Diskussionsrunde zu KI und Consulting Mensch und KI in der Unternehmensberatung – ein starkes Team

Pavol Sikula ist sich sicher, dass KI und Mensch hervorragend zusammen arbeiten können. Das Bild zeigt das Beethoven Orchester Bonn bei der Generalprobe für die von einer KI vollendete 10. Sinfonie Beethovens. (Bild: picture alliance / Geisler-Fotopress | Christoph Hardt/Geisler-Fotopres)
Spätestens seit Ende November 2022 weiß jeder, was hinter dem Begriff Künstliche Intelligenz steckt, nicht nur IT-Nerds. Mit dem Launch des Textgenerators ChatGPT sind die Fähigkeiten und Möglichkeiten von KI-Tools in aller Munde. Sie bieten beispielsweise Lösungen bei der Bildbearbeitung oder bei Übersetzungsdienstleistungen. Und bei statistischen oder datenbasierten Analysen laufen sie anscheinen zu Höchstform auf. Dadurch entstehen für viele Branchen völlig neue Perspektiven, auch für die Consulting-Branche.
Grund genug für CONSULTING.de das Thema im Rahmen der Woche des Consultings in einer Diskussionsrunde aufs Tableau zu heben. Mit dabei waren Pavol Sikula und Layla Dolfen. Pavol ist Gründer & CEO von AskBrian. Er hat einen der ersten KI basierten Assistenten mit Blick auf Consulting entworfen. Mittlerweile sind es über 30. Klar, dass er von den Möglichkeiten von KI begeistert ist. Die Zweite an Bord war Layla Dolfen, COO von PAWLIK Consultants. Sie hat erste positive Erfahrungen mit der Anwendung von KI-Tools gemacht, verweist aber auch auf ihre Grenzen.
„Erschreckend oder überraschend gut“
„Wir haben ein Tochterunternehmen im E-Training Bereich“, so Dolfen. „Dort gibt es Spannendes zu berichten, weil wir erste Drehbücher von KI haben schreiben lassen. Und die sind erschreckend oder überraschend gut. In den internen Prozessen versuchen wir uns immer mehr auf KI zu konzentrieren. Wir schauen bei allem Administrativen und klassischen Assistenzaufgaben, was man auslagern kann, und machen da supergute Erfahrungen.“
Dennoch: „Wir sind keine klassische Strategieberatung. Wir helfen Unternehmen, gefundene Strategien im Kontext Mensch und Organisation umzusetzen. Wir nutzen zwar auch Analysetools und fokussieren uns auf Daten. Aber das ist nur ein kleiner Teilbereich“, erklärt Dolfen.
Eine unserer Kernaufgaben ist die Beratungsleistung, die sich ausschließlich auf Menschen konzentriert. Diese Arbeit basiert nicht auf Daten, daher beeinflusst KI unsere Beratungsdienstleistung in diesem Bereich nicht so sehr.
„Plötzlich ist das Bewusstsein da“
Bei Sikula sieht das etwas anders aus. „Wir sind mit AskBrian schon eine Zeit lang an dem Thema KI dran. Und Ende November 2022 haben wir hier einen Gamechanger erlebt. Wir arbeiten mit der Technologie seit 15 bis 16 Monaten. Und plötzlich beginnt mit dem Bekanntwerden von ChatGTP etwas, was unsere Trials um das Vier- bis Fünffache nach oben schießen lässt. Das Gleiche gilt für die Buchung unserer Demo Sessions. Plötzlich ist in der Consulting-Branche ein Bewusstsein für die Technologie vorhanden und dafür, was sie leisten kann“, so Sikula.
Eine Entwicklung, die sein Unternehmen vor Herausforderungen stellt. „Wir arbeiten seit Monaten an dem Thema, und es ist uns nicht gelungen das Thema zu transportieren. Aber durch das Auftauchen von ChatGTP hat sich das geändert. Gleichzeitig hat das Ganze unsere Kunden auch ein wenig vergrault. Viele erwarten, dass Brian genau so viel kann wie ChatGTP und noch viel mehr. Darauf mussten wir reagieren und die Erwartungen runterschrauben.“
Vorteile für die Branche
Natürlich sieht er viele Vorteile, die sich für die Branche aus der Künstlichen Intelligenz ergeben. „Vom ersten Moment an war bei uns die Dokumentenübersetzung sehr gefragt. Das machte 35 Prozent der Anfragen aus. 20 Prozent entfielen auf Unternehmensanalysen. Nach dem Meteoriteneinschlag ChatGTP hat sich das komplett verändert. Wir kriegen jetzt dreimal so viel Anfragen.“
Das Interessante sei aber, dass E-Mails Schreiben oder Übersetzen nur Nebenprodukte von GTP sind. „Berater nutzen unser Tool in erster Linie für Ideengenerierung und Brainstorming, aber auch für Formulierung von E-Mails und Ähnlichem“, erklärt Sikula. Das sei aber nur ein Teil der Anfragen. „Die Anfragen an unsere KI werden jetzt immer spezifischer“, beobachtet Pavlo. Gleichzeitig verweist er auf die Grenzen seiner KI.
