Frauen im Consulting: Cora Pypec, Cintellic Consulting Group „Wir sollten alle den Menschen sehen und nicht das Geschlecht“

Cora Pypec, Managerin bei Cintellic Consulting Group, meint, dass es in einer männerdominierenden Arbeitswelt wie dem IT-Consulting wichtig ist, sich nicht zu verstellen und nicht zu versuchen, sich den Männern anzupassen.
Sie haben Ihre Karriere als Kundenberaterin und Vertrieblerin begonnen, wie kam es dazu, dass Sie in die Consultingbranche eingestiegen sind?
Cora Pypec: Ich sehe meine Karriere als eine schrittweise Entwicklung in genau die Richtung an, in der ich mich heute bewege: als Managerin in einer CRM – Beratung, wo sich letztendlich alles um den Kunden dreht. Daher haben mir aus meiner Sicht die Tätigkeiten als Kundenberaterin, als Marketing- und Vertriebsassistentin, als Teamleitung Kunden- und Datenmanagement das Rüstzeug gegeben, das ich als CRM Beraterin benötige – sowohl fachlich wie auch bzgl. der Soft Skills.
Warum es letztlich Beratung geworden ist, obwohl ich eigentlich früher nie in die Beratung wollte? In meinem letzten Inhouse-Job habe ich viel mit Externen zusammengearbeitet, war selber in der Schnittstelle Fachseite / IT unterwegs, sodass ich dann dachte: CRM Beratung klingt spannend, könnte das Richtige sein – und wenn nicht, dann habe ich es wenigstens mal ausprobiert. Und das liegt jetzt rund 10 Jahre zurück, dass ich in die Beratung gewechselt bin.
Wie haben Sie von Mentorinnen und weiblichen Vorbildern profitiert und wie haben sie Ihnen in Ihrer Karriere geholfen?
Cora Pypec: Ich muss gestehen, ich habe in meiner beruflichen Laufbahn keine weiblichen Mentorinnen oder weibliche Vorbilder gehabt, von denen ich direkt profitiert habe. Ich hatte zwar auch weibliche Führungskräfte– allerdings habe ich hier nie den expliziten Blick darauf gelenkt, dass dies Frauen sind. Vielmehr habe ich mir hier eher die Leistung der Personen angeschaut und für mich mitgenommen, was finde ich gut, was würde ich anders machen und warum – unabhängig vom Geschlecht.
Daher kann ich rückblickend für mich sagen, dass ich von allen Führungskräften in meiner Karriere über deren „Vorleben“, „Agieren“, den „Dialog“ und „Umgang mit Mitarbeitenden“ profitiert habe, um meinen eigenen Weg zu finden.
Cora Pypec im Videointerview
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Wie gehen Sie als Frau mit beruflichen Herausforderungen um und welche Erfahrungen haben Sie, gerade auch in Ihren diversen Führungspositionen, dabei gemacht?
Cora Pypec: Herausforderungen stehen sowohl in der Consulting-Tätigkeit wie auch in meiner Führungsrolle an der Tagesordnung – sei es entsprechendes Risikomanagement zu betreiben und Lösungen zu finden, mit unterschiedlichen Stakeholdern zu kommunizieren und vielleicht auch mal an der ein oder anderen Stelle „Tachelless-Gespräche“ zu führen, wenn es mal nicht rund läuft – egal ob es das eigene Projekt betrifft, die Projekte bzw. Leistung der eigenen Mitarbeiter:innen, Werteverletzungen oder für die eigenen Firma der Umgang mit Krisenzeiten wie Corona.
Eigentlich dreht es sich daher immer um das Handling von schwierigen Situationen jedweder Art – und hier ist meiner Erfahrung nach, eine direkte Kommunikation, ein souveräner Umgang mit schwierigen Situationen und eine gewisse Gelassenheit zu haben, um nicht handlungsunfähig zu werden, und vor allen Dingen, keine Angst davor zu haben in die Konflikte reinzugehen, wichtig.
Mir hilft es mir immer wieder vor Augen zu führen: ich kann nicht alles kontrollieren – ich kann nur mein Bestes geben und den Überblick behalten. Ich arbeite mit Menschen zusammen, die ihren eigenen Weg gehen, ihre eigenen Ideen oder auch eigene Vorstellungen haben – und das führt unweigerlich zu
Konflikten, denn der Markt ist in den letzten Jahren noch herausfordernder geworden. Letztendlich kann ich nur meinen Umgang hiermit kontrollieren, diesen beeinflussen und Ruhe bewahren.
