Lünendonk-Liste zum IT-Dienstleistungsmarkt in Deutschland Profiteure der Pandemie: Viele IT-Beratungshäuser wachsen

Wachstum trotz Pandemie
Die Nachfrage nach IT-Dienstleistungen ist im Corona-Jahr 2020 nicht eingebrochen, so das Ergebnis der neuen Lünendonk-Liste für den IT-Dienstleistungsmarkt in Deutschland. Entgegen den Zahlen des Branchenverbands Bitkom, die von einem leichten Minus ausgingen, wachsen die in der Marktstudie von Lünendonk analysierten 83 IT-Dienstleister um 2,7 Prozent auf ein Gesamtvolumen von 25 Milliarden Euro (2019: 24,3 Mrd. Euro). 2019 betrug das Wachstum noch 3,3 Prozent. Im Durchschnitt verbuchten die untersuchten IT-Dienstleister ein Wachstum von 4,9 Prozent, und 65 Prozent der IT-Dienstleister konnten 2020 im Umsatz zulegen, was 2019 noch 82 Prozent der IT-Dienstleister gelungen ist.
Der Public Sector pusht die Inlandsnachfrage
Während die Nachfrage nach IT-Dienstleistungen aus den zwei wichtigsten Branchen „Industrie“ und „Finanzdienstleistungen“ im Vergleich zu 2019 nahezu konstant blieb, bauten die befragten IT-Dienstleister ihr Geschäft mit dem Handel sowie dem öffentlichen Sektor deutlich aus. Unternehmen wie die Berliner ]Init[ AG, die Frankfurter Wipro oder die Nürnberger ISO-Gruppe, die auf das Geschäft mit Bundesagenturen – und ministerien spezialisiert sind, legten teilweise kräftig zu. ]Init[ steigerte den Umsatz von 59 Millionen EUR auf 95 Millionen EUR, das entspricht einem organischen Wachstum von stolzen 38 Prozent. Die Nürnberger ISO-Gruppe schafft es den Umsatz von 70,7 auf 82,4 Millionen EUR im Pandemiejahr zu steigern. Das sind ebenfalls fast 15 Prozent in einem schwierigen Marktumfeld. Wipro wächst von 230 auf 270 Millionen EUR Umsatz.
Neben den Public-Sector-Spezialisten konnten vor allem Spezialisten für Software-Entwicklung wie die Dortmunder Adesso und die Münchner AUSY Technologies zulegen.
Der Ausbau des Online-Vertriebs treibt das Geschäft
Der zu Beginn der Corona-Pandemie eingesetzte Digitalisierungsschub sorgte bei vielen IT-Dienstleistern vor allem ab dem dritten Quartal für volle Auftragsbücher: Branchenübergreifend dominierten Themen rund um die Entwicklung und Umsetzung digitaler und datenbasierter Geschäftsmodelle, IT-Modernisierung sowie die Migration von IT-Anwendungen in die Cloud. Die Pandemie fungierte bei vielen Unternehmen als Katalysator für längst notwendige, aber aufgeschobene Unternehmenstransformation und Zukunftsinvestitionen. In Q2 und Q3 stieg vor allem die Nachfrage nach Digital Workplace Lösungen an. Wachstumstreiber war u.a. auch Programme zu Kosten und Effizienzoptimierung, die Unternehmen trotz unsicherer Marktlage umsetzten, um einen möglichst schnellen ROI zu erzielen. Viele Unternehmen investieren weiterhin massiv in den Aufbau von Online-Vertriebskanälen, um den Wegfall physischer Absatzwege auszugleichen, wovon einige IT-Dienstleister besonders stark profitieren konnten.
Lünendonk-Liste: Viel Bewegung in Rangplätzen, wenig wirkliche Veränderung
An der Spitze der Lünendonk-Liste für deutsche IT-Beratungs- und Systemintegrationsunternehmen hat sich wenig geändert. Accenture bleibt mit deutlichem Abstand auf Platz 1. Das Umsatzwachstum von fast sieben Prozent entsteht allerdings vorrangig durch Zukäufe. IBM und Capgemini rutschen im Ranking einen Platz nach vorne, weil der bisherige Zweitplatzierte T-Systems Teile seines Geschäfts an die Deutsche Telekom verschieben musste.

Auf den Plätzen 5 bis 8 bleibt alles beim alten: NTT Data wächst um fast 5 Prozent, msg systems um 3 Prozent und Atos Information Technology kann ebenfalls fast 7 Prozent zulegen. Einen Platz nach vorne macht die Tata Consultany Services, die den Umsatz organisch um 12,7 Prozent von 583 auf 657 Millionen EUR steigern konnte und damit die Eschborner DXC Technology auf Platz 9 verdrängt. Auch die alte wie neue Nummer 10, die Frankfurter Infosys Limited, legt im Umsatz mit fast 9 Prozent Wachstum spürbar zu. Auf den Plätzen 11-20 überrascht die CGI Deutschland aus Leinfelden-Echterdingen, die ein organisches Wachstum von fast 9 Prozent erzielt und um drei Plätze nach oben klettern kann. Zwei Plätze macht die Adesso SE gut, die den Umsatz vor allem durch Zukäufe um fast 13 Prozent steigern konnte.
Viel Licht, wenig Schatten bei den mittelständischen IT-Beratern mit Hauptsitz in Deutschland

Ein ähnliches Bild zeigt sich bei den mittelständischen IT-Beratern mit Hauptsitz in Deutschland: Viele Unternehmen wachsen, Veränderungen in der Rangliste entsteht durch Zukäufe oder Abspaltungen. Die Stuttgarter GFT Technologies bleibt mit einem Umsatz von 444,9 Millionen EUR auf Platz 1 und erreicht ein Wachstum von fast 5 Prozent. Neu auf Platz 2 ist die Allgeier Abspaltung Nagarro SE, die einen Umsatz von 430 Millionen EUR ausweist. Die Münchner Allgeier SE erzielt 2020 dagegen nur noch 351,7 Millionen und landet auf Platz 5. Auf Platz 3 und 4 befinden sich unverändert ESG und Materna. Deutliche Umsatzsprünge bei Valantic und der Conet Technologies kommen durch Zukäufe zustande.
Jedes Unternehmen wird zum IT-Unternehmen
Die bei der Präsentation der Lünendonk-Liste anwesenden Unternehmensvertreter von Ausy Technologies, Datagroup, q.beyond, Valantic, BWI und Bridging IT waren sich einig: Das Wachstum hätte in 2020 noch deutlicher ausfallen können, wenn mehr Fachpersonal vorhanden gewesen wäre. Auch der Start in 2021 verlief bislang stark. Alle Digitalisierungsthemen wie Ki, Blockchain, Digital Twin seien in den Vorstandsetagen angekommen, so Dr. Sebastian Hauptmann, COO von Valantic. Weitere Wachstumstreiber seien die Themen Cyber Security, S/4HANA-Umstellung und die dringende Modernisierung veralteter IT-Systeme, so Thies Rixen, CIO der Kölner q.beyond AG. Rüdiger Azone von AUSY sieht den Trend, dass jedes Unternehmen ein IT-Unternehmen wird, als ungebrochen.
/hg
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