Boston Consulting Group hat leitende Bankmanager befragt Viele Banken prüfen nach Brexit-Votum Standortalternativen

Während die deutsche Wirtschaft am vergangenen Freitag in ersten Reaktionen angesichts des Brexit-Votums Bedauern zeigte und vor einer Phase der Unsicherheit warnte, könnte eine deutsche Stadt in den nächsten Jahren von der Entscheidung der Briten, die EU zu verlassen, profitieren: Wie die Boston Consulting Group (BCG) in einer vor dem EU-Referendum durchgeführten Befragung unter internationalen Topbankern ermittelte, gehört die Bankenmetropole zu den attraktivsten Standorten für in London vertretene Finanzdienstleister, die aufgrund des anstehenden britischen EU-Austritts nun erwägen, ihre Geschäftsaktivitäten ins Ausland zu verlagern.
Jeder fünfte Arbeitsplatz am Londoner Finanzstandort könnte verlagert werden
Die Personalbewegungen könnten aus Sicht der Banker im Zuge des Brexits immens sein: Demnach rechnen die Bankmanager damit, dass rund 20 Prozent der bislang in London verorteten Jobs an andere globale Finanzplätze verlegt werden könnten. Ein Teil dieser Arbeitsplätze könnte am Ende in Frankfurt landen – schließlich steht die Stadt am Main bei vielen Unternehmen aus dem Finanzsektor hoch im Kurs. "Insbesondere die ökonomische und politische Stabilität in Deutschland, kombiniert mit der Verfügbarkeit qualifizierter Arbeitskräfte, macht den Standort Frankfurt am Main zur Top-Adresse, wie aus dieser Umfrage kurz vor dem Brexit hervorgeht", verrät BCG-Senior Partner Dr. Wolfgang Dörner.
Allerdings hat Frankfurt im Wettbewerb um zusätzliche Arbeitsplätze große Konkurrenz. So landete "Mainhattan" in einem spontanen Ranking ohne vorgegebene Bewertungskriterien nur auf dem dritten Platz hinter New York und Dublin. Vor allem britische Banker präferieren bei einer intuitiven Entscheidung die beiden Städte. Sobald allerdings objektive Standortkriterien wie Infrastruktur, Geschäftsumfeld und Stabilität ins Spiel kommen, kann Frankfurt gegenüber der Konkurrenz punkten: Kein anderer Finanzplatz erreichte innerhalb der BCG-Studie in einem objektiven Ranking die Werte von Frankfurt.
Frankfurt muss insbesondere weiche Standortfaktoren verbessern
Dennoch kann auch die Stadt am Main noch einiges tun, um sich für eventuell aus London abwandernde Firmen attraktiv zu machen: Nach Ansicht der BCG müsste Frankfurt vor allem seine Internationalität – beispielsweise in Bezug auf mögliche Sprachbarrieren – stärken. Darüber hinaus müsse auch die kulturelle Attraktivität für ein internationales Publikum erhöht werden. Zugleich sollte Frankfurt allerdings auch mit Stärken wie der vergleichsweise günstigen Wohnungssituation offensiver werben. Derartige Investitionen könnten sich lohnen: Schließlich wissen noch längst nicht alle Unternehmen, wie es nach dem Brexit weitergehen wird. "Zwei Drittel der Finanzunternehmen haben noch keine genauen Pläne für eine mögliche Standortverlagerung nach dem Brexit. Die meisten rechnen mit einer Verlagerung innerhalb der nächsten ein bis zwei Jahre", so Dörner.
Zur Studie:
Für diese Studie hat die Boston Consulting Group im Juni 2016 im Vorfeld des EU-Referendums und 360 leitende Banker aus Großbritannien, Frankreich, den USA und Deutschland zu den Auswirkungen eines Brexits und der Attraktivität der Standorte Frankfurt, New York, Dublin, Amsterdam, Luxemburg, Madrid, Paris, Singapur und Hongkong befragt.
tt
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