Deep Dive Consulting: Jörg Hossenfelder Wachstumstreiber der 2020er Jahre für Berater

Jörg Hossenfelder, Geschäftsführer von Lünendonk & Hossenfelder erläutert in seiner Kolumne, wieso der technologische Wandel und die gesellschaftlichen Entwicklungen den Beratungsbedarf bei Unternehmen verstärken und was das für die Consultingbranche bedeutet.

Die aktuelle Krise führt dazu, dass Unternehmen sich deutlich stärker verschulden. Entsprechend stehen wieder Programme zur Steigerung der Effizienz und zur Kostensenkung im Vordergrund. Helfen kann den Unternehmen hier die zunehmende Digitalisierung der Verwaltungs- und Arbeitsprozesse und im nächsten Schritt deren konsequente Automatisierung. So wie Roboter in den 1970er-, 1980er- und 1990er-Jahren Einzug in die Produktion erhielten, so werden Automationstechnologien wie Robotic Process Automation (RPA) und Künstliche Intelligenz (KI) - beispielsweise Natural Language Processing, Klassifikation, Clustering, Bilderkennung - Einzug in alle Bereiche und Funktionen der Back-Office- und Verwaltungsstrukturen der Produktions- und Dienstleistungsunternehmen erhalten.  

Wachstumstreiber: Mehr Effizienz durch Automatisierung  

Auszug aus der Lünendonk-Studie 2020 (Quelle: Lünendonk & Hossenfelder)

Ergo: Zukünftig erfolgt mehr hochautomatisiert - die Bestellung des Fachbereichs in natürlicher Sprache beim Lieferanten mittels Chatbot, das Anlegen der Bestellung im ERP-System, die elektronische Erfassung und gegebenenfalls Prüfung der Ware durch Bilderkennung, das Veranlassen der Bezahlung, das Auslösen der dazugehörigen Buchungsvorgänge sowie die Bewertung der Lieferung. Gleichzeitig werden die Konditionen mit den Verträgen im elektronischen Vertragsmanagement abgeglichen und Volumenrabatte oder sonstige Konditionen abgeprüft. Die Digitalisierung der Verwaltungsdaten und der Informationsprozesse im Personalwesen, Einkauf, Rechnungswesens und in der Logistik sowie dem Kundenservice und Vertrieb bieten die Chance, dass Softwareroboter heute Effizienzen im Verwaltungswesen heben. Neben die neue Produktivität im Back-Office tritt noch die Geschwindigkeit, mit der Unternehmen beispielweise auf Kundenanfragen im Front-Office (Vertrieb, Aftersales, Service) reagieren können.  

Wettbewerbsvorteile durch Process Mining 

Allerdings fällt es vielen Kundenunternehmen noch schwer, diese Potenziale zu heben. Es wird jedoch kein Weg daran vorbeiführen, dass standardisierbare Verwaltungstätigkeiten automatisiert werden, um wettbewerbsfähig bleiben zu können. Gleichzeitig bieten die Datenspuren der Prozesse viele Chancen, um innerhalb kürzester Zeit Verbesserungsmöglichkeiten zu erkennen, Maßnahmen einzuleiten, Resultate zu überwachen und damit nachhaltig für Prozessverbesserungen zu sorgen. Besonders großes Potenzial steckt hier in Technologien des Process Mining, also der Big-Data-Analyse von Transaktionsdaten der ERP-, CRM- und PLM-Systeme, um Ineffizienzen schnell zu erkennen. Process Mining bietet somit die Möglichkeit eines Business Process Reengineerings 4.0.

Digitalisierungsprojekte sorgen für steigende Beratungsnachfrage 

Auszug aus der Lünendonk-Studie 2020 (Quelle: Lünendonk & Hossenfelder)

Was bedeutet das? Besonders die Entwicklungen von Big Data Analytics, Industrie 4.0, digitalen Plattformen und künstlicher Intelligenz sorgen für eine hohe Beratungsnachfrage. Teilweise haben die Kundenunternehmen in den vergangenen Jahren derart viele Digitalisierungsprojekte gestartet, dass Beratungen dabei helfen müssen, die zahlreichen Einzelinitiativen der Business Units und Abteilungen zu bündeln und zu koordinieren.  

Bereit für die VUCA-Welt 

Die veränderten Kundenbedürfnisse, der schnelle technologische Wandel sowie gesellschaftliche Entwicklungen und die Unsicherheit der Unternehmensumwelt lösen einen erheblichen Beratungsbedarf bei den Kunden aus. Aber unabhängig vom akuten Beratungsbedarf der Kunden wird ein Megatrend dauerhaft Einzug finden in die Strategieabteilungen der Unternehmen: Vorbereitung und Reaktionen auf die Faktoren Unsicherheit und Volatilität der Umwelt. Bestes Beispiel hierfür ist das Corona-Virus. Im Januar 2020 war es für fast alle Unternehmen in Deutschland noch weit weg. Kaum ein Mensch hätte damit gerechnet, dass bereits Mitte März das gesamte Land mit einem Lockdown belegt wird, um eine unkontrollierte Ausbreitung des Virus zu verhindern. Noch stellt das Corona-Virus eine besondere Ausnahmesituation dar. Viele Unternehmen waren darauf nicht oder nur unzureichend vorbereitet. Das soll sich nicht wiederholen.  

Über den Autor

Jörg  Hossenfelder  ist Kommunikations- sowie Politikwissenschaftler und studierte bis 2000 an den Universitäten Mainz und Bologna. Nach seinem Studium beriet er als Kommunikations-Berater Business-to-Business-Unternehmen. 2004 übernahm er die Leitung der Research-Abteilung bei Lünendonk & Hossenfelder. Seit Juli 2005 ist Hossenfelder Geschäftsführer, seit 2009 Geschäftsführender Gesellschafter. Jörg Hossenfelder verantwortet die Marktsegmente Wirtschaftsprüfung, Steuerberatung, Advisory und Business Consulting.

/cb

Methodik

Erhebungsmethode PDF-Fragebogen
Erhebungszeitraum Februar bis Mai 2020
Befragte Zielgruppe Managementberatungen mit dem Branchenfokus Industrie, Financial Services sowie Generalisten
Stichprobengröße n=57
Land Deutschland & International
   
 

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