Gregor Bleis, Q_PERIOR Zeit für Information, Reflexion, Matching | Wann, wenn nicht jetzt?

Krisen schaffen neben aller Unsicherheit immer auch Klarheit. In der aktuellen Corona-Krise richtet sich das viel zitierte "Brennglas" auch auf das Consulting Business, auf Beratungsfirmen und BeraterInnen und liefert - bei konsequenter Anwendung und richtigem Objektiv – mitunter neue, wertvolle Erkenntnisse. Erkenntnisse mit Blick auf die eigene Position im Unternehmen, auf individuelle Entwicklungsmöglichkeiten oder auf Fragen wie "Worauf setzt mein Arbeitgeber tatsächlich? Wie tickt er wirklich?". Dinge, die gerade in Krisenzeiten besonders deutlich werden.
Ein idealer Zeitpunkt also, um genauer hinzuschauen, zu reflektieren, abzugleichen und die richtigen Schlüsse zu ziehen.
Schritt 1: Gezielte Informationsbeschaffung lenkt den Blick aufs Wesentliche
In der Krise zeigt sich der wahre Charakter. Es geht ums Eingemachte. Im Positiven wie im Negativen. Und ganz ohne Wertung bietet sich gerade in der Krisenbewältigung ein sehr klarer Blick auf das eigentliche Wesen, auf die DNA eines Beratungshauses.
Welche Fragen sollten sich BeraterInnen also hier und heute stellen?
- Wie sieht das Krisenmanagement meines Arbeitgebers aus: bedacht, planvoll, mit ruhiger Hand, transparent, …?
- Wie stabil und sicher sind Kundenbasis, Projektlage, finanzielle Unternehmenssituation: breit, beständig, vertrauensvoll, liquide, unabhängig, transparent, …?
- Wie ist der Umgang mit mir persönlich, mit den Mitarbeitern grundsätzlich in der Krise: (Probezeit-) Kündigungen nicht als Mittel der Wahl, moderate und nachvollziehbare Kosteneinsparungen, offene und zeitnahe Kommunikation, vertrauensvoller Umgang mit dem Thema Home-Office, …?
- Wie sieht der langfristige Plan über Corona hinaus und wie eine grundsätzliche Krisen-Strategie aus: Vision & Langfriststrategie, Mitsprache, Szenario-Planungen, Notfallpläne, gesundes/profitables Wachstum, Unabhängigkeit, Transparenz, …?
In diesem ersten Schritt der Informationsbeschaffung geht es aber nicht nur um Krisenfragen, sondern auch um Grundsätzliches, um Nachschärfen und Verstärken – triggered by Corona. Von zentraler Bedeutung ist in diesem Zusammenhang die Frage: Wofür genau steht mein Arbeitgeber?
- Was ist das Kerngeschäft: Was sind die strategischen Geschäftsfelder und Themen (Strategie 202x?), was stiftet echten Mehrwert für Kunden, worin wird in einer wie auch immer gearteten Zukunft weiter investiert, womit Geld verdient, was wird künftig gefördert, …?
- Was charakterisiert die Zusammenarbeit mit Kunden und Kollegen, die Arbeitsatmosphäre: Flughöhe, Intensität, Hierarchie, Entscheidungsstrukturen, persönliche Sichtbarkeit & eigener Wirkungsgrad, Teamplay, Stimmung, Karrierelogik (up or out, individuell), …?
- Wie wird "Top Mitarbeiterqualität" definiert: Was sind die Voraussetzungen für Karriere, Förderung, Anerkennung, …?
Schritt 2: Die kritische Reflexion auf den eigenen "Kern" ist entscheidend
Erfolgreiche Beratungen brauchen sowohl BeraterInnen mit Unternehmerqualitäten als auch "geländegängige" ExpertInnen. BeraterInnen mit besonderen Stärken im Sinne von Erfahrung, Kompetenzen, Wissen, Persönlichkeit und Netzwerk. Der gängige Beraterkontext stellt in der Regel auf diese Stärken ab. Zugegeben – Stärken qualifizieren. Aber das allein reicht nicht aus. Was am Ende differenziert und als BeraterIn erfolgreich macht, ist das – schwer kopierbare, ureigene, ausbaufähige und wirkungsvolle – Zusammenspiel von Stärken. Ganz im Sinne von "Kernkompetenz".
Das führt zu der Frage: Wofür genau stehe also ich? Was ist mein Kern, meine Kernkompetenz?
