Sanierung von Unternehmen: Raus aus den roten Zahlen

Ein im Unternehmen gemachter Fehler oder ein externer Schock (wie das Entstehen neuer Wettbewerber oder eine Konjunkturflaute) können Unternehmen schneller in die roten Zahlen bringen, als sich manch einer vorstellen kann. Dann ist Ursachenforschung angesagt, die das Fundament für eine Sanierung legen kann.

Was ist die Sanierung von Unternehmen?

Bei der Sanierung eines Unternehmens handelt es sich um einen zeitintensiven, länger andauernden Prozess, der das Unternehmen wieder zurück auf die Erfolgsspur bringen soll. Die wesentlichen Bestandteile einer Sanierung sind:

  • Bestandsaufnahme (auch als Stärken-Schwächen-Analyse bekannt)
  • Analyse der Unternehmenskennzahlen und insbesondere auch der Erfolgskennziffern. Die Kernfragen hier: Wo kommen die Verluste oder die Nicht-Rendite her? Aus dem Finanzbereich oder dem operativen Geschäft?
  • Gegenüberstellung der bisherigen, tatsächlichen "Ist-Position" und des gewünschten Plan- bzw. Soll-Zustands
  • Erarbeitung einzelner Projektschritte bzw. Maßnahmen mit denen die Verbesserung der wirtschaftlichen Situation des Unternehmens erreicht werden kann
  • Intensives Nachverhandeln jeder einzelnen Kostenposition (beispielsweise Verhandlungen mit Lieferanten, auch der Mitarbeitervertretung/Stichwort Sanierungstarifvertrag)
  • Beratung durch Sanierungs- bzw. Insolvenzfachleute um möglichst weitere Stakeholder bzw. Betroffene mit ins "Sanierungsboot" zu holen

Checkliste Sanierung von Unternehmen: Wie geht man vor?

Bei der Sanierung von Unternehmen beginnen Sie am Besten mit einer Checkliste aus der sich die Frage beantworten lässt, wie sich die Fortführungsprognose mit oder ohne durchgeführte Maßnahmen verändern kann. Die rein finanzielle Betrachtung entscheidet, ob das Unternehmen rechtlich den Status 'Insolvent' haben müsste. Allerdings sind die nicht-monetären bzw. weichen Faktoren oftmals noch wesentlich entscheidender.

Wenn die Verschuldung niedrig und das Eigenkapital noch vorhanden ist, dann würde eine Beratung daran ansetzen, wie es so weit kommen konnte, dass jetzt Sanierungsbedarf besteht. Einige der im Rahmen einer Sanierung gestellten Fragen könnten wie folgt lauten:

  • Waren es eigene Fehler?
  • Haben sich die Verbrauchs- und Konsumgewohnheiten geändert?
  • Welche Maßnahmen sind für die Rückkehr zu einer hohen Profitabilität erforderlich?
  • Lassen sich mit den bereits vorhandenen Unternehmensressourcen Produkte mit einem höheren Deckungsbeitrag erstellen?
  • Gibt es innere Widerstände, die mit einer Beratung überwunden werden können?
  • Ist die Insolvenz des Unternehmens so weit fortgeschritten, dass Verhandlungen mit den Gläubigern begonnen werden müssen?

Wenn sich zeigt, dass die Sanierung des Unternehmens möglich ist, dann kommt die enorm herausfordernde Phase der Umsetzung. Die Notwendigkeit der Veränderung bzw. Erneuerung trifft dabei oftmals auf die Trägheit derjenigen, die sich im bisherigen Unternehmen bestimmte Komfortzonen oder Wohlfühl-Nischen geschaffen haben. Oftmals sogar auf Kosten der eigenen Kollegen oder Kunden, die eine schlechtere Leistung bekommen. 

Eine Checkliste für die Sanierung eines Unternehmens muss deshalb auch ein besonderes Augenmerk auf den Personalbereich legen.

Was sind die Leitplanken einer erfolgreichen Sanierung?

Auch wenn die Sanierung von Unternehmen auf den ersten Blick als Herausforderung erscheint, gilt: Die Sanierung ist insbesondere für die Führungskräfte wesentlich einfacher zu gestalten, als nichts zu tun. Denn beim "Weiterfahren mit dem alten Kurs" könnten sie lediglich zusehen wie das Unternehmen in den Graben fährt.
Die Insolvenz des Unternehmens zu vermeiden ist oftmals aber auch eine Sisyphus-Arbeit: Oft sind die finanziellen Ressourcen ebenso angeschlagen wie die Moral der Beschäftigten. Deshalb kann der neue Kurs oftmals nicht mit voller Kraft gesetzt werden.
Störfaktoren für die Sanierung von Unternehmen können aber auch enorme rechtliche Hürden sein: Unternehmen mit Tarifbindung tun sich mit einem Sanierungstarifvertrag außerordentlich schwer. Vielleicht erinnern Sie sich noch an das zähe Ringen um die Sanierung des angeschlagenen Karstadt-Konzerns? Dort wurde wertvolle Zeit verloren, weil sowohl Mitarbeiter, als auch Lieferanten und weitere Beteiligte mit Zugeständnissen sehr lange gezögert haben.

Wie lange dauert es, bis ein Firmenrettungsmodell zur Sanierung installiert ist?

Die Maßnahmen zur Sanierung von Unternehmen bauen aufeinander auf, so dass die ersten - positiven - Veränderungen schon nach wenigen Tagen zu spüren sind. Mit einer Beratung und der dazu gehörigen kommunikativen Begleitung verändert sich das Klima im Unternehmen.
Die finanziellen Auswirkungen der Sanierung werden dagegen nicht am Beginn der Abarbeitung der Checkliste deutlich. In einem ersten Schritt ist wohl am deutlichsten ein Abnehmen des negativen Cash-Flows oder der Verluste zu beobachten. Bis allerdings das Unternehmen auf einen Wachstumspfad zurückkehren kann und nicht mehr den Status 'Insolvent' hat, wird es etwas dauern.

Die Zahlungsfähigkeit muss durch Erweiterung der Kreditlinien oder Veränderung der Kapitalbindung oder Vorräte oder einen positiven Cash-Flow erst wieder hergestellt werden. Das kann durchaus einige Wochen dauern.
Zudem kann eine Sanierung von Unternehmen die Liquidität anfangs belasten: Manchmal müssen sich Unternehmen von Mitarbeitern trennen, die den entsprechenden Spirit für den Neuanfang nicht mitbringen. Das ist insbesondere dann kostspielig, wenn arbeitsrechtlich nichts zu machen ist und Mitarbeiter noch hohe Abfindungsansprüche aufgrund langer Betriebszugehörigkeit haben.

Die Grundideen zur Sanierung können innerhalb weniger Wochen herausgearbeitet werden, die Umsetzung wird wahrscheinlich mindestens ein Jahr dauern. Controlling und Buchhaltung werden die verbesserten Zahlen sehr bald spüren.

 

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