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Giso Weyand, Berater-Berater Winnetou und die gähnende Langeweile – Warum Beratercontent nicht persönlich sein muss

Als Winnetou noch jung und unschuldig war und man die Filme einfach gut finden konnte. (Bildquelle: picture-alliance / dpa |)
Schon mal LinkedIn geöffnet die letzten Wochen? Diskussionen über den Rückzug des neuen Winnetou-Buchs, die tanzende Ministerpräsidentin. Christian Lindner und seine ausladende Hochzeit. Ein CEO, der mal so richtig schön in die Kamera weint, weil er einfach nicht mehr kann.
Und wenn gerade niemand heiratet oder Bücher vom Markt nimmt, entdecken Menschen, dass ein Sandkorn das ganze Universum in sich trägt, wie wichtig es ist, sich auch als Mann mal um die Kinder zu kümmern oder das Scheitern eigentlich die feinste Sache der Welt ist.
Persönlichkeit ist eben nicht alles
Ist ja alles schön und gut. Sind ja auch Themen, an denen sich Positionen, Haltungen und Ansichten abgleichen lassen. Und Persönlichkeit ist wichtig, auch im Beratungsbusiness.
Das Problem ist nur: Wenn ich einen Berater für die Optimierung meiner Produktion, eine Beratungsboutique für mein Geschäftsmodell, eine Expertin für Projektmanagement suche, dann komme ich im Wunderland der Metaphern und Tagesanlässe kaum weiter.
Das gilt übrigens nicht nur für LinkedIn, sondern nahezu alle relevanten Kanäle.
Früher war Persönlichkeit rar
Das war mal anders. Im goldenen Zeitalter der Berater-PR war vieles tröge. Jeder whitepaperte nur so vor sich hin und ein persönlicher Beitrag, einer zu einem aktuellen Anlass und Metaphern konnten einen echten Unterscheid anbieten.
Doch heute hat jeder eine Meinung, jedes noch so banale Erlebnis ist fachlich relevant und Sandkörner werden zu Universen. Es ist also Zeit, es wieder anders zu machen. Doch wie? Drei Impulse dazu:
Erstens: Entwickeln Sie wirklich eigene Ideen, Konzepte und Begrifflichkeiten
Das klingt banal, passiert aber gar nicht so oft. Die meisten Beratenden und Boutiquen sind im Hamsterrad des Tagesgeschäfts gefangen. Gar nicht so einfach, im vollen Tagesgeschäft neue Ideen und Konzepte zu entwickeln oder alte Konzepte zu verfeinern, zu modernisieren oder zu rekombinieren. Doch genau das ist nötig, damit Sie Ihrer Arbeit eine eigene Note geben. Die persönliche Note kommt also von Ihrer Sicht auf Ihr Fachgebiet.
Das klingt unpopulär, ist auch aufwändiger, dringt erst mal schlechter durch, ist auf langfristige Sicht gesehen aber die nachhaltige Strategie. Sie werden nämlich mit Ihrer fachlichen Kreativität auf der mentalen Shortlist der Entscheider abgespeichert, nicht mit Ihren Ansichten zu Winnetou. Denn: Sie sind in erster Linie Fachfrau bzw. Fachmann.
Zweitens: Wo Sie es für angemessen halten, seien Sie privat, dann aber ungekünstelt
Das alles heißt nicht, dass sämtliches persönliches oder privates verschwinden muss. Wenn es Ihnen entspricht, spricht nichts gegen einen privaten Beitrag, zum Beispiel nach dem gelungenen Urlaub. Aber dann, bitte, müssen keine künstlichen Metaphern her. Es ist ein privater Beitrag und sie möchten etwas über sich zeigen. Dann machen Sie das. Denn: Sie sind auch ein privater Mensch.
Drittens: Kommentieren Sie nur, wo es wirklich eine Herzensangelegenheit ist
Und na klar, wenn es wirklich eine Diskussion gibt, die Sie in den Kernfesten Ihrer Werte trifft, dann beteiligen Sie sich. Denn: Sie sind auch Teil der Gesellschaft.
Jetzt sagen Sie zurecht, dass es ja doch persönlicher und privater geht. Das stimmt. Aber eben wohldosiert. Das ist sowieso kein schlechter Rat im Marketing.
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