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Interview mit Michael Strauss, BCG X „Wir wollen das erste Unternehmen sein, das Technologie und Beratung aus einer Hand anbietet“

Michael Strauss, Managing Director und Senior Partner bei der Boston Consulting Group (Bild: Michael Strauss)
BCG hat eine eigene Tech-Build-und-Design-Einheit gegründet, die 3.000 Mitarbeitende zusammenbringt. Wie viele davon arbeiten bereits im Unternehmen? Wie viele Mitarbeitende müssen noch rekrutiert werden?
Michael Strauss: BCG X besteht schon heute aus fast 3.000 hochqualifizierten Technologinnen und Technologen weltweit, darunter Ingenieurinnen und Ingenieure, Entwicklerinnen und Entwickler sowie Designerinnen und Designer. Wir wollen diese Zahl in den nächsten drei Jahren sogar verdoppeln, damit wir alle technischen und digitalen Anforderungen der Unternehmen, mit denen wir arbeiten, bestmöglich erfüllen können.
Wo liegt der Unterschied zu Häusern wie Accenture oder TCS, die ursprünglich stärker aus der IT-Beratung kamen und sich in Richtung strategische Beratung entwickelt haben?
Michael Strauss: Wir haben die Bereiche Technologie und Business schon immer „zusammen gedacht“. Uns geht es nicht darum, große technologische und digitale Transformationen umzusetzen, indem wir umfangreiche IT-Infrastruktur aufbauen. Stattdessen fokussieren wir uns vielmehr auf große unternehmerische Chancen und wollen grundsätzlich messbaren Impact erzielen, und das nicht nur auf lange Sicht, sondern auch kurzfristig.
Außerdem setzen wir nur Projekte um, bei denen das Management auf Unternehmensseite zu 100 Prozent hinter dem Transformationsprojekt steht und es als eine seiner Kernaufgaben betrachtet, dieses voranzutreiben. Nur so ist bei solch ehrgeizigen Projekten gewährleistet, dass die Ambitionen im Unternehmen groß genug für die Umsetzung sind und auch die entsprechenden Ressourcen eingesetzt werden.
Wir selbst setzen für unsere Projekte hochspezialisierte und -fokussierte E2E-Teams ein und sind immer auch bereit, die Risiken mit unseren Kundinnen und Kunden zu teilen.
Die Gründung einer eigenen Unit sieht von außen so aus, als ob BCG diese Kompetenzen bislang gefehlt haben. Warum kommt die Gründung der Unit zu diesem Zeitpunkt?
Michael Strauss: Es gibt sehr gute Gründe dafür, dass wir uns zu diesem Zeitpunkt für die Gründung von BCG X entschieden haben. Viele CEOs, mit denen wir sprechen, sehen sich mit der Herausforderung konfrontiert, ihre Geschäftsstrategie durch umfangreiche digitale Transformationen zu verwirklichen. Unsere vor kurzem veröffentlichte Studie Mind the Tech Gap hat ergeben, dass traditionelle Unternehmen, die sich erfolgreich digital transformiert haben, viel besser abschneiden als Unternehmen, die das noch nicht getan haben. Mehr noch: Erfolgreich transformierte Unternehmen konnten hinsichtlich der finanziellen Performance – des Total Shareholder Return – sogar zu den „Digital Native“-Konkurrenten und Hyperscalern aufschließen.
Die Studie zeigt auch, dass trotz des wirtschaftlich herausfordernden Klimas 60 Prozent der befragten Unternehmen im nächsten Jahr ihre Investitionen in Technologie und digitale Transformation verstärken wollen. Zugleich ist es bisher leider so, dass sieben von zehn digitalen und KI-Transformationen scheitern. Unternehmen brüsten sich also zwar oft mit ihren Transformationsmaßnahmen, aber wenn man sich die Ergebnisse anschaut, überzeugen diese häufig nicht. Wir sehen da gerade so etwas wie eine Hochsaison: Unternehmen, die „Digital-Washing“ ihres Geschäfts betreiben, die damit aber früher oder später scheitern werden. Umso erfreulicher ist es, dass jetzt viele Unternehmen erkennen, wie wichtig es ist, gerade während eines wirtschaftlichen Abschwungs in die digitale Transformation zu investieren, um sich bestmöglich für die Zukunft aufzustellen.
All diese Zahlen und Ergebnisse unserer Studie zeigen eindeutig, dass jetzt der perfekte Zeitpunkt ist, unsere Kundinnen und Kunden auf diesem herausfordernden Weg zu begleiten und sie dabei zu unterstützen, ihre technologische und digitale Transformation richtig umzusetzen: Indem Technologie und Business „zusammen gedacht“ und aufgebaut werden.
