ADVYCE und Perlitz Strategy Group fusionieren „Starkwindsegeln hat seine Reize, wenn man weiß, dass man es kann“

Die Mannheimer Perlitz Strategy Group und die Münchner ADVYCE gehen zusammen. Dadurch entsteht ein Beratungshaus mit mehr als 100 Beratenden an fünf Standorten in Deutschland und der Schweiz. Wir haben mit Marc Staudenmayer, Managing Director von ADVYCE und Klaus Schug, Geschäftsführer von Perlitz, über die Hintergründe und die gemeinsame Strategie des neuen Players gesprochen.

Marc Staudenmeyer (ADYCE) und Klaus Schug (Perlitz)

 Marc Staudenmayer, Managing Director ADVYCE (links) und Klaus Schug, Geschäftsführer Perlitz Strategy Group

Die beiden Unternehmensberatungen ADVYCE und Perlitz Strategy Group fusionieren. Aus der Fusion entsteht ein mittelständisches Beratungshaus mit über 100 Beratenden an den Standorten München, Düsseldorf, Mannheim, Berlin, und Zürich. Die Perlitz Strategy Group feierte im vergangenen Jahr den 25. Geburtstag. Gegründet wurde das Haus 1996 von Prof. Dr. Manfred Perlitz. Bislang lagen die Branchenschwerpunkte auf mittelständischen Unternehmen und Konzernen aus der Automobil- und Zuliefererindustrie, dem Maschinen- und Anlagenbau, der Metall- und Elektroindustrie sowie der Chemie-, Lebensmittel- und Prozessindustrie. Inhaltlich standen die Themenfeldern Strategie, M&A und Restrukturierung, Innovations- und Investitionsmanagement sowie Vertrieb & After Sales im Vordergrund. Dazu gesellt sich nun die ADVYCE. Das Unternehmen wurde 2014 als Partnerorganisation gegründet. In sieben Kernbranchen unterstützt ADVYCE Kunden im privaten und öffentlichen Sektor in den Kernleistungsfeldern Strategie, Corporate Finance und M&A, Digitalisierung und Technologie, Geschäftsmodellinnovation, Operative Exzellenz sowie Turnaround und Restrukturierung.

Wo nahm der Kontakt zwischen Ihren beiden Häusern den Anfang? Wie lange kennen Sie sich bereits?

Marc Staudenmayer: Wir haben bei Advyce im Rahmen unserer BIG ADVYCE Strategie im Januar 2021 begonnen, den deutschsprachigen Markt nach passenden Kandidaten für ein anorganisches Wachstum zu durchleuchten. Hier sind wir sehr systematisch vorgegangen: Unternehmenspositionierung, strategischer Fit wie z. B. ergänzende funktionale Kompetenzen, Technologie, Standorte und nicht zuletzt die Umsatzgröße und Inhaberstruktur haben eine Liste von rund 20 Unternehmen ergeben, die Burkhard Wagner und ich dann persönlich angesprochen haben. Der Erstkontakt fand im Januar 2021 statt. Danach haben wir gemeinsam dann einen doch recht langen Prozess zur Annäherung und des gegenseitigen Kennenlernens durchlaufen, der schließlich zum Signing im Juli 2022 geführt hat.

Klaus Schug: Bereits im Vorfeld zur Kontaktaufnahme durch Advyce wurde die Perlitz Strategy Group von diversen größeren Beratungshäusern umworben. Die Kontakte fanden jedoch nie auf Augenhöhe statt. Wir hatten immer das Gefühl, das alles eher Übernahmeangebote waren, ohne klare Formulierung, wohin der Weg GEMEINSAM gehen sollte. Dies war bei Advyce anders – hier stimmte schon nach den ersten drei Sekunden die Chemie. Es waren von Anfang an Gespräche auf Augenhöhe mit dem Ziel eines Mergers und einer gemeinsamen, in die Zukunft gewandten Strategie.

Wo liegen die tiefhängenden Früchte in der Fusion? Welche Bereiche gehen Sie als erstes gemeinsam an?

Marc Staudenmayer: Der Fokus liegt auf jeden Fall auf den umsatzsteigernden Themen. Die gemeinsame Größe, eine breitere Präsenz in mehr funktionalen Kompetenzen und Branchen, die Verschränkung von mehr Technologie mit unseren Kundenprojekten und nicht zuletzt die Erweiterung unseres Kundenportfolios an sich sind umsatzstärkende Faktoren, die bereits identifiziert sind und angegangen werden. Mit dem neu geschaffenen Bereich „Solutions“ bringen wir unsere Data Analytics Kompetenzen, unsere Beteiligung an dem KI-Startup Hase & Igel und die „Planner-Suite“ von Perlitz in eine gemeinsame Einheit ein und werden nun konsequent Daten-basierte Beratungsprodukte entlang unserer Kerndienstleistungen anbieten und weiterentwickeln.

