Pavol Sikula, AskBrian "Wir sprechen mit dutzenden Beratungshäusern über unbeliebte wiederkehrende Aufgaben"

Tools sollen Probleme lösen und als Werkzeug dienen. Welche Tools nutzen Sie persönlich regelmäßig? Und was macht für Sie ein gutes Tool aus?
Pavol Sikula: In 15 Jahren in der Managementberatung habe ich bereits einiges an hilfreichen Tools nutzen dürfen. Ein gutes Tool funktioniert einfach, ist robust, spart richtig Zeit und macht Freude, es zu bedienen. Ich nutze jetzt in meiner veränderten Rolle als Startup MD etwas andere Tools als zu meinen Beraterzeiten: Aktuell am meisten Monday, Hubspot, Jira, Dialogflow und natürlich unseren Brian. Ich spreche mit vielen Beratungen über deren Tool-Landschaften und Teile hier gerne meine Einsichten.
Welche Entwicklung haben Sie in den letzten Jahren hinsichtlich neuer Tools in der Consultingbranche feststellen können?
Pavol Sikula: Bereits vor Corona sind immer häufiger Analytics- und Visualisierungstools (insb. Tableau, Power BI) zum Einsatz gekommen und die Zusammenarbeit ist durch To-do Management Tools (insb. Asana und Trello) verbessert worden. In der Krise haben verständlicherweise die Kommunikationsplattformen (Zoom und Slack, allen voran aber MS Teams) den Turbo eingelegt. Spannend ist auch der Vormarsch neuer Tool-Gattungen, welche die Zusammenarbeit visuell unterstützen (insb. Miro) sowie Echtzeit-Meinungsumfragen (insb. Mentimeter). Wir freuen uns auch über den Trend zu AI-gestützen Tools.
Auf welche Tools kann verzichtet werden bzw. welche Eigenschaften machen ein Tool überflüssig? Welche Situation muss eintreten, dass Sie sich nach mehrfacher Anwendung gegen die weitere Verwendung entscheiden?
Pavol Sikula: Grob gilt: Je größer die Beratung, desto mehr Tools werden genutzt. Basierend auf unserer Erfahrung sind bei Beratungshäusern normalerweise 30 bis 150 unterschiedliche Tools und Datenbanken im Einsatz. Bei der Tool-Portfolio-Bereinigung wird die Nutzerzufriedenheit, Nutzungshäufigkeit, Wichtigkeit, Datenschutz & Datensicherheit wie auch die Kosten / der Business Case berücksichtigt. Einige Beratungen experimentieren auch mit Eigenentwicklungen, was nur in seltenen Fällen sinnvoll und nachhaltig ist.
Mit Tools sollen spezielle Probleme effizienter gelöst werden. Für welches Problem oder Bedürfnis ist Ihre Software Brian entwickelt worden?
Pavol Sikula: Der Auslöser für die Entwicklung unseres digitalen Assistenten für Berater war die komplette und formattreue Übersetzung von Unterlagen – Übersetzungen von Projektangeboten, Case Studies, Unterlagen für den Betriebsrat oder für einen fremdsprachigen Spezialisten. Gleich oft wird Brian nach Unternehmensanalysen gefragt und um Slide Graphics gebeten. In Summe haben wir ca. 50 wiederkehrende Aufgaben der Managementberater auf dem Schirm, welche wir skuzessive automatisieren.
Haben Sie sich bei der Entwicklung von Brian bei anderen Tools inspirieren lassen? Haben Sie sich aufgrund Ihrer Erfahrungswerte auch bewusst gegen Anwendungen bei Ihrer Software entschieden?
Pavol Sikula: Wir schauen sehr viel nach links und rechts, denn wir wollen nicht das Rad neu erfinden, sondern das perfekte Gefährt für unsere Zielgruppen bauen. Eine Inspiration für uns sind Think-Cell (Produktivitätssteigerung von Beratern und Knowledge-Workern), Statista (Integration einer Vielzahl von Datenquellen in einer Lösung), DeepL (DSVGO-konforme Übersetzungen) und Amy von x.ai (intelligenter Terminplanungsassistent über E-Mail).
Ist Brian intuitiv anwendbar oder bedarf es einer gewissen Übungszeit?
Pavol Sikula: Wir treiben die Vereinfachung auf die Spitze: „Schicke mir die Analyse von Tesla“ – eine solche E-Mail oder MS Teams Nachricht reicht, um ein strukturiertes Informationspaket zu Millionen von Unternehmen zu bekommen. Keine Logins, Plugins, Menüs… einfach anfragen, was man braucht. Nur Gedankenübertragung wäre wohl für den User einfacher. Aber wie auch bei der Zusammenarbeit mit Menschen, man muss sich aneinander gewöhen. Brian hilft mit Hinweisen dabei.
Welche Chancen und Risiken sehen Sie in Remote-Work für die Nutzung von Brian? Jetzt, wo ein Großteil der Kommunikation nur noch über E-Mails oder Messenger stattfindet, kann ein weiteres E-Mail-basiertes Tool nicht zu einem Nachrichten-Overload führen?
Pavol Sikula: Im Zuge der Corona-Krise sehen wir eine deutlich erhöhte Offenheit gegenüber digitalen Tools. Wie es auch Satya Nadella bereits im April letzten Jahres zusammengefasst hat: “Zwei Jahre digitaler Transformation in zwei Monaten.“ Das sagte er bereits im April 2020. Wir sehen in der Beratungsbrache auch einen sehr starken Shift von E-Mail zu MS Teams – die ganze interne Kommunikation und große Teile des Wissensmanagement migrieren zu MS Teams – und genau da ist Brian seit Anfang Juni auch unterwegs.
Wo fehlen Ihrer Meinung nach noch weitere Tools für die Consultingbranche?
Pavol Sikula: Wir sprechen mit Dutzenden Beratungshäusern über unbeliebte wiederkehrende Aufgaben und ermutigen unsere Ansprechpartner, deren Tool-Wünsche zu äußern. Sehr häufig kommen die folgenden drei Wünsche, für welche es jedoch noch keine technisch ausgereifte Lösung gibt:
- „PMO-tracker“: Ein Tool, welches regelmäßige Inputs für das Projektoffice anfragt, bei Nichtlieferung nachhakt und in einer gewünschte Form zusammenträgt.
- „Scribble to Slide“: Ein Tool, welches in der Lage ist, handgemalte Skizzen in ansehnliche Slides zu überführen.
- „Beautify“: Ein Tool, welches neben einer formellen Prüfung von Präsentationen auch die Slides Corporated-Identity-konform verschönert.
Es bleibt spannend. Die Entwicklung geht weiter und wir freuen uns darauf diese mit Brian aktiv mitzugestalten.
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Roland Berger

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