Studie zur Finanzplanung von Großunternehmen Rücklagen sollen in Wachstum investiert werden

Europas Großunternehmen rüsten für die Zukunft auf: Drei von fünf befragten Unternehmen planen aufgebaute Kapitalreserven kurz- und mittelfristig für Investitionen zu verwenden. Bei deutschen Unternehmen dabei ganz oben auf der Agenda: die Qualifikation von Mitarbeitern und die Erschließung neuer Märkte. Diese und weitere Erkenntnisse basieren auf einer Studie von Deloitte mit dem Titel „Cash to growth – Pivot point“.

Knapp 60 Prozent der Unternehmen im Wirtschaftsraum EMEA (Europe, Middle East und Africa) planen, vorhandene Cash-Reserven in den Ausbau ihrer Zukunftsfähigkeit zu investieren beziehungsweise an ihre Aktionäre auszuschütten. Ein Drittel will die aufgebauten Kapitalreserven zur Stärkung der Finanzposition des Unternehmens nutzen. Die Cash-Reserven der börsennotierten europäischen Unternehmen liegen mittlerweile bei fast 1 Billion Euro – ob und wie Unternehmen diese Reserven für Wachstum einsetzen, wird ein zunehmend entscheidender Faktor für ihre eigene Wettbewerbsfähigkeit und die europäische Konjunktur.

In Deutschland sind die Unternehmen etwas defensiver eingestellt: Hier sind es 43 Prozent, die ihre Finanzposition zu stärken planen, und lediglich 54 Prozent, die ihre Kapitalreserven in erster Linie in die Zukunft investieren wollen bzw. an Aktionäre auszuschütten planen. Oberste Priorität bei 58 Prozent der Unternehmen in Deutschland ist Wachstum, bei jedem fünften Unternehmen (21 %) sind es dagegen Innovationen, die an erster Stelle stehen. Dabei plant jedes dritte deutsche Großunternehmen, einen Großteil seiner Investitionen noch bis Ende nächsten Jahres zu realisieren. Im EMEA-Raum gesamt betrachtet lässt sich Gros der Unternehmen in Hinblick auf den Einsatz ihrer Cash-Reserven mehr Zeit. In Deutschland ist der Investitionsstau laut Deloitte aber auch besonders hoch.

Primäre Investitionsziele innerhalb der nächsten zwölf Monate sind im gesamten EMEA-Raum für je etwa 70 Prozent die Expansion in neue Märkte sowie die Mitarbeiter. Knapp zwei Drittel wollen zudem für neue Technologien Geld ausgeben. 50 Prozent planen aber auch Investitionen in Anlagegüter. Auf deutscher Seite wollen sogar drei Viertel der Befragten Mitarbeiter-Trainings voranbringen. Für 67 Prozent stehen neue Märkte im Vordergrund, 58 Prozent konzentrieren sich auf neue Technologien. Die Investitionen in Mitarbeiter sind insbesondere vor dem Hintergrund der alternden Gesellschaft in Deutschland und der schleppenden Produktivitätsdynamik erfolgskritisch.

Die entscheidenden Märkte liegen für die meisten EMEA-Unternehmen nach wie vor im europäischen Raum: 35 Prozent wollen hier investieren, 42 Prozent sehen die EU auch 2017 noch als wichtigsten Markt, gefolgt von Nordamerika und China.

Wollen sich in EMEA knapp über die Hälfe der Konzerne auf bereits bestehende, 32 Prozent hingegen auf neue Auslandsmärkte konzentrieren, so liegt der erste Wert für Deutschland bei fast zwei Dritteln, der zweite hingegen nur bei 29 Prozent. Für deutsche Unternehmen steht China im Investitionsfokus, sowohl für Unternehmen, die bereits dort vertreten sind wie auch für solche, die neue Auslandsmärkte erschließen. Damit setzt die „Chinafizierung“ der deutschen Unternehmen – die in den letzten Jahren sprunghaft gestiegene Bedeutung Chinas als Handelspartner und Investitionsstandort – fort.

Mit der Expansion in neue Märkte sowohl in aufstrebende als auch in Industrieländer, neuen Technologien sowie Aus- und Weiterbildungsmaßnahmen verfolgen die Unternehmen einen dreiteiligen Ansatz. 90 Prozent planen bis ins Jahr 2020. Sie sollten jetzt nach Auffassung von Deloitte verstärkt über den Einsatz eines Chief Growth Officer nachdenken, um die verschiedenen Wachstumsinitiativen konsistent zu entwickeln und zu bündeln und ihre eigenen Wachstums-Kapazitäten einem gründlichen Review unterziehen.

Zur Studie: Im Rahmen der Erhebung wurden Manager von 271 Großunternehmen in 14 Ländern im EMEA-Raum befragt.

mr

 

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