Kostenseitig profitieren wir von der Tatsache, dass wir seit Gründung vollkommen digitalisiert arbeiten und dementsprechend „lean“ aufgestellt sind. Unsere Systeme sind einfach skalierbar, wir sehen hier die Herausforderungen also eher im Change Prozess für unserer Mitarbeiter, die sich teilweise an neue Prozesse gewöhnen müssen.

Wie weit sind Sie in der Frage nach der zukünftigen gemeinsamen Strategie? Wo soll die Reise für Advyce & Perlitz hingehen?

Marc Staudenmayer: Wir sehen uns als einen aktiven Player in der Konsolidierung unserer Branche. Daher ist unsere gemeinsame Unternehmensstrategie bis 2026 auf Wachstum ausgerichtet. Wir werden als eigenständige und exklusive Unternehmensberatung rund 200 Mitarbeitende beschäftigen und unsere drei Säulen Management-Consulting, Corporate Finance und „Solution“ konsequent weiter verstärken. Einerseits durch die Integration weiterer Partnerteams in Industrien, die wir heute noch nicht abdecken und eben auch durch anorganische Zukäufe oder Verschmelzungen. Geographisch werden wir uns neben dem deutschsprachigen Raum – in der Schweiz sind wir bereits mit einem Office in Zürich vertreten und in Österreich sind wir in fortgeschrittenen Verhandlungen für die Übernahme eines Partnerteams – sicherlich auch für Frankreich, Benelux und Skandinavien interessieren.

Klaus Schug: Bereits bei den ersten Treffen in Mannheim und Düsseldorf hatten wir das Thema Strategie auf unserer gemeinsamen Agenda. Die Gründer von Advyce und die Gründer von Perlitz waren sich hier schnell einig, welche Ziele die gemeinsame Unternehmung verfolgt und welche Strategie hierzu notwendig ist. Der Slogan des ersten gemeinsamen Teamevents in Barcelona war entsprechend: „Together to grow“. Hierbei ist wichtig zu erwähnen, dass von den beiden Unternehmen sämtliche Aktivitäten in der verschmolzenen Advyce & Perlitz weitergeführt werden. Neben den Standorten, die beibehalten werden, gehen auch sämtliche Geschäftsfelder in die neue Gesellschaft gestärkt ein.

Wer bildet zukünftig die Geschäftsführung des verbundenen Unternehmens?

Klaus Schug: Im Rahmen unserer Verschmelzung treten die beiden Geschäftsführer von Perlitz, Andreas Offinger und ich, der Geschäftsführung von ADVYCE & PERLITZ bei, die heute aus Aurel von Bassewitz, Roland Mönikes, Burkhard Wagner und Marc Staudenmayer besteht.

Wie würden Sie die beiden unterschiedlichen Mentalitäten der Häuser beschreiben? Wo passt es bereits gut?

Marc Staudenmayer: Perlitz ist bereits 26 Jahre am Markt, wir sind seit 2014 mit Advyce unterwegs. Es ist klar, dass sich hier unterschiedliche Kulturen ausgeprägt haben.

Wenn ich eine Analogie wählen sollte, dann ist mein persönlicher Eindruck, dass wir bei Advyce eher eine Jazzband sind, während Perlitz eher ein klassisches Orchester ist.

Auf beiden Seiten mit hervorragenden Instrumentalisten besetzt, die in der Lage sind, beides zu spielen. Dies gilt es nun zu orchestrieren, was eine interessante Aufgabe ist. Die ersten Wochen sind hier sehr gut angelaufen, z. B. in der gemeinsamen Akquisition.

Klaus Schug: Die Analogie der Jazzband und des klassischen Orchesters gefällt mir und beschreibt gut die beiden Mentalitäten. Bei Perlitz sprachen wir immer davon, grünes Blut zu haben (British Racing Green war die Firmenfarbe von Perlitz). Wir haben uns als eine Familie gefühlt, waren wir doch im Gegensatz zu Advyce nur an einem Standort vertreten. Die Tatsache, dass Perlitz mehr als doppelt so alt ist wie Advyce, hat sich nicht als Problem herausgestellt. Alte Zöpfe abzuschneiden war für die „Mannheimer“ kein Problem. Letztlich sind es jedoch die Mitarbeitenden und nicht die Gründer selbst, die den Erfolg des Mergers wesentlich beeinflussen. Dies funktioniert viel besser als anfänglich manchmal befürchtet. Um ein Beispiel aus dem Sport zu wählen: Während wir am Anfang zwei Teams waren, die sich zu einem von Advyce-Seite bewusst angesetzten Trainingsspiel verabredeten, sind wir schon während des Spiels zu einer Mannschaft gereift, haben die beiden Teams gemischt, die nun noch angriffslustiger und zielstrebiger zusammen auftreten.

