Kolumne von Prof. Dr. Dirk Lippold Warum der Unterschied zwischen Wissen, Kompetenzen und Qualifikationen für Bewerber so wichtig ist

Worauf kommt es beim Einstieg in die Unternehmensberatung an? Wer wird zum Bewerbungsgespräch eingeladen, und wie punktet man dann am besten? Antworten auf diese Fragen und sechs Karrieretipps liefert Prof. Dirk Lippold in seiner aktuellen Kolumne.

Die Qualifikation ist die Eintrittskarte zum Bewerbungsgespräch, bei dem dann die Persönlichkeit die wichtigste Rolle spielt.(Bild: picture alliance / Zoonar | Robert Kneschke)

Immer wieder werde ich gefragt, welcher Weg der ideale Einstieg in die Unternehmensberatung ist. Naturgemäß ist der (klassische) Weg über Hochschulabschluss, Bachelor, Praktika und Master einfacher als der Weg über Hochschulabschluss, Berufsausbildung, berufsbegleitendem Bachelor und berufsbegleitendem Master beziehungsweise über den zweiten Bildungsweg.

Doch das ist nicht entscheidend.

Wichtig ist einzig und allein, dass man die Chance zu einem Vorstellungsgespräch bei einem Beratungsunternehmen seiner Wahl erhält. Dann hat man alles Weitere selbst in der Hand. Also, es geht um die Eintrittskarte zu einem Vorstellungsgespräch.

Um aber zu erkennen, welche Voraussetzungen für die Eintrittskarte und welche für das Vorstellungsgespräch selber gelten, sollte man sich den Unterschied zwischen den nicht unerheblichen Anforderungen in den Bereichen Wissen, Kompetenzen und Qualifikationen deutlich machen.

Die Wünsche der Beratungsfirmen hinsichtlich

  • Kompetenzen (z.B. Dienstleistungsdenken, Teamfähigkeit, analytisches Denkvermögen) und
  • Wissen (z.B. Präsentations- und Moderationstechniken, Wissen um Zukunftstrends)

können zumeist nur im direkten Kontakt – also im Vorstellungsgespräch – herausgefunden werden.

Qualifikationen dagegen sind eher formal und müssen zwingend durch Zeugnisse etcetera im Vorfeld belegt werden. Das Wichtigste sind also zunächst die Qualifikationen. Sie entscheiden darüber, ob man die Eintrittskarte zu einem Vorstellungsgespräch bekommt.

Erst die Eintrittkarte lösen, dann mit Persönlichkeit überzeugen

Und genau das muss das erste Ziel für den Einstieg in die Unternehmensberatung sein. Nachgefragt im Bewerbungsschreiben werden hier:

  • Überdurchschnittlicher Notendurchschnitt
  • Berufserfahrung (bei Hochschulabsolventen belegt durch funktionsorientierte Praktika oder Praktika in der Beratung und im Ausland)
  • Berufsausbildung mit Masterabschluss (BWL, VWL, Wirtschaftsingenieur, Informatik und zunehmend Mathematik und Physik)
  • Außeruniversitäres Engagement.

Das zweite Ziel ist dann der gute Eindruck, den man beim Bewerbungsgespräch hinterlassen sollte. Hier entscheidet nicht mehr die Qualifikation, sondern einzig und allein ihre Persönlichkeit, in die Ihr Gegenüber möglichst tief „eintauchen“ möchte. Einstellungen, Werte, Interessen, Talente, Motivation, Integrität, Loyalität sind Eigenschaften, die das Unternehmen erst später – aber dann mit aller Wucht – zu spüren bekommt. Beratung ist schließlich „People Business“ und daher legt jede Beratungsorganisation sehr viel Wert darauf, die passenden Mitarbeiter zu finden.  

Letztlich läuft der Einstiegsprozess in die Unternehmensberatung in fünf Stufen ab, die in der Abbildung zusammengefasst aufgeführt sind.

Abschließend noch sechs Tipps für den angehenden Unternehmensberater beziehungsweise die angehende Unternehmensberaterin:

  1. Tipp: Gute Abschlussnoten (mind. eine Eins vor dem Komma).
  2. Tipp: Freude an den MINT-Fächern haben (Stichwort: Digitalisierung).
  3. Tipp: Praktika nach Bachelorabschluss und vor Masterbeginn bei bekannten Firmen durchführen.
  4. Tipp: Belegen Sie eine Vorlesung/Übung zum Thema “Business Consulting & Change Management”.
  5. Tipp: Auslandsaufenthalt mit Praktikum verbinden. Ohne Englisch geht gar nichts.
  6. Tipp: Bauen Sie sich ein Netzwerk auf. Karriere machen Sie zumeist nicht ohne einen Godfather.

Literatur:
- D. Lippold: Die Unternehmensberatung. Von der strategischen Konzeption zur praktischen Umsetzung, 4. Aufl., Berlin/Boston 2022.
- D. Lippold: Einführung in das Consulting. Strukturen – Trends – Geschäftsmodelle, Berlin/Boston 2022.
- T. Deelmann/A. Krämer: Consulting. Ein Lehr-, Lern- und Lesebuch zur Unternehmensberatung, Berlin 2020.

 

Über die Person

Prof. Dr. Dirk Lippold ist Dozent an verschiedenen Hochschulen. Seine Lehrtätigkeit umfasst die Gebiete Unternehmensführung, Marketing & Kommunikation, Personal & Organisation, Technologie- und Innovationsmanagement sowie Consulting & Change Management. Zuvor war er viele Jahre in der Software- und Beratungsbranche tätig – zuletzt als Geschäftsführer einer großen internationalen Unternehmensberatung. Auf seinem Blog www.dialog-lippold.de schreibt er über aktuelle betriebswirtschaftliche Themen.

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