- Was kann ich besonders gut und vor allem besonders gut kombinieren? Wo gehöre ich zu den Besten? Wo habe ich den höchsten Wirkungsgrad?
- Was ist mein persönlicher "Business Case" beziehungsweise meine persönliche "Value Proposition"?
- Wohin will ich mich konkret entwickeln?
- Was ist mir wichtig, wofür brenne ich?
- In welchem Rahmen, in welchem Umfeld habe ich Spaß, Top Ergebnisse zu erzielen?
Schritt 3: Das Matching von Information und Reflexion macht die Sache rund
Brand, Cash und Job Title sind immer noch häufig ausschlaggebend bei der Wahl des Consulting-Arbeitgebers. Das sorgt nicht selten für durchgetaktete Job-Hopping-Karrieren mit oftmals "the same in green". Wobei – und das gehört auch zur Wahrheit: Die Geschmäcker sind verschieden.
Wer in Krisenzeiten und vor allem auch darüber hinaus Erfolg gerade in Verbindung mit "Purpose", Erfüllung und einer gewissen Beständigkeit sucht und hier aufs richtige Pferd setzen will, braucht dafür drei sorgfältige Matchings auf der Grundlage von Information und Reflexion:
- Matching der persönlichen Idealvorstellung mit der gelebten Krisenbewältigung des Arbeitgebers
- Matching der eigenen Kernkompetenz mit dem Kerngeschäft des Arbeitgebers
- Matching des eigenen Antriebs mit dem "Wie & wofür brennt und lebt mein Arbeitgeber?"
Schritt 4: Die richtigen Schlüsse ziehen
Im Wesentlichen lassen sich daraus drei Szenarien mit unterschiedlichen Schlüssen ableiten.
- Alle drei Matchings zeigen sehr viel oder sogar komplette Übereinstimmung: Glückwunsch! Der aktuelle Arbeitgeber ist genau der richtige.
- Alles passt, nur das Matching in Sachen Krisenbewältigung hinkt. Hier heißt es achtsam bleiben, sich selbst kritisch fragen: "Wie groß sind meine persönlichen Schmerzen mit der Krisenbewältigung meines Arbeitgebers? Kann ich das vor mir und meinem engsten privaten Umfeld noch vertreten? Bin ich direkt betroffen?". Dazu die klare Empfehlung: alternative Karriereoptionen prüfen, neue Kontakte knüpfen, das eigene Karrierenetzwerk aktivieren und herausfinden: "Wie verhalten sich andere, wie die Wettbewerber diesbezüglich?". So bleibt man jederzeit handlungsfähig und in seiner Entscheidung unabhängig.
- Mindestens zwei von drei Matchings zeigen wenig bis keine Übereinstimmung. In diesem Fall sollte definitiv und zügig damit begonnen werden, nach dem besseren bzw. optimalen Match zu suchen – in oder außerhalb der Consulting-Branche. Und zwar je früher desto besser. Zum eigenen (Karriere-)Wohl.
Wann, wenn nicht jetzt?
In einer Zeit, die ein starkes Brennglas eben auch auf die Consulting-Branche wirft, bietet sich die seltene Chance, wertvolle Erkenntnisse zu gewinnen, sich tiefgreifendere Gedanken zu machen und den optimalen Match zu suchen oder diesen vielleicht auch zu bestätigen.
Das bedeutet aber auch, ein Stück weit aus der eigenen Komfortzone herauszutreten, sich die Zeit zu nehmen, Fragen zu stellen und in den Austausch zu gehen, um für sich Antworten zu finden. Für die es dann auch die Bereitschaft - und vielleicht auch den Mut - braucht, dir richtigen Konsequenzen zu ziehen. Es ist an Ihnen.
Über den Autor:

Gregor Bleis begleitet und gestaltet seit über sechs Jahren als Recruiting Lead den Wachstumskurs von Q_PERIOR. Q_PERIOR beschäftigt mittlerweile über 1250 ManagementberaterInnen, die für Digitalisierung, Innovation, ständige Weiterentwicklung und höchste Qualität stehen, mit unterschiedlich ausgeprägten Kernkompetenzen an der Schnittstelle von Business & IT.
cb
Weitere Informationen zum Unternehmen auf CONSULTING.de:

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