Legen Sie Servicebereiche zusammen? Wird es ein gemeinsames Headquarter geben?

Marc Staudenmayer: Perlitz verschmilzt auf die Advyce GmbH, unser gemeinsamer legaler Firmensitz wird also in München sein. Dies ist aber nur auf dem Papier wichtig, das operative Geschäft wird aus den bestehenden Standorten von Advyce und dem Standort Mannheim betrieben. Wir haben in den letzten Jahren sehr gute Erfahrungen mit unserer dezentralen Struktur gemacht, dies möchten wir auf jeden Fall gemeinsam fortsetzen. Auch wir arbeiten zunehmend remote und/oder eben bei unseren Kunden, so dass ein Standort in Mannheim für diese hochattraktive Region in der Mitte von Deutschland sehr gut zu uns passt.

Mit welchen Gefühlen schauen Sie auf die kommenden 24 Monate? Es zeichnen sich ja auch für Consultinghäuser herausfordernde Zeiten ab.

Marc Staudenmayer: Es ist nicht die erste Krise, die wir als Unternehmer meistern müssen. Insofern haben wir uns natürlich ein wenig wärmer angezogen in den letzten Monaten, bis jetzt sehen wir aber durch die breite funktionale Aufstellung in unseren Kernbranchen noch keine negativen Auswirkungen.

Und als Segler würde ich Ihnen sagen, dass Starkwindsegeln ja auch seine Reize hat, wenn man weiß, dass man es kann.

Klaus Schug: Der Gründer von Perlitz hat in diesem Zusammenhang einen Artikel verfasst, mit dem sich der Kreis für die Perlitz-Kolleginnen und -Kollegen letztlich schließt: „Brauchen Unternehmen zum Innovieren Krisen“. Der Text untersucht, ob die Innovationsbereitschaft, gemessen am Risikoverhalten von Unternehmen bzw. von Führungskräften, in Krisen im Vergleich zu Chancensituationen unterschiedlich ist. Advyce & Perlitz sehen die nächsten Monate als große Chance als gestärktes und gut positioniertes Beratungshaus mit unseren Kunden die Herausforderungen gemeinsam zu meistern.

Über Marc Staudenmayer

Marc Staudenmayer von ADVYCE
Marc Staudenmayer ist Absolvent der Ecole des Hautes Etudes Commerciales (HEC Paris). Vor seinem Wechsel als Senior Partner zu ADVYCE war Marc bis 1994 bei AT Kearney in Paris tätig. 1995 gründete er die Unternehmensberatung Masai in Paris. Von 2011 bis 2014 war er bei goetzpartners in München als Managing Director tätig. Zu seinem Kundenkreis gehören sowohl Industriekonzerne als auch große mittelständische Unternehmen aus ganz Europa. Neben seinen Aktivitäten als Unternehmensberater engagiert sich Marc sehr für die deutsch-französischen Beziehungen und ist Musiker, Songwriter und Musikproduzent, u. a. für Munich Soul Project.

Über Klaus Schug

Klaus Schug von der Perlitz Strategy Group

Klaus Schug ist zusammen mit Andreas Offinger geschäftsführender Gesellschafter und Mitbegründer der Perlitz Strategy Group und leitet seit 1996 das Unternehmen. Er verantwortet den Bereich Innovation | Investition sowie die Entwicklung und Vermarktung der PSG Software „Planner-Suite“. Klaus Schug studierte an der Technischen Universität Darmstadt Wirtschaftsingenieurwesen mit der Fachrichtung Elektrotechnik. Herr Schug war Mitgründer und Initiator des „Mannheimer Unternehmer Forum“. Er war zudem über viele Jahre als Referent an der Mannheim Business School zum Thema Innovationsmanagement tätig. Klaus Schug ist verheiratet, Vater von zwei studierenden Söhnen und verbringt seine Freizeit als Triathlet am liebsten im Wasser, auf dem Fahrrad oder auf der Laufstrecke.

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