Aus der Perspektive einer Frau in der Consultingbranche, was fällt Ihnen auf und welche Erfahrungen haben Sie gemacht?
Cora Pypec: Ich habe den Eindruck, dass Beratung immer noch verstärkt eine Männerdomäne ist – gerade wenn es um technische Beratung geht. Das heißt, ich arbeite viel mit Männern zusammen – sei es intern oder im Projekt. Und hier habe ich die Erfahrung gemacht, dass es wichtig ist authentisch zu bleiben, proaktiv unterwegs zu sein, Männern auf Augenhöhe zu begegnen und sich nicht selbst klein machen - dann läuft es auch. Ich versuche nicht wie ein Mann zu sein, sondern gehe meinen eigenen Weg und fordere meine Position letztendlich auch ein.
Wie sieht ein typischer Arbeitstag für Sie als Managerin aus?
Cora Pypec: Meine Woche ist ziemlich durchgetaktet, sodass ich Montagsfrüh immer prüfe, welche Termine die Woche über anstehen, wofür muss ich noch was vorbereiten, wo kann ich diese Zeiten einplanen, wo habe ich noch Pufferzeiten für Unvorhergesehenes – welches in der Regel immer passiert - und was sind konkrete Ergebnisse, die am Ende der Woche stehen sollten.
Ein einzelner typischer Arbeitstag ist dann geprägt von Kundenterminen, die eine gewisse Vor- und Nachbereitung beinhalten, Rücksprachen mit Mitarbeitenden halten, interne strategische Themen bearbeiten und vorantreiben, Bewerbungsgespräche führen und immer wieder mit meinem Kalender Tetris spielen, weil entweder der Kunde oder auch interne Stakeholder Termine schieben. Heißt, der Alltag ist niemals langweilig.
Die CINTELLIC Consulting Group wurde von Great Place To Work als einer der besten Arbeitgeber sowohl in Deutschland als auch in der Consultingbranche ausgezeichnet. Was tragen Sie dazu bei, dass Ihr Arbeitgeber so ein guter ist?
Cora Pypec: Ich versuche für ein gutes Arbeitsklima zu sorgen, in dem ich regelmäßig mit den Mitarbeitenden kommuniziere, sie fordere und fördere, Weichen stelle für eine Entwicklung und ihnen Gehör verschaffe – gleichzeitig allerdings auch alle in die Pflicht nehme und Selbstverantwortung fordere. Das CINTELLIC so ein guter Arbeitgeber ist liegt zum einen natürlich an dem Rahmen, den unsere Geschäftsführung gibt, aber auch den Menschen, die hier arbeiten und die Kultur pflegen.
Für mich persönlich ist der wichtigste Punkt: nur wenn ich selber Spaß bei der Arbeit habe, als Vorbild agiere, authentisch bleibe und klar in meinen Aussagen bin, kann ich persönlich einen Beitrag dazu leisten, dass CINTELLIC ein GPTW Arbeitgeber ist und bleibt.
Haben Sie die Erfahrung gemacht, dass Ihnen als Frau in der Rolle der Beraterin oder Managerin anders begegnet wird als männlichen Kollegen?
Cora Pypec: Ich habe lange überlegt, ob ich jemals den Eindruck hatte, dass man mir gegenüber anders aufgetreten ist als gegenüber einem männlichen Kollegen. Und ich kann hier nur sagen: nein – nicht, dass es mir bewusst aufgefallen ist.
Vielleicht bin ich demgegenüber auch „blind“ und fasse viele Dinge nicht als eine geschlechterspezifische Behandlung auf, wenn dies nicht konkret gesagt wird und entsprechend offensichtlich ist. Situationen, die ich teilweise von Kolleginnen mitbekommen habe, in denen sie eindeutig vom Kunden in eine Kategorie „Frau macht Kaffee“ gesteckt wurden, hatte ich nie. Auch bzgl. meiner Rolle im Management, wo ich in anderen Unternehmen mitbekomme, dass Männer teilweise der Meinung sind, dass Frauen in Managementpositionen nur deshalb sitzen, weil die Unternehmen eine Frauenquote erfüllen wollen bzw. müssen – kam mir gegenüber nie auf.
Vielleicht liegt es daran, dass ich nicht auf den Mund gefallen bin und, wenn mir jemand komisch kommt oder aus meiner Sicht „unfair“ gegenüber auftritt, ich entsprechend darauf reagiere – gerne mit einem flotten Spruch, um mein Gegenüber entsprechend in die Schranken zu weisen. Ich habe mir nie großartig Gedanken über Mann/Frau gemacht, sondern einfach das gemacht, was ich für richtig halte und was mir Spaß macht.
