Capgemini-Studie zur Digitalisierung des Vertragswesens Smart Contracts könnten neue Sparpotenziale erschließen

Die Digitalisierung macht auch vor dem Vertragswesen nicht halt: Wie Capgemini nun in einer Studie prognostiziert, könnten auf der Distributed-Ledger-Technologie (DLT) – auch bekannt als Blockchain – basierende Smart Contracts physische Schriftstücke bereits ab 2020 im Massenmarkt Stück für Stück ersetzen. Im Unterschied zu traditionellen Verträgen sind sie allerdings als Software programmiert und werden auf dezentral geführten Kontobüchern verwaltet. Auf diese Weise sind die Vertragsprogramme dazu in der Lage, Aktionen wie Zahlungen automatisch auszuführen, sobald die vereinbarten Bedingungen erfüllt sind. Eine manuelle Prüfung oder Verwaltung ist somit nicht mehr notwendig.
Diese Funktionalität, die bereits von Unternehmen wie BNP Paribas, Deutsche Bank, Credit Suisse und Allianz getestet wird, könnte die Arbeit im Vertragswesen erheblich erleichtern. "Die Gestaltung und Abwicklung von Verträgen ist bis heute noch nicht vollständig digitalisiert. Deswegen müssen Verbraucher einen Großteil der finanziellen Last einer noch immer manuellen Abwicklung tragen", berichtet Dr. Stefan Huch, Leiter Payments & Blockchain bei Capgemini. "Mittlerweile sind wir aber an einem Punkt angelangt, an dem die Distributed-Ledger-Technologie das gesamte Vertragswesen revolutionieren kann, und dies auch tun wird. Die Risiken werden geringer, die Kosten sinken und die Effizienz wird steigen. Davon profitiert nicht nur die Industrie, sondern insbesondere Verbraucher sparen Zeit und Geld durch kostengünstige und reibungslose Prozesse."
Verbraucher und Anbieter könnten von Smart Contracts profitieren
Bis Smart Contracts den Massenmarkt erobern können, sind zwar noch einige offene Fragen hinsichtlich des Datenschutzes, der Sicherheit sowie der regulatorischen Rahmenbedingungen zu klären. Dennoch hat Capgemini bereits drei Finanzbereiche ausgemacht, in denen die Technologie signifikantes Sparpotenzial freilegen könnte. So könnten beispielsweise bei persönlichen Darlehen und Hypotheken im Privatkundengeschäft papierbasierte Gutachten und Dokumentationsprozesse abgeschafft, Interaktionszeiten zwischen den Parteien reduziert und Prozesse zum Transfer von Eigentumsrechten vereinfacht werden. Dadurch könnten Konsumenten durchschnittlich 430 bis 860 Euro bzw. 11 bis 22 Prozent der Hypotheken- und Kontoführungsgebühren sparen. Zudem ergibt sich allein für die Banken in den USA und der Europäischen Union durch den reduzierten Verwaltungsaufwand ein Einsparpotenzial von 3 bis 10 Milliarden Euro.
Auch im Versicherungswesen könnten Smart Contracts die Akteure besser untereinander vernetzen, sodass die Verarbeitung von Versicherungsansprüchen beispielsweise im Bereich der Kranken-, Kfz-, Hausrat- oder Reiseversicherung deutlich schneller abgewickelt werden könnte. Durch diese Effizienzgewinne könnten die Unternehmen ihre Kosten allein in der privaten Kfz-Versicherung um etwa 19 Milliarden Euro senken. Sofern die Versicherer diese Einsparungen zur Hälfte an ihre Kunden weitergeben, könnten sich diese über Prämieneinsparungen von bis zu 40 Euro pro Jahr freuen.
Darüber hinaus sind Smart Contracts nach Einschätzung von Capgemini auch dazu in der Lage, den Zahlungszyklus bei Konsortialkrediten durch die Verminderung von Verzögerungen von etwa 20 Tagen und länger auf sechs bis zehn Tage zu reduzieren. Dadurch könnte ein zusätzliches Nachfragewachstum von etwa 5 Prozent entstehen, das umgerechnet etwa 1,8 bis 6 Milliarden Euro in die Kassen der Investmentbanken spülen würde. Außerdem würden sich die regulatorischen Kapitalanforderungen sowie die mit den verspäteten Ausgleichszahlungen verbundenen Risiken im Abrechnungszeitraum des anberaumten Darlehens verringern.
tt
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