Weibliche Consultants im Interview Neun Fragen an Mamta Rana, T.A. Cook

Wie sind Sie zur Beratung gekommen?
Mamta Rana: Meine ersten Erfahrungen in der Beratung habe ich im Ausland (Singapur) gemacht. Dort habe ich Kunden aus Infrastruktur & Tunnelbau dabei unterstützt, innovative Lösungen & Tools zu verwenden, um den Baufortschritt und die Qualität im Projekt zu optimieren; aber auch wie man bestehende Projekte wartet, ohne dabei den Betrieb zu behindern.
Dabei habe ich gelernt, wie wichtig die Rolle des Beraters ist, um Kunden bei strategischen Lösungsansätzen zu unterstützen und ihnen bei der Identifizierung der richtigen Tools für ihr individuelles Projekt unter die Arme zu greifen. Das hat mich dazu motiviert weiterhin in der Beratung zu bleiben und meine Erfahrung aus den klassischen Infrastruktur-Projekten auch in andere Industriebereiche zu transferieren und weiter zu entwickeln.
Was macht Ihnen an Ihrem Job besonders Spaß?
Mamta Rana: Ich finde es spannend, dass man an vielfältigen Projekten arbeitet und dabei unglaublich viel lernt. Da ich aus der Baubranche komme, bin ich es gewohnt, den Fortschritt der Arbeit physisch zu sehen und meinen Erfolg daran zu messen. Doch bis ein Großprojekt fertig gebaut ist, können mehrere Jahre vergehen. Bei der Analyse einer Anlage hingegen kann man Ergebnisse schon nach wenigen Wochen sehen und gemeinsam mit dem Kunden umsetzten.
In meinem Beruf als Beraterin begegnen mir immer neue Menschen mit unterschiedlichen Einstellungen, Herangehensweisen und Kompetenzen. Und das sorgt dafür, dass kein Projekt so ist, wie das Projekt davor. Selbst nach vielen Jahren Berufserfahrung lerne ich immer wieder etwas dazu und entwickele mich auch individuell ständig weiter.
Warum passen Frauen gut ins Consulting?
Mamta Rana: Jeder der fachlich kompetent ist, analytisch denkt und ein gewisses Maß an Flexibilität mitbringt, ist meiner Meinung nach geeignet für das Consulting. Feingefühl in der Kommunikation und soziale Kompetenzen, welche oftmals als typisch weibliche Eigenschaften gelten, sind sehr wichtig im Consulting Bereich. Gerade in besonders schwierigen Konstellationen kann das enorm auflockernd wirken, da Frauen oft diplomatischer sind und nicht so hart formulieren wie der männliche Counterpart.
Welche Skills sollte man als Frau auf jeden Fall für die Consultingbranche mitbringen?
Mamta Rana: Meiner Meinung ist das Skill-Set, dass man als Berater braucht, nicht abhängig vom Geschlecht. Prinzipiell gilt, dass jeder, der in die Consulting Branche einsteigen möchte, in erster Linie gute Sozialkompetenz braucht, da man sehr viel mit Menschen und in häufig wechselnden Teams arbeitet. Wichtig ist auch, dass man ein tiefes Verständnis für komplexe Situationen entwickelt, damit man gegenüber dem Kunden fachlich kompetent und vertrauenserweckend auftritt. Last but not least sind Ausdauer & Flexibilität natürlich besonders wichtig, im Sinne von schneller Einarbeitung in komplexe, technische Themen und Situationen aber auch Reisebereitschaft.
Ein Unterschied ist jedoch, dass Frauen sich leider häufig mehr beweisen müssen als ihre männlichen Kollegen, um die Karriereleiter aufzusteigen oder einen Equal-Pay zu erreichen.
Was ist Ihrer Meinung nach die größte Herausforderung, um als Frau in der Consultingbranche zu arbeiten?
Mamta Rana: Ich finde, dass die Herausforderungen eher nach Branche variieren, in der die Beratung tätig ist.
Es gibt noch immer Branchen, in denen Frauen noch nicht „angekommen“ sind. Ich komme aus der klassischen Bauindustrie, um genau zu sein aus dem Tunnelbau. Frauen sind dort immer noch sehr selten und dann eher im „Hintergrund“, in der Planung tätig. Als Beraterin war es oft nicht einfach auf Augenhöhe mit den Kontrakoren auf der Baustelle zu verhandeln & zu diskutieren. Vor allem der kulturelle Hintergrund (Frauenbild in unterschiedlichen Kulturen) prägt die Zusammenarbeit zusätzlich.
Gerade deshalb ist es wichtig, sich auch mit den kulturellen Verhaltensweisen auseinanderzusetzen, sich technisch umso besser vorbereiten und sich im Detail im Projekt auszukennen und vorausschauend zu denken, um das Vertrauen zu gewinnen.
Das viele Reisen kann natürlich gerade im Consulting auf Dauer zu einer Belastung werden für viele. Insbesondere für Frauen mit Familie (oder Familienwunsch) kann es abschreckend wirken.