Wie können Frauen und Männer in der Consultingbranche dazu beitragen, eine positive Arbeitsumgebung zu schaffen, die Chancengleichheit und eine gleichberechtigte Behandlung fördert?
Cora Pypec: Wir sollten alle den Menschen sehen und nicht das Geschlecht, Stärken fordern und fördern, Ungerechtigkeiten, wenn sie wahrgenommen werden, ansprechen und entgegenwirken und das Selbstvertrauen bei Frauen stärken, auch wenn die Rahmenbedingungen nicht überall stimmen, dennoch Management Positionen einzunehmen, und konkretes Vorbild sein, dass wir für eine gleichberechtige Behandlung stehen.
Dazu gehört natürlich auch, die jeweilige Situation der Menschen zu berücksichtigen und entsprechende Rahmenbedingungen zu geben – dies gilt ja nicht nur bzgl. Frauen sondern auch bei Männern, die in meiner Wahrnehmung verstärkt in Elternzeit gehen, oder generell der Wunsch nach Teilzeitmodellen, die meines Erachtens immer mehr gefordert werden.
Welche Aspekte ihres beruflichen Alltags bereitet Ihnen die größte Freude?
Cora Pypec: Es gibt viele Aspekte, die mir Freude bereiten: Ich arbeite gerne mit Menschen zusammen, erarbeite gerne Lösungen und steuere diese dann auch gerne durch. Dabei lerne ich auch immer wieder neue fachliche Themen, neue Technologien oder auch neue Branchen kennen, habe die Möglichkeit, Unternehmen mit gestalten zu können und den Wachstum zu begleiten.
Zudem bereitet es mir auch Freude, wenn ich mein Knowhow und meine Erfahrung weitergeben kann – egal aus welcher Rolle heraus.
Wie schaffen Sie es, Ihre Arbeit und Ihr Privatleben in Einklang zu bringen und welche Faktoren unterstützen Sie dabei?
Cora Pypec: Prinzipiell denke ich, ist es wichtig: private Zeit ist Privatzeit – d.h. ich lege in meiner privaten Zeit das geschäftliche Mobiltelefon zur Seite und schalte ab. Daher habe ich bis heute auch mein privates Telefon beibehalten und habe mein geschäftliches Telefon abends, am Wochenende und auch im Urlaub nicht bei mir.
Das weiß auch mein geschäftliches Umfeld – das ist auch wichtig für das Erwartungsmanagement, denn nur dadurch kann ich entspannt meine private Zeit nutzen, ohne mich ständig zu fragen: Kommt jetzt doch noch was Wichtiges rein?
Welche Zukunftsvisionen haben Sie für Frauen in der Consultingbranche und welche Schritte müssen unternommen werden, um diese Visionen zu verwirklichen?
Cora Pypec: Ich wünsche mir, dass wir eigentlich von dem Thema: Frauen in der Consultingbranche weg kommen hin zu Persönlichkeiten in der Consultingbranche – unabhängig vom Geschlecht:
- dass wir keine explizite „Frauenförderung“ machen müssen, weil die Stärken des Individuums gesehen werden und entsprechend Rahmenbedingungen geschaffen werden.
- dass es keine Frauenquote mehr gibt, weil ausreichend Frauen aufgrund ihrer Expertise Führungspositionen bekleiden.
- dass Frauen über das Bild hinauswachsen, dass sie stärker und härter arbeiten müssen, um auf gleiche Positionen wie Männer zu kommen.
Was dazu getan werden muss? An dem Mindset aller und den Unternehmenskulturen arbeiten – und das benötigt Zeit und die richtigen Ansichten im Management wie auch bei meiner Firma. Und das Mindset beeinflussen kann ein jeder – dazu ist jeder aufgefordert.
Über die Person
Cora Pypec, aufgewachsen in Köln, studierte Medien-Planung, -Beratung und -Entwicklung in Siegen. Ihre berufliche Laufbahn ist seither geprägt von Tätigkeiten im Bereich Marketing & Vertrieb, in denen sie sowohl als Freelancerin wie auch als Angestellte in verschiedenen Firmen unterschiedlichster Branchen über 10 Jahre gearbeitet hat, bevor sie 2014 in die CRM-Beratung zur CINTELLIC Consulting Group gewechselt ist. Seitdem berät sie als Beraterin Unternehmen in deren digitalen... mehr
Weitere Informationen zum Unternehmen auf CONSULTING.de:

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