Frauen im Consulting: Darya Schwarz-Fradkova Weltfrauentag: Wir stellen Ihnen die weibliche Seite der Beratungsbranche vor

Anlässlich des Weltfrauentages stellen wir von CONSULTING.de Ihnen in den nächsten Wochen großartige Frauen aus unserer Branche vor. Den Auftakt macht Darya Schwarz-Fradkova, welche sich seit Jahren mit der Rolle der Frau im Projektmanagement beschäftigt und im letzten Jahr sogar eine Studie zu diesem Thema durchgeführt hat.

Darya Schwarz-Fradkova hat die Erfahrung gemacht, dass Frauen mehr Zeit investieren müssen, um ernst genommen zu werden.

Trotz der gesetzlich festgelegten Geschlechtergerechtigkeit in Deutschland gibt es immer noch eine geschlechtsspezifische Diskriminierung von Frauen im Berufsleben. Frauen sind oft in Führungspositionen unterrepräsentiert und verdienen in gleichen Positionen weniger als ihre männlichen Kollegen.

Hierbei wäre es wünschenswert, dass wir uns alle bewusst werden, wie wir dazu beitragen können, diese Ungleichheiten abzubauen, um eine gerechtere Gesellschaft zu schaffen. Unsere Interviews mit Frauen aus der Beratung geben Einblicke in die Herausforderungen, mit denen sie in der Branche konfrontiert sind, wie sie diese meistern und und sensibilisieren für das Thema Diskriminierung.

Sie widmen sich seit Jahren den Problemen von Frauen im Berufsleben. Woher kommt dieses Interesse?

Darya Schwarz-Fradkova: Aus meiner Sicht wird die vollkommene Gleichstellung von Frau und Mann erst dann erreicht sein, wenn Frauen gleichberechtigt im Berufsleben sind. Denn eine eigene Berufsbiografie bietet in jeder Lebenssituation Unabhängigkeit. Aus diesem Grund möchte ich in meiner „Ecke“ Projektmanagement dazu beitragen, dass Frauen sichtbarer und eigenständiger werden. Somit arbeite ich mit vielen anderen daran, mehr Frauen für das Projektmanagement allgemein zu begeistern bzw. Frauen, die bereits im Projektmanagement sind, für die Übernahme verantwortungsvoller PM-Rollen zu motivieren.

Welche Rolle spielen Mentorinnen und weibliche Vorbilder in Ihrer Karriere, und wie haben sie Ihnen geholfen? Wie gehen Sie mit beruflichen Herausforderungen um, denen Sie als Frau begegnen und was haben Sie daraus gelernt? 

Darya Schwarz-Fradkova: Mentorinnen und Vorbilder spielten und spielen nach wie vor eine große Rolle für mich, da sie Orientierung und Unterstützung bieten. Mir helfen Mentoren (Frauen und Männer übrigens) dabei, dass im Berufsalltag Erlebte besser einzuordnen und meine Schlüsse für die Zukunft zu ziehen. Außerdem hilft es zu wissen, dass ich nicht alleine mit meinen Fragen und Herausforderungen bin. Aktuell bin ich in meiner zweiten Elternzeit und für mich (so wie für viele andere Mütter UND Väter) stellt die Vereinbarkeit zwischen Privaten und Beruf eine große Herausforderung dar. Den goldenen Weg für uns habe ich noch nicht gefunden, aber ich bin bereit, es auf einen Versuch ankommen zu lassen, diesen zu finden.

Über welchen Weg sind die in die Consultingbranche gekommen? Wo lagen rückblickend die prägendsten Stationen in ihrem Werdegang? 

Darya Schwarz-Fradkova: Ich bin direkt nach dem Studium in die Consultingbranche eingestiegen, zunächst in der Beratung privater Kunden im Bereich Projekt-und Veränderungsmanagement. Dabei habe ich immer im Studium gesagt, dass ich nicht im Consulting arbeiten will. Aber die hohe Dichte an Projekten und die damit verbundene Möglichkeit der Weiterentwicklung haben mich begeistert und so bin ich geblieben. Nach 2,5 Jahren bin ich zu meinem heutigen Arbeitgeber in die Beratung öffentlicher Institutionen auf Bund, Länder und Kommunalebene gewechselt.