Bei T.A. Cook haben wir das Konzept für alle Mitarbeiter, dass wir nur 4 Tage den Kunden vor Ort betreuen. Die restliche Zeit können wir vom Home Office arbeiten. Außerdem wir sind häufig langfristig bei einem Kundenprojekt eingesetzt. Das ist ein großer Mehrwert für beide Seiten. Kunden schätzen, dass sie mit einem Berater zusammenarbeiten, der das Unternehmen, dessen Mitarbeiter und die Herausforderungen im Detail kennt. Da ist natürlich auch in Krisenzeiten wie jetzt ein großer Vorteil. Die letzten Monate habe ich aufgrund der Covid-19 Pandemie komplett remote von zu Hause gearbeitet. Das hat so gut funktioniert, weil wir mit dem Kunden eine enge Vertrauensbasis haben durch die lange Zusammenarbeit.
Auf einer Skala von 1-10: Wie „männer-dominiert“ würden Sie die Consultingbranche insgesamt einstufen? „10“ bedeutet „sehr männer-dominiert“, „0“ bedeutet „überhaupt nicht männer-dominiert“. Begründen Sie bitte kurz Ihr Urteil.
Mamta Rana: Wie schon in meiner Antwort oben angedeutet, ist das abhängig davon in welcher Branche man tätig ist. In der Prozessindustrie, in der ich aktuell tätig bin, würde ich die Frage mit einer „6“ beurteilen. Insgesamt nehme ich aber auch die Consultingbranche allgemein immer noch sehr stark als von Männern dominierte Branche wahr. In meiner gesamten Laufbahn als Beraterin hatte ich selten die Gelegenheit mit weiblichen Consulting-Kolleginnen zusammen zu arbeiten.
Umso mehr freue ich mich jedes Mal darüber, wenn ich meine Kolleginnen bei T.A. Cook sehe und mich mit ihnen austauschen kann.
Was müsste sich Ihrer Meinung nach ändern, damit der Frauenanteil in der Führungsspitze bei Beratern von aktuell 19% in den nächsten fünf Jahren zumindest auf 30% ansteigt?
Mamta Rana: Grundsetzich sollte sich die Consultingbranche mehr für Frauen öffnen. Um das zu erreichen, muss man erstmal von oft überholten Denkmustern und Vorurteilen weg und zeigen, dass auch in der Beratungswelt mittlerweile Flexibilität & Balance herrscht und man ein ausgeglichenes Arbeits-& Privatleben haben kann.
Vor allem für Frauen ist das noch wichtiger als für Männer, in Bezug auf die Familienplanung. Denn häufig erleben Frauen immer noch die größeren Einbrüche in ihrer beruflichen Laufbahn und der Wiedereinstieg wird ihnen oft erschwert.
Es müssten mehr weibliche Role-Models gezeigt werden – auch solche, die den Spagat zwischen Familie und Karriere meistern. Unternehmen sollten aber auch unterstützen, dass Männer sich eine Auszeit für die Familie nehmen bzw Teilzeit arbeiten können, ohne dass ihr Werdegang dadurch negativ beeinflusst wird.
Wichtig sind auch Plattformen, die einen regelmäßigen Erfahrungsaustausch unter Frauen in der Führungsspitze ermöglichen.
Nicht zu vergessen ist, dass Unternehmen im gleichen Maße in ihre weiblichen und männlichen Mitarbeiter „investieren“ müssen, damit sie in ihrer Ausbildung, ihrem Personal & Leadership Development nicht stehen bleiben.
Welche drei Tipps würden Sie Absolventinnen geben, die gerade in die Consultingbranche einsteigen?
Mamta Rana: Das Lernen hört nach dem Abschluss nicht auf, sondern fängt dann erst richtig an. Öffnen Sie sich für die vielen Eindrücke und Informationen, die Sie am Anfang bekommen werden. Seien Sie selbstbewusst und scheuen Sie sich nie davor Fragen zu stellen und Ihre Kollegen im Team um Unterstützung zu bitten.
Gibt es einen Buch oder einen Film (auch Serien), dass Sie in den vergangenen Monaten begeistert hat? Wenn Ja, warum?
Mamta Rana: Ich interessiere mich sehr für unterschiedliche Kulturen und wie sich diese mit der Zeit entwickelt haben.. Das ist nicht nur eine persönliche Bereicherung, sondern hilft mir auch im Arbeitsleben, wo ich häufig mit Menschen aus aller Welt zusammenarbeite.
Ein Buch, dass ich empfehlen kann: ‚When cultures collide - leading accross cultures‘ von Richard D. Lewis. Es fasst ca. 60 Länder und gibt Einblicke über Leadership in den verschiedenen Ländern, zum Beispiel über Verhaltensweisen und Tabus bei Geschäfts-Meetings.
Ich lese derzeit das „Mahabharata“, das bekannteste indische Epos. Ich finde es spannend über den religiösen Aspekt hinweg das Prinzip „Dharma“ vs. „Adharma“ auf einer philosophischen und spirituellen Ebene zu verstehen. Ich finde es interessant, wie uralte Epen sich dennoch in unseren modernen Alltag widerspiegeln und uns dabei helfen können mehr Klarheit und Gelassenheit zu üben.
Über die Autorin:

cb
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