngere Vergangenheit zurück. Der Fokus von Accenture auf Dinge, die unmittelbar Werte schaffen, sei – so Hagenmüller – einer der Schlüssel für die stabile Performance im Krisenjahr gewesen.
PWC, EY und KPMG folgen auf den Plätzen 3-5. Allesamt konnten laut Analysen der Studienautoren ihre Vorjahresumsätze ungefähr bestätigen. Positiv stechen Willis Towers Watson mit einem Plus von 0,4 Milliarden USD, Bain & Company mit einem Wachstum von 0,5 Milliarden USD auf jetzt 4,5 Milliarden USD und Kearney mit fast 15 Prozent Wachstum auf 1,4 Milliarden USD hervor. In der Summe können die großen internationalen Beratungen damit um 1,6 Prozent zulegen und kommen deutlich besser durch das schwierige Jahr 2020 als die deutschen Marktbegleiter.
Remote ist gekommen um zu bleiben
Wie schon in der Geschäftsklimabefragung des BDU, sehen auch die 72 an der Lünendonk-Liste befragten Häuser grundlegende Veränderungen auf die Beratungsbranche zukommen. Vor allem die Remote-Erfahrung würde das Arbeiten im Consulting grundsätzlich verändern. Für 2021 gehen die Häuser zwar noch von 72 Prozent Remote-Consulting aus. Das ist nur unwesentlich weniger als 2020. Für 2030 wird der Anteil aber auf 53 Prozent geschätzt, was zur Konsequenz haben könnte, dass Berater bei fünf Werktagen nur zwei Tage unterwegs beim Kunden wären.
Accenture liegt vorne bei der Frauenquote
Weniger optimistisch sehen die Häuser auf die Steigerung des Frauenanteils, der bei den deutschen Beratungen von 21,8 Prozent aktuell nur auf 23 Prozent Ende 2021 anwachsen soll. Besser sieht es bei den internationalen Beratungen aus, die heute bereits bei einem Drittel liegen und bis Ende 2021 bei 35,8 Prozent sein möchten. Accenture ist da schon weiter: Über alle Grades will das Unternehmen, das mit Julie Sweet, Jill Kramer und KC McClure bereits drei Frauen im Vorstand hat und insgesamt über einen Frauenanteil von 44 Prozent im Leadership-Team verfügt, die Geschlechterparität in 2025 erreichen, so Dr. Moritz Hagenmüller.

Keine Ende im "War for talents" absehbar
Kritischer Erfolgsfaktor bleibt – wie seit vielen Jahren – die Suche nach den besten Talenten. Hier waren sich nicht nur die Plenumsteilnehmer, sondern alle befragten Häuser einig. „Das Ringen um die Top-Talente bleibt ganz oben auf der Liste“, so Bain-Chef Walter Sinn. Gerade vor dem Hintergrund, dass zum Beispiel Data-Analysten rar gesät, aber zunehmend wichtiger in Kundenprojekten sind, erscheint das schlechte Branchenimage eine Achillesferse zu sein. Beratungsboutiquen, so Dr. Christian Horn, Managing Partner von Horn & Company, seien hier eine gute Alternative zu den Beratungskonzernen, da sie bessere Entwicklungsmöglichkeiten böten. Eine weitere offene Flanke für die Attraktivität der Talente sei das Thema Nachhaltigkeit. Immer mehr Bewerber würden darauf achten, ob sich der Arbeitgeber für eine nachhaltige Zukunft engagiert.
Methodik
Erhebungsmethode | Selbstauskünfte der Unternehmen und Schätzungen der Lünendonk & Hossenfelder GmbH |
Befragte Zielgruppe | Managementberatungsunternehmen mit Gründungshistorie und Kapitalmehrheit in Deutschland |
Stichprobengröße | 72 |
Feldzeit | Februar bis Mai 2021 |
Land | Deutschland |
/hg
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