Prägend waren vor allem ein Auslandsprojekt in Abu Dhabi, als ich noch recht frisch in der Beratung war sowie der Wechsel aus der Privatbranche in die Beratung öffentlicher Auftraggeber.

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Wie sind Ihre beruflichen Erfahrungen als „Frau“ in der Consultingbranche? Wie nehmen Sie die Arbeitsbedingungen für Frauen in der Consultingbranche wahr? Gibt es Bereiche, in denen Sie weibliche Arbeitskräfte als benachteiligt ansehen? 

Darya Schwarz-Fradkova: Gerade in der Anfangszeit habe ich mich viel mit meiner Wirkung als (junge) Beraterin auseinandergesetzt. Auch die männlichen Kollegen mussten sich damit auseinandersetzen, doch habe ich beobachtet, dass Frauen noch mehr Zeit investieren müssen, um ernst genommen zu werden. Eine strukturelle Benachteiligung von Frauen, die besonders für die Consultingbranche ist, sehe ich nicht. Aber es würde sicherlich nicht schaden, wenn es mehr Frauen im Top Management gäbe. So hätten jüngere Frauen mehr Vorbilder und könnten einfacher Netzwerke knüpfen. Für jüngere Männer ist die Suche nach Vorbildern und Netzwerken sicherlich einfacher als für Frauen, da die potenzielle Auswahl einfach größer ist.

Sie beschäftigen sich unter anderem mit dem Thema “Womenomics im Projektmanagement”. Was verbirgt sich dahinter?

Darya Schwarz-Fradkova: Aktuell liegt der Anteil von Frauen im Projektmanagement bei ca. 30 Prozent. Demgegenüber steht jedoch ein immer größer werdender Bedarf an Projektmanagement-Profis, da ein immer größerer Teil unserer Arbeit in Projekten erledigt wird (in der Consulting-Branche sowieso). Um die Talentlücke im Projektmanagement zu füllen, eignen sich Frauen hervorragend. Sie bringen nicht nur wichtige Skills mit, sondern geben auch eine hohe Zufriedenheit bei der Arbeit als Projektmanagerin an. Ende letzten Jahres haben wir gemeinsam, TPG und ich, eine Studie zu Frauen im Projektmanagement mit über 400 Teilnehmerinnen durchgeführt und haben nun endlich eine Stimmungslage von weiblichen Projektmanagern. Mir war es sehr wichtig, den Einsatz für Frauen im Projektmanagement auf eine breite Datenbasis zu stellen, weshalb ich mich über die breite Resonanz der Studie sehr freue. Die Studie steht hier zum Download bereit. 

Was ist der wichtigste Ratschlag, den Sie Neueinsteigerinnen in der Consulting-Branche können?

Darya Schwarz-Fradkova: Auch Consultants kochen nur mit Wasser. Die Consulting-Branche ist wie kaum eine andere Branche mit Mythen umwoben. Zahlreiche Serien, Bücher und Artikel suggerieren, dass es in der Consulting-Branche anders läuft. Zurecht? Sicherlich ist die Entscheidung für einen Job im Consulting mit einem größeren Commitment verbunden. Doch am Ende ist alles möglich.

Welcher Aspekt in ihrem Berufsalltag bereitet Ihnen die meiste Freude?

Darya Schwarz-Fradkova: Für mich ist das der Prozess des gemeinschaftlichen Arbeitens an einem gemeinsamen Ziel. Es macht immer wieder Freude, zu erleben, wie aus einem anfänglichen Chaos eines neuen (Beratungs-)Projekts durch die Zusammenarbeit von Menschen, ein tolles Endergebnis entsteht.

 

Über die Person

Darya Schwarz-Fradkova ist Beraterin für die öffentliche Hand. Zuvor war sie als Beraterin für Projekt- und Veränderungsmanagement für die Privatwirtschaft tätig. Nebenberuflich betreibt Darya Schwarz-Fradkova die Webseite www.die-projektmanagerin.de. Sie hat an der Universität Maastricht International Business und an der RWTH Aachen Politische Wissenschaft sowie VWL studiert. 

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