Weibliche Consultants im Interview Neun Fragen an Katja Löhndorf, MLU

Katja Löhndorf von MLU war bei uns im Interview und hat uns Einblicke in ihren Arbeitsalltag als weibliche Consultant gewährt. Sie verrät uns, wie sie zur Beratung gekommen ist und was die größte Herausforderung für Frauen in der Consultingbranche ist.

Wie sind Sie zur Beratung gekommen?

Katja Löhndorf: Anfang der 90er-Jahre habe ich zunächst ganz klassisch eine Ausbildung zur Bankkauffrau in einer Sparkasse abgeschlossen. Schnell war mir klar, dass mich alle Bereiche rund um den Kundenkontakt wie Vertrieb, Marketing aber auch klassische Assistenzaufgaben für den Vorstand begeistern. Mir war aber auch bewusst, dass ich „mehr“ wollte; der nächste logische Schritt war deshalb direkt nach Abschluss der Ausbildung ein berufsbegleitendes Studium der Wirtschaftswissenschaften. Parallel dazu habe ich ein internes Traineeprogramm durchlaufen. Mangels zeitnaher beruflicher Perspektive habe ich mich für einen Jobwechsel entschieden und bin nach einer Station im Bereich Öffentlichkeitsarbeit eines Verbandes in ein genossenschaftliches Beratungsunternehmen eingestiegen.

In dieser Zeit habe ich viel gelernt, viele spannende Menschen kennen gelernt und zahlreiche unterschiedliche Projekte bearbeitet. Mir fehlte aber die Übernahme von Verantwortung, besonders im Rahmen der Mitarbeiterführung. Ich fühlte mich erneut perspektivlos. Da es mir immer wichtig war, Spaß an der Arbeit zu haben und meinen eigenen Weg zu gehen, habe ich die nächsten zehn Jahre als Führungskraft der 2. Ebene die Geschicke bei zwei Genossenschaftsbanken mitgestaltet. In dieser Zeit habe ich an der Akademie der Genossenschaften (ADG) in Montabaur als Zusatzqualifikation noch meine Vorstandsqualifikation gemacht.

Seit 2017 bin ich dann wieder in die Beratung zurückgekehrt, dieses Mal als Geschäftsführerin einer mittelständischen Unternehmensberatung mit Fokus auf Finanzdienstleistern.

Was macht Ihnen an Ihrem Job besonders Spaß?

Katja Löhndorf: In der Beratung kann ich meine persönlichen Motivatoren perfekt ausleben:

Ich kann z.B. selbst entscheiden wie und in welchem zeitlichen Umfang ich meinen Tag gestalte. In meinem Job als Geschäftsführerin komme ich immer wieder mit den unterschiedlichsten Menschen in Kontakt. Dies kommt meinem „Vertriebs- und Marketing-Gen“ zugute, denn als geborene Rheinländerin bin ich sehr kommunikativ. Intern macht mir der Kontakt zu den Mitarbeiter*Innen besonders Freude und die Zusammenarbeit in den unterschiedlichsten Projekten.

Auf der anderen Seite muss ich als Beraterin immer „up to date“ sein, also Spaß am „lebenslangen Lernen“ haben, denn unsere Angebote und Services müssen sich immer wieder an die sich verändernden Markt- und Kundenerfordernisse weiterentwickeln und anpassen.

Dies finde ich für mich spannender als eine tägliche Routine in einem bestimmten Unternehmensbereich.

Warum passen Frauen gut ins Consulting?

Katja Löhndorf: In unserem Unternehmen bieten wir allen Geschlechtern gleiche Möglichkeiten und Perspektiven an. Als ich vor rund 15 Jahren zum ersten Mal Kontakt mit der Beratungsbranche hatte, waren fast 90 % der Kollegen Männer. Dies hat sich mittlerweile schon deutlich verändert. Ich denke, dass aufgrund des immer schneller werdenden Veränderungsprozesses in  Projekten neben den „harten Fakten“  zunehmend emotionale Fähigkeiten – wie Empathie, Geduld und Mitgefühl - eine Rolle spielen.

Diese „emotionale Intelligenz“ findet sich sicher bei allen Geschlechtern, wird aber klassisch den Frauen zugesprochen.

Diese „emotionale Intelligenz“ schafft einen Gegenpol in der im Managementbereich immer noch von Männern geprägten Entscheidungskultur.

Ganz praktisch bietet Consulting Frauen aus meiner Sicht auch interessante Möglichkeiten, Job und Familie unter einen Hut zu bekommen. In unserem Unternehmen haben wir die unterschiedlichsten Arbeitszeitmodelle geschaffen, um ein attraktiver Arbeitgeber auch für Mitarbeiter*Innen mit Familie zu sein.

Welche Skills sollte man als Frau auf jeden Fall für die Consultingbranche mitbringen?

