Oliver-Wyman-Analyse Wie wirkt sich die Digitalisierung im Speditionsgeschäft aus?

Die etablierten Logistikdienstleister sollten weitaus stärker als bisher die Zusammenarbeit mit Start-ups ihrer Branche suchen, so die die Einschätzungen der Analyse. Denn wurden in den vergangenen Jahren Milliardenbeträge hauptsächlich in Start-ups aus dem Umfeld der Personenmobilität, wie Uber, BlaBlaCar oder Flixbus, investiert, steht nun der Logistiksektor auf dem Plan der Investoren. Flexport, UShip, Uber Freight und andere sind demnach dabei, die Logistiklandschaft stark zu verändern. Der Analyse der Managementberatung Oliver Wyman zufolge beliefen sich allein die öffentlich bekannten Finanzierungsrunden von Logistik-Start-ups in den vergangenen zehn Jahren auf fast elf Milliarden Euro. Im Schnitt wird alle fünf Tage ein neues Logistik-Start-up gegründet.
Joris D’Incà, Partner und Logistikexperte bei Oliver Wyman, sieht in den Start-ups eine realistische Gefahr für etablierte Anbieter, sollten diese nicht rechtzeitig reagieren. So fragmentierten die Start-ups die bisherigen Supply Chains und revolutionierten durch die Kombination einer bisher nicht gekannten Menge an Daten die Effizienz und Transparenz des Transportgeschäfts.

Deutsche Logistikunternehmen haben Nachholbedarf
Als Standort global führender Unternehmen wie DHL, DB Schenker und Dachser nimmt Deutschland weltweit eine der Spitzenpositionen in der Logistik ein. Allein hierzulande arbeiten rund drei Millionen Menschen in der Logistik, der Gesamtumsatz der Branche liegt bei über 250 Milliarden Euro pro Jahr. Allerdings findet die Finanzierung von Transport- und Logistik-Start-ups bis dato vor allem in den USA und in Asien statt. In beiden großen Märkten werden jeweils etwa 45 Prozent der globalen Investitionen in Logistik-Start-ups getätigt. Europa kommt lediglich auf fünf Prozent. Eine wesentliche Rolle spielen dabei Venture-Capital-Unternehmen aus dem Silicon Valley, wie Kleiner Perkins Caufield & Byers oder Andreessen Horowitz. Diese Firmen haben die Veränderungspotenziale der digitalen Transformation für die Logistik erkannt und investieren verstärkt in diesem Bereich. Allein 2016 haben die führenden amerikanischen Venture-Capital-Firmen mehr als 250 Millionen Euro für Logistik-Start-ups ausgegeben.
In Deutschland erfolgt das Umdenken langsam – die Branchenführer DHL oder DB Schenker haben etwa in erste Partnerschaften mit Start-ups investiert. So übernahm DHL Streetscooter, ein Spin-off der RWTH Aachen, das helfen soll, kosteneffiziente, elektrische Lieferfahrzeuge zu entwickeln. DB Schenker kooperiert mit der amerikanischen Frachtbörse Uship, um die Auslastung im Landverkehr zu erhöhen und zugleich die eigene Innovationskraft zu steigern.
Aus der Sicht der Managementberater ist es mit einer reinen Kapitalbeteiligung an Start-ups meist nicht getan „Eine wesentliche Grundvoraussetzung für die erfolgreiche Investition in Start-ups ist die Bereitschaft, das eigene Kerngeschäft radikal zu hinterfragen und zu digitalisieren. Die Start-ups sind gewissermaßen die Katalysatoren dafür“, sagt Joris D’Incà. Die Unternehmens-Organisationen müssten mithilfe schlanker Strukturen in Sachen Entscheidungsprozessen und Verantwortungs-regelungen deutlich agiler werden. Gleichzeitig sei die Entwicklung von Big-Data- und Analyse-Kompetenzen zu beschleunigen. Für den gesamten Prozess der digitalen Transformation müsse eine Roadmap mit klaren Vorgaben und Zeitabläufen angelegt werden. Die Partner in den Start-ups könnten dabei als Ideenlieferanten für Lösungen und Talent-Pools mitwirken und Tempo machen auf dem Weg zur digitalen Logistik.
dr
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