Wenn es um die Research Fragen geht, ist GTP qualitativ sehr gut, aber wenn es um quantitative Anfragen geht, würde ich keiner Zahl von GTP trauen.
Auch Dolfen sieht viel Nützliches in der Anwendung von KI. „Das gilt für alles, was mit Übersetzen zu tun hat. Auch bei Marktrecherchen können KI basierte Systeme eine Menge leisten. Und das erleichtert die Arbeit bei der Vorbereitung von Beratungsprojekten ungemein. Außerdem frischt KI Wissen auf, bereits jetzt kann man da über eine KI auf unglaublich viel zugreifen.“
"Ein evolutionärer Prozess"
Consulting sei nicht das Aufzeigen von neuen Lösungen, sondern das Aufzeigen, wo der richtige Weg zu der neuen Lösung liegt. „In dem Feld, in dem wir uns bewegen - mit Menschen im Mittelpunkt - wird es keine große Disruption durch KI-Tools geben, weil es bei uns sehr viel um Familienunternehmen, Familienkonstellationen, Geschichte, Konflikte, Sorgen und Ängste geht. Das kann eine KI noch keinen Lösungsbeitrag leisten“, sagt Dolfen.
Andererseits werde der analytische Teil in der Strategieberatung, wie etwa das Ableiten von Strategien und Vorhersagen, natürlich immer mehr von KI basierten Systemen übernommen werden. „Und das ist überhaupt nicht schlecht. Ich glaube nicht, dass der Berater ausstirbt. Er wird gebraucht, als das Bindeglied“, so Dolfen. „Aber ich glaube, Menschen emphatisch mitzunehmen, Strategien und Inhalte zu verkaufen, und Unternehmen zu helfen, diese umzusetzen, kann eine KI nicht leisten.“
Bei der Entwicklung der KI für die Consulting-Branche sei man gerade einmal am Anfang, meint Sikula. „Ich sehe das als einen evolutionären Prozess. Daher wird die Beratungsbranche in ein oder zwei Jahren eine andere sein. Dann können viele Teams mit der Technologie, die jetzt verfügbar ist, motiviert sein, Applications zu bauen, die viel smarter sind als einfache Frage-Antwort-Spiele.
Das geht aber nur im Zusammenspiel von Mensch und Maschine (Tool). Der Mensch hat seine Schwächen und auch die Maschine hat ihre Schwächen. Aber zusammen können sie ein unglaublich starkes Paar bilden.“
Auf das Wesentliche konzentrieren
Für Berater bedeute das aus Sicht von Sikula, dass sie machen können, was sie wirklich machen wollen und sich dabei voll darauf konzentrieren können, ohne von anderen Sachen abgelenkt oder aufgehalten zu werden. Auch das Lernen und das Weiterentwickeln innerhalb der Branche werde sich verändern, meint Dolfen. „Alleine weil Mitarbeitende immer mehr Tools zu Verfügung gestellt bekommen, mit denen sie sich auseinandersetzen müssen. Gleichzeitig werden Projektlaufzeiten kürzer." Es werde keinen Big Bang geben, so Sikula, sondern die Sache werde sich Schritt für Schritt entwickeln. „Und es werden neue Beratungshäuser entstehen, die sich auf Beratung und KI spezialisieren. Es wird neue Player geben und deutliche Veränderung in der Leistungserstellung. Es kommt zu smarteren Ergebnissen und Projekte werden sich beschleunigen.“
Fazit: Wenn es um datenbasiertes Arbeiten geht und damit verbundenen Analysen, wird KI in der Consulting-Branche neue Türen aufstoßen und neue Wege aufzeigen. Kommt das Menschliche ins Spiel, wie Empathie oder Konflikte, was in der Beratung ein nicht zu unterschätzender Aspekt ist, werden KI-basierte Tools keine Rolle spielen, vorerst.
Weitere Informationen zum Unternehmen auf CONSULTING.de:

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