Warum muss für die neue Einheit eine eigene Marke ins Leben gerufen werden?
Michael Strauss: Zuallererst einmal ist BCG X ja Teil von BCG. Mit BCG X haben wir nun einen ganz neuen Ansatz geschaffen, der Technologieentwicklung mit Geschäftsstrategie vereinen und vorhandene Kompetenzen und Fähigkeiten auf ein neues Level heben soll. Damit erfinden wir ein neues Modell für die Beratungsbranche.
Für dieses neue Modell haben wir den Namen „BCG X“ gewählt, weil wir für unsere Kunden als Multiplikator für die tiefgreifende Branchen- und Funktionsexpertise von BCG fungieren und die digitale Transformation durch vom ersten Tag an einsatzbereite technische Lösungen beschleunigen. Wir sind außerdem ein Multiplikator für die Tech-Teams unserer Kunden und arbeiten sehr eng zusammen. So können wir unseren Pool an Expertinnen und Experten in den Bereichen KI, Software-Engineering, digitales Wachstum, Green Tech und Deep Tech zielgerichtet einbringen.
Wie kann man sich die Einbettung von BCG X innerhalb der Organisation praktisch vorstellen? Wechseln Mitarbeitende tatsächlich Teams? Werden die Mitarbeitenden, die BCG X angehören, zukünftig zwei Teams angehören und zwei Führungskräfte haben?
Michael Strauss: Unsere BCG-X-Experten werden eng mit unseren BCG-Kernteams in einer Hybridform aus Technologie und Beratung zusammenarbeiten. Diese neue Form des Arbeitens wird unseren Kunden dabei helfen, sich auf einige wenige bahnbrechende, hochwirksame Technologien und Geschäftsentwicklungen zu konzentrieren und diese dann intensiv voranzutreiben. BCG X wird die Kernkompetenzen von BCG in insgesamt sechs Bereichen noch ergänzen und stärken.
- Erstens wollen wir innovative KI und digitale, praxistaugliche Software auf Grundlage eigener Datenbestände entwickeln, die bessere und schnellere Entscheidungen ermöglichen.
- Der zweite Bereich ist Design: Design ist bei uns am Menschen und seinem Verhalten orientiert und kann das End-to-End-Erlebnis für Kunden und Mitarbeitende stark verbessern.
- Der dritte Bereich ist Digital Growth: Hier helfen wir den Kundinnen und Kunden mit unserer umfassenden Expertise im digitalen Marketing und E-Commerce, ihr Geschäft zu skalieren.
- Viertens können wir Unternehmen dabei unterstützen, schnell und zielgerichtet Ventures aufzubauen, also eigenständige neue Geschäftsfelder, die vorhandene Assets nutzen und strategische Vorteile sichern.
- Fünftens der Deep-Tech-Bereich: Wir setzen bahnbrechende Technologien ein, die auf Naturwissenschaften, digitalen Fähigkeiten, KI und dem Web3 basieren. Deep Tech ist nicht mehr ausschließlich die Domäne von Tech-Giganten und Wissenschaftlern. Bei BCG X helfen wir unseren Kunden, nachhaltige Ergebnisse zu erzielen und zu Disruptoren zu werden, indem wir die Transformation der Wertschöpfungskette vorantreiben, das Produkt- und Gebäudedesign verbessern und letztendlich die Art und Weise, wie sie mit ihren Kunden interagieren, neugestalten.
- Und der sechste Bereich, in dem wir unsere Kunden unterstützen, ist Green Tech: Wir bringen umfassende Expertise im Aufbau von Geschäftsmodellen für eine Net-Zero-Ökonomie mit und können Unternehmen dabei helfen, ihr Kerngeschäft zu transformieren und nachhaltiges Wachstum zu erreichen.
Welchen grundsätzlichen strategischen Shift macht BCG mit der Gründung von BCG X? Was bedeutet dieser Schritt für die Gesamtstrategie?
Michael Strauss: Wir wollen das erste Unternehmen sein, das Technologie und Beratung aus einer Hand anbietet. Unsere Spezialistinnen und Spezialisten bei BCG X sind keine klassischen Beratenden, sondern sie bauen die notwendige Technologie selbst auf – und genau das ist der wichtigste Unterschied zwischen BCG X und dem Rest von BCG. Unsere Stärke ist, dass wir die umfassende Erfahrung unserer multidisziplinären BCG-X-Teams mit den Stärken von BCG kombinieren können. So sind wir in der Lage, CEOs und Führungskräfte bei ihren großen Transformationsvorhaben zu unterstützen und unseren gemeinsamen Impact zu multiplizieren.
Zusammen entwickeln wir die mutigen und bahnbrechenden Produkte, Dienstleistungen und Unternehmen von morgen.
Über Michael Strauss

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