Deutsche Banken zweifeln am aktuellen Geschäftsmodell
Sopra Steria Consulting/ F.A.Z-Institut-Studie:
Drei von vier Bankmanagern in Deutschland sehen für die kommenden drei Jahre einen erheblichen Korrekturbedarf am Geschäftsmodell des eigenen Geldinstituts. Zudem sollen die Digitalisierungsmaßnahmen umfassender koordiniert werden.

Weniger als jede dritte Bankinstitut verfügt derzeit über eine ganzheitliche Digitalstrategie. Als Option für eine Neuausrichtung rücken digitalen Banking-Plattformen in den Fokus. Jede vierte Bank möchte künftig eine eigene Plattform betreiben und neben dem Angebot eigener Finanzprodukte ein Netzwerk bankfremder Produkt- und Vertriebspartner steuern. Das sind Ergebnisse der Studie "Branchenkompass Banking 2018" von Sopra Steria Consulting und dem F.A.Z.-Institut.
Digitalstrategie für Bankinstitute wichtig
93 Prozent der befragten Bankmanager bestätigen, dass es in ihrer Bank eine Strategie zu Plattformen gibt. Während 39 Prozent ein immenses Geschäftspotenzial darin sehen, Kunden über eigene Plattformen umfassend zu begleiten und sich für bankfremde Produkte zu öffnen, streben 28 Prozent der Banken den Aufbau eines eigenen digitalen Ökosystems an. Demgegenüber tendieren 35 Prozent der Institute dahin, ihre Leistungen auf lukrativen Online-Marktplätzen zu integrieren. 30 Prozent wollen zweigleisig fahren.
"Eine reine Finanzdienstleistungsplattform wird nicht ausreichen, um genügend Kunden anzuziehen. Hierfür müssen Banken Partner aus einer Vielzahl von Branchen finden und deren Angebote optimal verknüpfen", sagt Stefan Lamprecht, Devision Director Banking und Mitglied der Geschäftsleitung von Sopra Steria.
Google, Amazon, Facebook und Apple auf dem Vormarsch
Mehr als die Hälfte der befragten Bankentscheider befürchtet bereits, dass existierende Plattformen große Marktanteile zulasten der etablierten Kreditinstitute gewinnen werden. Der Start von Google Pay und Apple Pay hat die Branche aufhorchen lassen. Vor allem die globalen Technologiekonzerne Google, Amazon, Facebook und Apple (GAFA) werden nun von mehr Instituten als Bedrohung wahrgenommen als 2017. Das gilt auch für Vergleichsportale wie Check 24 und Verivox. Mehr als jeder dritte Bankmanager sieht die genannten Plattformen durch ihre wachsende Kundenmacht als Konkurrent.
Neue digitale Angebote
Viele neue digitale Angebote wie mobile Zahlungsdienste, Multibanking-Apps sowie ein breiteres Angebot auf der eigenen Website spielen dabei eine wichtige Rolle. Jede dritte Bank forciert die Einbindung branchenfremder Produkte, beispielsweise von Einzelhändlern. Ebenso viele wollen ihre Leistungen stärker extern vermarkten, beispielsweise Finanzierungen auf Händlerseiten.
Was in den Banken mangelt, ist ein digitales Gesamtkonzept. Zwar ist in jedem zweiten Institut Digitalisierung Chefsache. Allerdings bestätigen nur 39 Prozent der befragten Bankenentscheider in ihrem Institut eine bereichsübergreifende Zusammenarbeit oder eine gemeinsame Erarbeitung von Prozessen bei der Digitalisierung. Nur 22 Prozent der Banken binden zudem alle ihre Mitarbeiter in den Digitalisierungsprozess ein und schulen sie auch entsprechend.
Zur Studie: Im Frühjahr 2018 führte das Marktforschungsinstitut Research Now im Auftrag von Sopra Steria Consulting und dem F.A.Z-Institut eine Befragung von 109 Fach- und Führungskräften von Banken mit Bilanzsummen über 500 Millionen Euro durch. Als Befragungsmethode wurde CAWI (Computer Assisted Web Interviewing) eingesetzt.