Katja Löhndorf: In der Consultingbranche sind viele Skills entscheidend. Aus meiner Erfahrung heraus sind die folgenden Fähigkeiten relevant:

1.      Immer authentisch bleiben und seinen inneren Antreibern folgen,

2.      Man braucht eine Dienstleistungsorientierung, um einen Mehrwert für Kunden bieten zu können

3.      Neugierde auf Menschen und Themen,

4.      Resilienz und gesundes Selbstbewusstsein,

5.      Man darf keine Angst vorm Scheitern haben.

 

Was ist Ihrer Meinung nach die größte Herausforderung, um als Frau in der Consultingbranche zu arbeiten?

Katja Löhndorf: Die größte Herausforderung für Frauen in der Consultingbranche ist der persönliche Umgang mit dem oft noch verbreiteten gesellschaftlichen Rollenbild. Viele Kunden können sich kaum vorstellen, dass nicht der Mann das Projekt leitet oder die Verantwortung trägt. Hier gilt es als Frau, nicht zu missionieren, sondern kompetent zur eigenen Rolle zu stehen. Ich erinnere mich noch an ein Beispiel aus meiner beruflichen Anfangszeit. Nach Beendigung meiner Ausbildung war ich zunächst auf diversen Filialen in der Kundenberatung bzw. Filialleitung eingesetzt. Zur Unterstützung wurde mir ein Auszubildender als persönlicher Assistent zugeteilt und es kam durchaus häufiger vor, dass Kunden die Beratung von ihm wünschten, weil sie den männlichen Auszubildenden für den Kundenberater bzw. Filialleiter hielten.

Auf einer Skala von 1-10: Wie „männer-dominiert“ würden Sie die Consultingbranche insgesamt einstufen? „10“ bedeutet „sehr männer-dominiert“, „0“ bedeutet „überhaupt nicht männer-dominiert“. Begründen Sie bitte kurz Ihr Urteil.

Katja Löhndorf: Insgesamt würde ich der Consulting-Branche eine „7“ vergeben.

Aus meiner Sicht ist der Männeranteil in den von klassischen Beratungs-Themen wie z.B. Strategie, Fusion, Prozessberatung oder M&A immer noch höher bzw. deutlich von männlichen Entscheidern geprägt. Mir fallen aber auf der anderen Seite viele Partner- und Netzwerkunternehmen ein, in denen der Frauenanteil deutlich höher ist und kontinuierlich wächst. Ebenfalls hoch ist der Frauenanteil in Bereichen wie Personal oder Marketing.

Was müsste sich Ihrer Meinung nach ändern, damit der Frauenanteil in der Führungsspitze bei Beratern von aktuell 19% in den nächsten fünf Jahren zumindest auf 30% ansteigt?

Katja Löhndorf: Ich bin persönlich kein Freund einer Quotenregelung, aber eventuell wäre das auch bei der Besetzung von Führungskräften in der Consulting-Branche denkbar.

Ggf. kann ein Mentoring-System frühzeitig helfen, motivierte Mitarbeiterinnen mit wachsender Verantwortung zu betrauen. Vorbilder gibt es mittlerweile ja auch in der Consulting-Branche in ausreichender Zahl.

Aus persönlicher Erfahrung kann ich immer wieder „Netzwerken“ und aktive Kommunikation empfehlen. Hier lohnt sich die Investition früher oder später auf alle Fälle.

Welche drei Tipps würden Sie Absolventinnen geben, die gerade in die Consultingbranche einsteigen?

Tipp 1: Zutrauen und Übernahme von Verantwortung, d. h. Einstieg über (Teil) -Projektverantwortlichkeit

Tipp 2: Kommunikation, d. h. aktives Netzwerken, z. B. in Arbeitsgruppen, Seminaren, etc.

Tipp 3: auf den Bauch hören, und den eigenen Weg gehen

Gibt es ein Buch oder einen Film (auch Serien), dass Sie in den vergangenen Monaten begeistert hat? Wenn Ja, warum?

Ich lese sehr gerne die „Klassiker der zamonischen Weltliteratur“ von Walter Moers. Diese fantastischen Geschichten (z.B. „Prinzessin Insomnia“, „Die Stadt der träumenden Bücher“ oder die „131/2 Leben des Kapitän Blaubär“) helfen mir beim Entspannen und lernen mich wieder das Staunen.

Über die Autorin:

Katja Löhndorf, ich bin Managing Partner und Beraterin bei einem mittelständischen Beratungsunternehmen – der MLU Matthias Leimpek Unternehmensberatung -  im Rhein-Main Gebiet. Als ausgebildete Bankkauffrau, Diplom-Kauffrau und diplomierte Bankbetriebswirtin Management berate ich schwerpunktmäßig Finanzdienstleister.    

Meine Tätigkeitsschwerpunkte sind Marketing- und Vertriebsthemen, das Prozessmanagement sowie die Umsetzung von gesetzlichen und aufsichtsrechtlichen Anforderungen.

Besondere Freude macht mir die Arbeit mit der Motiv-Struktur-Analyse (MSA)®. Als zertifizierte MSA®-Master-Beraterin habe ich auch immer den Mensch mit seinen inneren Antreibern für einen optimalen Job-Mitarbeiter-Fit im Fokus.

cb

 

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