PR und Beratung No Bullshit-Speaking, bitte!

Im Kundenkontakt sollten Berater eine klare Sprache sprechen und den Gebrauch von Anglizismen nach Möglichkeit reduzieren. Dieses "Blabla Ende"-Schild wurde während des Jugendfestivals Tincon im Rahmen der Internetkonferenz "re:publica" 2019 aufgenommen. (Bild: picture alliance/dpa/dpa-Zentralbild | Britta Pedersen)
Berater lieben Denglisch. Gemeint ist jenes Kauderwelsch aus Deutsch und Englisch, das auch als Beratersprech bekannt ist. Fällt mir sofort ein, wenn ich an meine Zeit als Marketing- und PR-Verantwortliche in dieser Branche zurückdenke. In den ersten Wochen ist es mir vor lauter value adden, leveragen und jemanden callen richtig schwer gefallen zu verstehen, worum es geht.
So wie mir als Neuling in der Beraterbranche kann es auch Ihren Kunden ergehen. Das beginnt schon, wenn diese Ihre Beratung googeln und sie dann vor lauter Denglisch nur Bahnhof verstehen.
Attraktives Kauderwelsch?
Die Frage ist nun: Warum steuern auch Berater und Beraterinnen ihre Kommunikation so gerne in derartige sprachliche Untiefen? Meine Vermutung:
- Oft entsteht mit einem individuell geprägten Denglisch eine Art eigene „Unternehmenssprache“. Man wirft sich die Bälle zu, jeder weiß sofort, was gemeint ist, und fühlt sich zugehörig.
- Denglisch orientiert sich zudem oft an Trends und Modethemen (nicht nur) aus der Wirtschaft und man gilt bei der Verwendung entsprechender Termini oft als modern, hip und auf der Höhe der Zeit.
- „Das klingt doch cool“: Man glaubt, clever und kompetent rüberzukommen und den eigenen Spezialisten-Status zu untermauern.
Doch jetzt kommt das große „Aber“.
Mit einer Sprache, die Ihre Kunden ratlos zurück lässt, weil sie mit dieser Ausdrucksweise schlicht nichts anfangen können, sorgen Sie für Missverständnisse und Reibungsverluste. Sie geben Ihren Klienten das Gefühl, nicht mithalten und mitreden zu können und letztlich „dumm dazustehen“. Und das kann den sicheren Tod für den Kundenkontakt bedeuten – egal, ob sie noch in der Akquisephase sind oder schon miteinander arbeiten.
Bitte vergessen Sie nicht: Grundvoraussetzung einer für beide Seiten erfolgreichen Zusammenarbeit ist es, dass Ihre Kunden Sie verstehen. Reden Sie Klartext, Kommunikation ist nun mal keine Einbahnstraße.
Ein weiterer Punkt: Worte transportieren nicht nur Daten und Fakten, sondern in Verbindung mit der Tonalität auch Emotionen, Wertschätzung, Anerkennung, Ermutigung und vieles mehr. Insofern ist Sprache ein starkes Mittel für den Vertrauensaufbau. Und nichts ist wichtiger als Vertrauen, wenn Sie eine stabile Kundenbindung aufbauen wollen. Gerade in einer Beratung, in der sensible Themen und Daten berührt werden oder schwierige Entscheidungen dem Kunden gut verständlich und plausibel vermittelt werden sollen.
Nutzen Sie die Sprachwelt Ihrer Kunden
Wer in der Kommunikation mit Ihnen ständig mit Fragezeichen kämpft und sich nicht sicher und gut aufgehoben fühlt, hat es schwer, Ihren Rat anzunehmen. Und wird im Zweifelsfall die Dienste Ihres Unternehmens kein zweites Mal in Anspruch nehmen.
Mein Rat: Sprechen Sie statt Denglisch lieber „Kundisch“ – nutzen Sie die Sprache der Klienten, die Ihren Rat suchen. Bringen Sie sich auf Augenhöhe mit ihnen. Das setzt allerdings voraus, dass Sie auch wissen, wie Ihre Kunden sprechen. Spitzen Sie also in den Gesprächen die Ohren, machen Sie sich schlau, fühlen Sie sich rein in die Sprachwelt Ihrer Klienten. Sie werden merken, dass das dem Erfolg Ihrer Projekte und Ihren Kunden ebenso zugutekommt wie dem Ansehen Ihrer Beratung.
Fazit: Beratersprech und Denglisch-Kauderwelsch sind für Ihre Kunden nicht cool, sondern doof. Wenn Sie Vertrauen und eine stabile Bindung zu ihnen aufbauen wollen, verzichten Sie darauf und sprechen Sie lieber die Sprache Ihrer Klienten.
Über die Person
Manuela Nikui ist Creative Director PR und Content bei der kl company AG. Sie ist spezialisiert auf Content- und PR-Strategien und deren Umsetzung für B2B-Unternehmen, die messbar mehr Reichweite und Sichtbarkeit wollen. Sie hat über 25 Jahre Erfahrung in der PR und unter anderem für Bain & Company und goetzpartners gearbeitet.
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